Seit Sommer 2022 ist die Situation in der ostukrainischen Stadt Bachmut unverändert: Russische Truppen versuchen mit allen Mitteln und aller Kraft die Stadt einzunehmen. Die Bemühungen haben schon im Mai 2022 angefangen – kurz nachdem russische Einheiten die Nachbarstadt Popasna eingenommen hatten.
Tausende Soldat:innen auf beiden Seiten sind seitdem bei den Kämpfen um Bachmut ums Leben gekommen oder wurden verletzt.
Die Söldnertruppe Wagner meldete kürzlich dann die Eroberung der Stadt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestritt dies allerdings am Rande des in Japan stattgefundenen G7-Gipfels.
Vielmehr würden die russischen Soldaten in Bachmut nur Tod und Verwüstung vorfinden. Laut den Aussagen des ukrainischen Präsidenten hätte Russland also viele Ressourcen darauf verwendet, ein inzwischen nahezu unbewohntes und verwüstetes Gebiet zu erobern. Ukrainische Truppen seien ebenso noch vor Ort.
Weil Wagner-Chef Jewgeny Prigoschin irgendwann die Munition und die Söldner ausgingen, kündigte er zuletzt wutentbrannt den Rückzug seiner Truppen an.
Das machte Prigoschin nun wahr und teilte am Donnerstag mit, die Wagner-Söldner aus Bachmut abzuziehen. Die Stellungen sollten an russische Einheiten übergeben werden. Bis zum 1. Juni soll der Abzug demnach vollzogen sein.
Bachmut war auch immer wieder Teil der Spekulationen zu einer möglichen Gegenoffensive der Ukraine. Dabei waren mehrere Gebiete im Gespräch, über die die ukrainischen Einheiten einen großangelegten Gegenschlag starten könnten. Hier gibt es nun erstmals neue Details.
Vor allem drei Varianten wurden bisher für eine Gegenoffensive der Ukraine gehandelt: ein direkter Vorstoß von Saporischschja in Richtung Melitopol und Krim, ein Angriff im Osten, also im Donbass und ein Aufrollen der Front von Cherson aus. Auch eine Kombination wäre möglich.
Bereits seit mehreren Wochen, gar Monaten reißen die Spekulationen um die sogenannte Frühjahrsoffensive nicht ab. Ein Berater des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, Mychajlo Podoljak, hat im italienischen Fernsehen nun erstmals genaue Informationen dazu genannt.
Demnach hat die seit Langem erwartete ukrainischen Gegenoffensive begonnen. In einem Interview sagte er am Mittwochabend nach "Welt"-Informationen: "Die Gegenoffensive läuft schon seit Tagen".
Und weiter, laut italienischer Übersetzung:
Zugleich bestritt er, dass die Ukraine an den Angriffen in der russischen Region Belgorod beteiligt sei. Podoljak betonte: "Das, was in der Grenzregion passiert, ist ein Schock für Putin und wird zu seinem Ende führen."
Zu den Angriffen in Belgorod hat sich das "Russische Freiwilligenkorps" (RVC) und Einheiten der "Legion Freiheit für Russland" bekannt.
Generell wolle die Ukraine dem Berater zufolge keine russischen Gebiete attackieren. Zu den italienischen Journalist:innen sagte er: "Wir benutzen die Waffen, die ihr uns gegeben habt, um russische Stellungen in den von Moskau besetzten Gebieten zu zerstören, Donbass und Krim eingeschlossen."