Im Kampf gegen den Aggressor Russland zeigen sich die Ukrainer:innen einfallsreich. Bild: AP / Efrem Lukatsky
International
Russland kam, sah und siegte? Nicht in der Ukraine. Das Land hält dem brutalen Angriffskrieg seines Nachbarlands Stand. Dafür greifen die Ukrainer:innen auch auf kuriose Mittel zurück. Eine effektive Waffe gegen die Russen besteht hauptsächlich aus Luft und erinnert eher an eine Hüpfburg für Kindergeburtstage.
Sie sind riesig, sehen täuschend echt aus und verführen die Russen dazu, ihre wertvollen Raketen zu verballern: aufblasbare Täuschkörper wie etwa Panzer.
Neu: dein Watson-Update
Jetzt nur auf Instagram: dein watson-Update!
Hier findest du unseren
Broadcast-Channel, in dem wir dich mit den watson-Highlights versorgen. Und zwar nur einmal pro Tag – kein Spam und kein Blabla, versprochen! Probiert es jetzt aus. Und folgt uns natürlich gerne
hier auch auf Instagram.
Ukrainer setzen auf die Kriegskunst der Täuschung
Aufblasbare oder aus Holz angefertigte Attrappen sind für Satelliten, Luftaufklärung und Radar kaum von echten Militärfahrzeugen unterscheidbar. So berichtet die "Washington Post" im August, dass russische Truppen in wenigen Wochen zehn Kalibr-Marschflugkörper auf hölzerne Himars-Abschussrampenattrappen abgefeuert hätten. Pro Stück haben sie so circa eine Million Euro verschossen.
Aufblasbare Attrappen von schweren Militärfahrzeugen wie Panzer sollen den Feind täuschen.Bild: dpa / Michael Heitmann
Die Attrappen verleiten den Feind dazu, teure Raketen sinnlos zu verschießen. Eine Taktik, die man bereits aus den beiden Weltkriegen kennt.
Amerika setzte auf aufblasbare Panzer im Zweiten Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg imitierten etwa französische Truppen mit alten Weinfässern großkalibrige Geschütze. Im Zweiten Weltkrieg setzten erstmals die Amerikaner auf aufblasbare Fahrzeuge. Mit diesem Täuschungsmanöver konnten sie die Wehrmacht überzeugen, es würde sich um eine echte Truppe handeln. Doch die Geisterarmee war nichts als heiße Luft.
Für diese Missionen war etwa die Spezialeinheit, die 23rd Special Troops, verantwortlich. Die 1100 Mann starke Truppe bekämpfte nicht nur mit aufblasbaren Panzern den Feind, sondern auch mit Fake-Flugzeugen und falschen Lazaretten. Laut "Stern" gehörten sogar komplette Gebäude aus Gummi zu ihrer Ausstattung. Eine Inspiration für die Ukraine? Das Geschäft um aufblasbare Militärfahrzeugen boomt jedenfalls.
Tschechien stellt aufblasbare Panzer her
Die Firma Inflatech aus Tschechien baut Panzer aus Kunstseide und Luft. Die Auftragsbücher sind angesichts der angespannten Sicherheitslage in Europa voll.
In einer Halle in der Grenzstadt Děčín sitzen Näherinnen an Maschinen, um grüne Stoffbahnen zusammenzufügen. Für das Unternehmen Inflatech stellen sie aufblasbare Attrappen von schweren Militärfahrzeugen her. Seit einem Jahr, also seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, hat man hier mehr Arbeit als ohnehin schon.
Eine Arbeiterin näht in der Firma Inflatech Stoff zusammen.Bild: dpa / Michael Heitmann
Vieles ist streng geheim. Monatlich könne seine Firma rund 35 Attrappen herstellen, sagt Geschäftsführer Vojtech Fresser der Nachrichtenagentur dpa. Die Vorteile der Täuschungstechnik liegen für ihn auf der Hand. Seine Produkte wie aufblasbare Kampf- und Schützenpanzer kosteten umgerechnet zwischen 10.000 und 100.000 Euro – immer noch ein Klacks hinsichtlich der potenziellen Millionenverluste des Feindes.
"Wenn man kein Fernglas zur Hand nimmt, kann man aus 150 bis 200 Metern Entfernung nicht mehr unterscheiden, ob es sich um echte Technik oder eine Attrappe handelt", sagt Fresser. Viel wichtiger sei es indes, die Wärme- und Radarsignatur vorbildgetreu nachzuahmen. Wie genau das geschieht, will er nicht verraten.
Täuschend echt: ein aufblasbarer Lockvogel des High Mobility Artillery Rocket System (HIMARS). Bild: AP / Petr David Josek
Nur so viel: Eine eigens konstruierte Vorrichtung sorge dafür, dass die Bereiche warm seien, die warm sein sollten. In den aufblasbaren Attrappen steckt demnach jede Menge Hightech. Auch die Russen greifen auf diese Täuschungsmanöver zurück.
Russland setzt ebenfalls auf Lockvögel aus heiße Luft
Bereits 2009 berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti über Attrappen von russischen Kampfpanzern der Typen T-72 und T-80, vom Flugabwehrsystem S-300 und Su- und MiG-Kampfjets. Auch strategische Raketensysteme wie Iskander oder Topol-M versucht Moskau demnach mit den Nachbildungen zu schützen.
Russische Militärblogger berichteten, dass es spezielle Einheiten in der russischen Armee gebe, die sich auf solche Täuschungsmanöver spezialisiert hätten.
(Mit Material von dpa)
Russland und das abgeschottete Nordkorea nähern sich politisch immer weiter an. Im Juni dieses Jahres besuchte der russische Machthaber Wladimir Putin Nordkorea. Es waren 24 Jahre seit seinem ersten Besuch vergangen.