Kremlchef Wladimir Putin isoliert sich zunehmend – und wird dadurch laut Expert:innen immer gefährlicher.Bild: IMAGO images/SNA
International
Es ist ein Schicksal, das schon viele Diktatoren in der Geschichte ereilt hat. Der Kreis der Vertrauten wird immer kleiner und die Machthaber immer paranoider. Weil sie kritische Stimmen und Widerworte nicht zulassen, umgeben sich viele Diktaktoren auf kurz oder lang mit immer mehr Ja-Sagern.
Laut internationalen Beobachter:innen trifft das auch auf Russlands Präsidenten Wladimir Putin zu. Der US-Think-Tank Rand bescheinigt dem Kremlchef jetzt, "kaum noch wirtschaftlichen oder militärischen Rat" außerhalb seines inneren Kreises zuzulassen.
Schon während der Corona-Pandemie hatte sich Putin immer mehr zurückgezogen. Aus Angst vor Ansteckungen empfing er Staatsgäste nur noch an einer langen Tafel. Die Bilder von den kuriosen Staatsempfängen gingen anschließend um die Welt.
Wladimir Putin und Bundeskanzler Olaf Scholz bei einem Staatsbesuch im Februar 2022. Bild: imago images/ZUMA Wire
Immer wieder kamen auch Gerüchte um Putins Gesundheitszustand auf. Der Präsident sei schwerkrank, hieß es, geleakte Geheimdienstdokumente deuteten auf Chemotherapien gegen eine Krebserkrankung hin.
Wegen eines internationalen Haftbefehls gegen Putin, der nach Einschätzung des Internationalen Strafgerichtshofs Kriegsverbrechen in der Ukraine zu verantworten hat, ist die Bewegungsfreiheit des Kremlchefs ohnehin stark eingeschränkt.
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Ukraine-Krieg: Putins Isolation macht ihn noch gefährlicher
Die Expert:innen vom amerikanischen Think-Tank Rand analysierten nun, dass die Eskalationsgefahr im Ukraine-Krieg durch Putins Isolation steige. Denn neben dem toten Söldner-Boss Jewgeni Prigoschin, der Ende August bei einem Flugzeugabsturz nahe Moskau ums Leben kam, könnte bald noch ein weiterer langjähriger Vertrauter Putins wegbrechen: Verteidigungsminister Sergei Schoigu.
Putin hatte Schoigu, der die militärischen Rückschläge im Ukraine-Krieg zu verantworten hat, kürzlich ein Ultimatum gesetzt. Schoigu solle Russlands Position im Donbass bis Oktober verbessern. Welche Konsequenzen ein Scheitern hätte, ließ Putin offen.
Laut der Analyse von Rand würden dann noch größer angelegte Luft- und Raketenangriffe gegen die ukrainische Bevölkerung immer wahrscheinlicher werden. Deshalb fordern die Expert:innen Luftabwehrraketenlieferungen an die Ukraine, um diese Angriffe abzuwehren.
Denn: Sollte die ukrainische Luftabwehr solche Luftschläge gegen Zivilist:innen nicht verhindern können, drohe möglicherweise eine "Eskalationsspirale" durch ukrainische "Vergeltungsschläge" in Russland.
Eine verletzte Frau vor ihrem Haus, das durch einen russischen Raketenangriff in der Region Donezk beschädigt wurde.Bild: AP / Alex Babenko
Zuletzt warnte der Ukraine-Experte des österreichischen Bundesheers, Markus Reisner, davor, die Teilerfolge der Ukraine bei ihrer Gegenoffensive gegen das russische Militär zu überschätzen. "Es müssten alle Alarmglocken schrillen, dass nach 117 Tagen Gegenoffensive noch kein operativer Durchbruch gelungen ist", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Auch Reisner urteilte, dass die Ukraine zu wenig Kriegsgerät erhalte, auch um sich gegen die russischen Luftschläge im Hinterland zu wehren. "Nur mit einer verstärkten Fliegerabwehr wären Treffer auf die kritische Infrastruktur zu minimieren." Sollte erneut die Stromversorgung des Landes schwere Schäden davontragen, breche das Rückgrat auch für die Rüstungsproduktion weg.
(mit Material von dpa)
Mehr als zweieinhalb Jahre nach Wladimir Putins Ankündigung, Kiew innerhalb weniger Tage einzunehmen, setzt sich das Töten, Sterben und Verwunden an der ukrainischen Front ungebremst fort. Den gefährlichen Kampfeinsatz versüßt der russische Machthaber seinen Soldaten mit stetig steigenden Solden.