Während in der Ukraine der Krieg tobt, haben Strafermittler:innen und Mitarbeitende des Geheimdienstes alle Hände voll zu tun. Dabei geht es etwa um Kollaborateur:innen, die in den von Russland besetzten Gebieten für die Besatzer arbeiten und Anwohner:innen denunzieren.
Allein diese Taten wirken für die meisten Ukrainer:innen als unverzeihlich. Doch was eine Frau in der Region Cherson nun vorgeworfen wird, dürfte den Einwohner:innen noch saurer aufstoßen.
Der ukrainische Geheimdienst SBU teilte nämlich am Dienstagnachmittag mit, eine "Verräterin" entlarvt und verhaftet zu haben. Und das, was sie getan haben soll, könnte wohl einer der Gründe dafür sein, warum das russische Militär einigermaßen gut auf die ukrainische Gegenoffensive vorbereitet war.
Denn bei der Frau handelt es sich nicht um eine Zivilistin, die versuchte, ihr eigenes Leben zu retten – wie man es bei vielen Kollaborateur:innen in den besetzten Gebieten annimmt. Nein, die Frau war laut dem SBU "Vertragsbedienstete einer der in der Region stationierten Streitkräfte der Ukraine". Sie soll auch an der Front aktiv gewesen sein.
Doch sie soll vom russischen Geheimdienst bezahlt worden sein. Auf dessen Anweisung sammelte die Frau offenbar Informationen über Drohnen der Sicherheits- und Verteidigungskräfte. Demnach habe sich das Interesse Russlands vor allem um die Standorte der ukrainischen Aufklärungsdrohnen am rechten Ufer des Flusses Dnipro in der Region Cherson gedreht.
Weiter schreibt der Geheimdienst in seiner Mitteilung auf Telegram:
Für den Fall, dass sie die Aufgaben des Feindes erfolgreich erfüllt, hätte Russland ihr versprochen, sie zu "evakuieren" und ihr einen russischen Reisepass auszustellen.
SBU-Beamte nahmen die mutmaßliche Täterin den Angaben zufolge fest, als sie versuchte, geheime Informationen über ukrainische Militäreinrichtungen zu erlangen.
Den Ermittlungen zufolge sei die Frau von einem Offizier des russischen Militärnachrichtendienstes GRU rekrutiert worden – weil sie sich offenbar in verschiedenen militärischen Gruppen im sozialen Netzwerk VKontakte herumtrieb – dieses Netzwerk ist in der Ukraine verboten.
Später habe die Frau über einen Messenger Informationen in Form von elektronischen Koordinaten mit Fotos von Objekten übermittelt. Die Beamten beschlagnahmten den Angaben zufolge ein Mobiltelefon, das sie für die Kommunikation mit dem GRU verwendet haben soll.
Die mutmaßliche Täterin befindet sich laut dem SBU in Haft. Ihr droht wegen Hochverrats unter Kriegsrecht eine lebenslange Freiheitsstrafe.