Einsatzkräfte in Charkiw, nachdem eine Rakete ein Wohnhaus getroffen hat.Bild: imago images / zuma press wire
International
Seit mehreren Wochen ist eine neue Phase in Russlands Krieg in der Ukraine eingeläutet: Putins Armee hat die Anzahl seiner Attacken hochgefahren und die Ukraine an mehreren Orten in der Region Charkiw angegriffen. Expert:innen spekulieren seitdem, was der Zweck dieser neuen Offensive sein könnte und wie lange diese wohl dauern wird.
Wird Russland womöglich die zweitgrößte Stadt der Ukraine einnehmen können? Eher nicht. Die Ukraine teilte am Freitag mit, die russische Bodenoffensive gestoppt zu haben. Ein Experte äußert derweil eine Vermutung zu einer schlimmen Strategie hinter den russischen Angriffen.
Watson ist jetzt auf Whatsapp
Jetzt auf Whatsapp und Instagram: dein watson-Update! Wir versorgen dich
hier auf Whatsapp mit den watson-Highlights des Tages. Nur einmal pro Tag – kein Spam, kein Blabla, nur sieben Links. Versprochen! Du möchtest lieber auf Instagram informiert werden?
Hier findest du unseren Broadcast-Channel.
Ukraine hat Charkiw-Offensive wohl vorerst gestoppt
Die ukrainische Armee erklärte auf ihren Kanälen, die "Verteidigungskräfte haben die russischen Truppen im Bereich Charkiw gestoppt und führen Gegenoffensiven durch".
Die russische Armee hätte sich in Kämpfen um die Stadt Wowtschansk "völlig verzettelt und sehr hohe Verluste bei den Angriffseinheiten erlitten", erklärte Armeechef Oleksandr Syrskyj. Für den Versuch, die Stadt einzunehmen, verlege Russland derzeit "Reserven aus verschiedenen Bereichen" – jedoch ohne Erfolg, fügte er hinzu.
Das etwa fünf Kilometer von der russischen Grenze entfernte Wowtschansk steht derzeit im Zentrum der Bodenoffensive, die Russland vor zwei Wochen im Nordosten der Ukraine gestartet hatte.
Russland: Keine Einnahme Charkiws – dennoch Grund zur Sorge
Auch Militärökonom Marcus Keupp hatte zuvor in einem Interview dem ZDF mitgeteilt, dass die Ukraine wohl die russische "Frühjahrsoffensive" gestoppt habe.
Dabei habe die ukrainische Armee "nicht einmal so viele neuartige Waffensysteme" eingesetzt. Primär habe sie vor allem mit Artillerieangriffen Erfolg gehabt. Diese erlauben ihnen laut Keupp bis zu 20 Kilometer weit hinter der ukrainischen Front gen russischer Armee zu schießen.
Insgesamt sei Russland seit dem 10. Mai lediglich fünf Kilometer weiter in ukrainisches Territorium vorgerückt. Kurios ist das vor allem, weil vor einer Woche noch Osteuropa-Experte Gustav Gressel ntv gegenüber erklärte, Russland marschiere derzeit bis zu eineinhalb Kilometer pro Tag vor.
Keupp glaubt nicht an eine Einnahme Charkiws durch Russland. Zum einen argumentiert er mit einem zu geringen Munitionsbestand der russischen Armee. Zum anderen hätte ein großangelegter Angriff unter diesen Bedingungen "eine riesige Abnutzungsrate auf Monate hinaus". Er glaube nicht, dass Russland sich einen großangelegten Angriff leisten könne.
Doch Keupp hält das auch erstmal nicht für das Ziel Russlands. Charkiw sei eins der größten Opfer russischer Kriegsverbrechen: "Jeden Tag sterben Zivilisten durch diesen russischen Raketenbeschuss auf Wohngebäude, wahllos auf zivile Infrastrukturen der Stadt."
Er könne sich vorstellen, dass der russische Vorstoß beabsichtigt habe, die Artilleriemittel "so weit in die Nähe der Stadt zu bringen, dass sie diesen Terrorbeschuss noch ausweiten können", so Keupp. "Sprich: Dass sie durch systematischen Terror gegen die Zivilbevölkerung oder gegen die Energieinfrastruktur versuchen, die Stadt zu demoralisieren."
(mit Material der afp)
Anmerkung der Redaktion inklusive Richtigstellung: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir behauptet, der hier formulierte Urteilsspruch würde eine Frau betreffen, die sich gegenüber Medien als Betroffene zum MeToo-Skandal bei der Linken geäußert hatte. Das war inhaltlich falsch. Wir bedauern den Fehler und haben die entsprechenden Passagen korrigiert bzw. entfernt. Richtig ist: Verurteilt wurde eine Frau, die sich als Reaktion auf die damaligen Medienberichte auf Social Media zu dem Fall äußerte.