Machtdemonstration, Land gut machen, Verluste beschönigen: Das sind Dinge, die Wladimir Putin seit mehr als zwei Jahren vor seinen Landsleuten praktiziert. Seine "Spezialoperation" in der Ukraine, die eigentlich nur einige Tage dauern sollte, läuft noch immer. Mit verheerenden Folgen für beide Seiten.
Zehntausende Menschen sind deshalb bereits gestorben, noch mehr haben alles verloren, was ihnen wichtig war. Wie hoch die genauen Opferzahlen jedoch sind, kann nur geschätzt werden. Darüber sprechen, wollen sowohl die Ukraine als auch Russland aus taktischen Gründen natürlich nicht.
Bis jetzt. Denn Putin hat sich nun verplappert. Erstmals hat er angedeutet, wie hoch die Verluste sein könnten. Bisher waren die Zahlen sehr offensichtlich geschönt – und viel zu niedrig.
Kürzlich sprach der russische Machthaber über die ukrainischen Verluste, die eigenen wiederum seien viel geringer.
So sagte Putin: "Nach unseren Berechnungen verliert die ukrainische Armee etwa 50.000 Menschen pro Monat." Davon sei die Hälfte verwundet, die andere Hälfte tot. Wichtig: Das ist russische Propaganda, diese Vermutungen Putins können nicht unabhängig überprüft werden.
So weit, so gut, doch dann lehnte sich Putin in seinem Stolz wohl etwas zu weit aus dem Fenster, als er sagte, Russlands Verluste seien "fünfmal" niedriger als die der Ukraine.
Das bedeutet somit konkret, dass Putin erstmals andeutet, dass die russische Armee 10.000 Soldaten pro Monat verliere, 5000 davon seien tot. Pro Jahr wären das rund 60.000 getötete Soldaten.
Doch auch hier: Unabhängigen Schätzungen zufolge liegen die russischen Verluste deutlich höher – und in keinem Fall fünfmal niedriger als die der Ukraine. Laut der britischen Regierung etwa könnte die Zahl rund 465.000 verwundete und tote Soldaten betragen.
Der geschasste Verteidigungsminister Russlands, Sergei Schoigu, hatte damals nach sechs Monaten Krieg die gefallenen Soldaten auf 5937 beziffert.
Doch Russlands Diktator geht noch einen Schritt weiter: Ihm reichen die Annexion der Krim und der Einmarsch in die Ukraine offenbar nicht. Das gesamte besetzte Gebiet soll nun noch einen neuen Namen erhalten.
Die völkerrechtswidrig annektierten Gebiete der Ukraine – Donetsk, Luhansk, Cherson, Saporischschja und die Krim – sollen neusten Meldungen zufolge zu einem Föderationskreis werden und künftig "Neurussland" heißen. Das teilte der Leiter der regionalen Militärverwaltung Luhansk, Artem Lysohor, auf Telegram mit.
Er schreibt dort:
Über den Namen solle es keine Diskussion geben. Es gebe nur die eine Option.
Der Plan hat die Folge, dass diese Gebiete keinen Rechtsstatus haben. Außerdem kündigte Lysohor an, dass die Preise für Wohnraum und Dienstleistungen in Luhansk ab dem 1. Juli um 30 Prozent steigen sollen.
Zudem gibt es Berichte, die nahelegen, dass Schulkinder in dem Gebiet ab September die lokale Geschichte anhand eines eigens auf persönlichen Anweisungen Putins entwickelten Lehrbuchs lernen sollen.