Ein russisches Militärflugzeug stürzte in ein Wohngebiet in der Region Krasnodar.Bild: www.imago-images.de / imago images
International
Schwere russische Raketentreffer in den vergangenen Tagen haben gezeigt, wie verwundbar die Ukraine aus der Luft ist. Kiew rechnet auf neue Waffen, um – wie mehrere Politiker sagten – den Himmel über der Ukraine dichtzumachen. Unter anderem hat Deutschland ein erstes hochmodernes Flugabwehrsystem Iris-T an die Ukraine geliefert.
Unterdessen forderte die UN-Vollversammlung Russland auf, den Anschluss der teils besetzten Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson rückgängig zu machen. Ende September hatte Kremlchef Wladimir Putin die Annexion nach Scheinreferenden verkündet. Der UN-Beschluss ist völkerrechtlich zwar nicht bindend. Er gilt aber als starkes politisches Zeichen und legt die internationale Isolation Moskaus offen.
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17. Oktober
16.43 Uhr: Russisches Militärflugzeug stürzt über Wohngebiet ab
Ein russisches Militärflugzeug stürzte über der Stadt Jejsk nahe der Grenze zur Ukraine ab, wie russische Nachrichtenagenturen am Montag unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau meldeten. Die Maschine vom Typ Suchoi-34 sei in den Hof eines Wohnkomplexes gestürzt, der Treibstoff des Flugzeugs sei in Brand geraten, erklärte das Ministerium den Agenturen zufolge.
Rauch war über den Gebäuden zu sehen.Bild: www.imago-images.de / imago images
Das Feuer habe auf ein Wohngebäude übergegriffen, in dem fünf von neun Stockwerken mit einer Fläche von etwa 2000 Quadratmetern in Flammen stünden, zitierten die Agenturen das russische Katastrophenschutzministerium. Die Piloten des Kampfflugzeugs konnten sich laut Verteidigungsministerium mit dem Schleudersitz retten. Demnach handelte es sich um einen Übungsflug. Der Gouverneur der russischen Region Krasnodar, Benjamin Kontradtijew, erklärte, dass "alle Feuerwehr- und Rettungseinheiten der Region damit beschäftigt sind, das Feuer zu löschen".
15.32 Uhr: Außenminister beschließen EU-Mission für ukrainische Streitkräfte
Die EU-Außenminister haben eine Ausbildungsmission für die Streitkräfte der Ukraine sowie die Freigabe von weiteren 500 Millionen Euro für Waffenlieferungen beschlossen. Die Pläne sehen nach Angaben von Außenministerin Annalena Baerbock vor, dass insgesamt 15.000 ukrainische Soldatinnen und Soldaten in Deutschland und anderen EU-Ländern ausgebildet werden. Damit wolle man das Land bestmöglich unterstützen, sagte die Grünen-Politikerin am Rande eines Treffens in Luxemburg.
Angelegt ist die Mission auf zwei Jahre. Neben militärischen Grundfähigkeiten soll sie auch weitere Fähigkeiten in Bereichen wie Minenräumung und Sanitätsdienst vermitteln. Die Summe der über die EU finanzierten Kosten wird mit 106,7 Millionen Euro angegeben. "Die jüngsten willkürlichen Angriffe Russlands werden unsere Entschlossenheit, die Ukraine zu unterstützen, nicht erschüttern, sondern nur verstärken", erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach der Entscheidung für die seit Wochen geplante Mission.
14.59 Uhr: Tote und Verletzte bei russischen Angriffen in der Ukraine
Bei russischen Angriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew und andere Orte des Nachbarlands sind am Montag nach amtlichen Angaben mindestens sieben Menschen getötet worden. In Kiew seien vier Tote geborgen worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Zuvor hatte der stellvertretende Chef des Präsidialbüros, Kyrylo Tymoschenko, von drei Toten berichtet. 19 Menschen seien aus den Trümmern eines Hauses gerettet worden. Auch am Nachmittag galt Luftalarm in dem Land.
Unter den Toten in Kiew sei auch ein junges Paar, erklärte Bürgermeister Vitali Klitschko. "Die Frau war im 6. Monat schwanger." Die Behörden in Sumy sprachen von mindestens drei Toten und neun Verletzten. Am Morgen seien drei russische Raketen in ein ziviles Ziel eingeschlagen, teilte Gouverneur Dmytro Schywyzkji mit. "Unter den Trümmern befinden sich noch immer Menschen." Berichte über russische Angriffe gab es auch aus den Gebieten Dnipropetrowsk und Odessa.
Wolodmyr Selenskyj hat die Luftangriffe als Terrorakt verurteilt.Bild: APA Images via ZUMA Press Wire / President Of Ukraine
16. Oktober
12.21 Uhr: Ukraine berichtet von weiteren russischen Angriffen
Die Ukraine hat die russische Armee für weitere Angriffe auf zivile Ziele verantwortlich gemacht. Allein in Nikopol im Süden des Landes seien mehr als 30 Geschosse eingeschlagen, teilte der stellvertretende Chef des Präsidialbüros, Kyrylo Tymoschenko, am Sonntag per Telegram mit. Sechs Menschen wurden verletzt, mehr als 20 Häuser sowie mehrere Stromleitungen wurden beschädigt, hieß es.
Berichte aus den Kampfgebieten können nicht unabhängig geprüft werden. Nikopol liegt dem zuletzt mehrfach beschossenen Atomkraftwerk Saporischja gegenüber – am anderen Ufer des hier zum Stausee geformten Fluss Dnipro.
Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte per Twitter ein Video, das auch die Lage bei Bachmut zeigen soll. Der Clip mit einer zerfurchten Landschaft sei kein Filmmaterial über die Schlacht von Verdun, sondern zeige Schützengräben der ukrainischen Infanterie, die seit Monaten unter schwerem russischen Beschuss liege, hieß es.
6.44 Uhr: Selenskyj nennt Lage in Ostukraine schwierig
Die ukrainische Armee hat bei ihrer Gegenoffensive im Osten des Landes nach eigenen Angaben mit Schwierigkeiten zu kämpfen – Präsident Wolodymyr Selenskyj ist dennoch siegessicher. Das Staatsoberhaupt sprach in der Nacht zum Sonntag von einer "sehr schwierigen Situation" in den Gebieten Donezk und Luhansk. Am schwierigsten sei sie wie in Tagen zuvor bei der Stadt Bachmut. In Russland gab es am Samstagabend bei einem Zwischenfall auf einem Militärgelände nahe der ukrainischen Grenze mindestens elf Tote.
Die ukrainische Armee hat bei ihrer Gegenoffensive im Osten des Landes nach eigenen Angaben mit Schwierigkeiten zu kämpfen.Bild: Ukrainian Presidential Press Off / -
15. Oktober
15.56 Uhr: Melnyk verabschiedet sich von Deutschland
Nach fast acht Jahren als ukrainischer Botschafter in Deutschland ist Andrij Melnyk in die Ukraine zurückgekehrt. Am Samstagmorgen brach er in Berlin mit dem Auto auf und überquerte am Abend die Grenze zur Ukraine. "Home Sweet Home", schrieb er vom Grenzübergang auf Twitter. "Unser Kampf geht weiter. Die Ukraine wird siegen. Liebe deutsche Freunde, danke für alles. Und auf Wiedersehen." Am Montag wird sein Nachfolger Oleksii Makeiev in Berlin erwartet.
Andrij Melnyk ist in die Ukraine zurückgekehrt.Bild: Andrij Melnyk / --
12.35 Uhr: Russland und Belarus verbünden sich: Erste Soldaten eingetroffen
Moskau und Minsk bauen ihre militärische Zusammenarbeit aus: In Belarus sind am Samstag die ersten russischen Soldaten für eine gemeinsame Militäreinheit beider Länder eingetroffen. "Die ersten Konvois russischer Soldaten des regionalen Truppenverbunds sind in Belarus angekommen", erklärte das Verteidigungsministerium in Minsk. Die USA und Saudi-Arabien sagten Kiew unterdessen weitere Hilfe zu, die EU will am Montag eine Ausbildungsmission für tausende ukrainische Soldaten starten.
Russlands Präsident Wladimir Putin und Belarus' Machthaber Alexander Lukaschenko bauen die militärische Zusammenarbeit aus. Bild: Pool Sputnik Kremlin / Alexei Druzhinin
Vom Minsker Verteidigungsministerium veröffentlichte Bilder zeigten russische Soldaten, die von belarussischen Frauen in Tracht mit Brot und Salz begrüßt wurden. Der Auftrag der Soldaten bestehe "ausschließlich darin, den Schutz und die Verteidigung der Grenze zu stärken", hieß es. Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatte die Aufstellung eines gemeinsamen Militärverbundes mit Russland am Montag bekanntgegeben. Dies hatte Befürchtungen ausgelöst, belarussische Soldaten könnten gemeinsam mit der russischen Armee im Osten der Ukraine eingesetzt werden.
7.57 Uhr: Iran kritisiert EU und dementiert Waffenlieferung an Russland
Der Iran hat die Europäische Union wegen ihrer Haltung zu den anhaltenden Protesten im Land kritisiert und Berichte über Waffenlieferungen an Russland dementiert. "Unruhen, Brandstiftungen und Terroroperationen haben nichts mehr mit friedlichen Protesten zu tun", sagte Außenminister Hussein Amirabdollahian in einem Telefonat mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell laut Webseite des Außenministeriums vom Samstag. Die Polizeieinsätze gegen die Proteste nannte der iranische Chefdiplomat daher absolut legitim. Die EU solle diese Vorfälle nicht als Vorwand nehmen, um Druck auf den Iran auszuüben, mahnte er.
Medienberichten zufolge plant die EU, am Montag wegen der Unterdrückung der Proteste Sanktionen gegen den Iran zu verhängen. Teheran hat die EU in dem Fall vor einer "adäquaten Reaktion" gewarnt, die Rede ist gar von einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen und Ausweisung der EU-Botschafter.
7.35 Uhr: Ukraine meldet Beschuss auf mehrere Regionen
Mehrere Regionen der Ukraine sind nach Behördenangaben in der Nacht zum Samstag von russischen Truppen beschossen worden. In der frontnahen Großstadt Saporischschja im Süden wurden demnach Objekte der Infrastruktur getroffen. Es gebe Brände. Gouverneur Oleh Staruch rief die Bevölkerung auf, sich in Schutzräume zu begeben.
Saporischschja steht immer wieder unter Beschuss.Bild: Ukrinform / -
Über dem benachbarten Gebiet Dnipropetrowsk gelang es nach Angaben der örtlichen Behörden, fünf feindliche Drohnen iranischer Bauart abzufangen. Dort schlugen aber im Kreis Nikopol mehr als 50 Geschosse von Mehrfachraketenwerfern und schwerer Artillerie ein. Zwei Menschen seien verletzt worden. Morgens kurz nach 7 Uhr Ortszeit (6 Uhr MESZ) wurde für die gesamte Ukraine Luftalarm ausgelöst, weil weitere Angriffe befürchtet wurden.
6.21 Uhr: Deutsche Flugabwehr Iris-T bereits im Einsatz
Die Ukraine setzt das vor wenigen Tagen von Deutschland gelieferte Flugabwehrwehrsystem Iris-T bereits im Süden des Landes ein. Das sagte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, am Freitag im Fernsehen. Die Ukraine sei weltweit das erste Land, das über dieses hochmoderne Flugabwehrsystem verfüge.
14. Oktober
23.48 Uhr: Ukraine repariert ihr Stromnetz
"In den meisten Regionen sind die technischen Möglichkeiten der Stromversorgung wieder hergestellt worden", sagte Selenskyj. In anderen seien noch zeitweise Abschaltungen zur Stabilisierung des Gesamtnetzes nötig. Der Präsident rief seine Landsleute zum Stromsparen auf. "Auch das ist ein Beitrag zur Verteidigung unseres Landes", sagte er.
Die russische Armee hatte am Montag Dutzende Raketen auf Anlagen der ukrainischen Energie- und Wasserversorgung abgefeuert und auch in das Zentrum von Großstädten geschossen. Kremlchef Wladimir Putin sagte am Freitag, von 29 ins Visier genommenen Objekten seien 7 "nicht so beschädigt worden, wie das vom Verteidigungsministerium geplant war". Das werde man nachholen, drohte er an.
15.32 Uhr: Wegen Krim-Brücke: Putin droht mit Aus für Getreideabkommen
Der russische Präsident Wladimir Putin will erfahren haben, dass die Sprengsätze über die humanitären Korridore im Schwarzen Meer zur Krim-Brücke gebracht wurden. Bild: Pool Sputnik Kremlin / Ramil Sitdikov
Russlands Präsident Wladimir Putin hat wegen der Explosion auf der Krim-Brücke mit einem Aus für das Getreideabkommen mit der Ukraine gedroht. Der russische Geheimdienst FSB habe die Information, dass der Sprengsatz für die Brücke auf dem Seeweg aus Odessa gekommen sei, sagte Putin am Freitag auf einer Pressekonferenz beim Gipfel in Astana. "Wenn sich herausstellt, dass dafür die humanitären Korridore für die Ausfuhr von Getreide genutzt wurden, dann schließen wir sie." Derzeit gebe es allerdings noch keine endgültigen Beweise dafür, räumte er ein.
Am Vortag hatte schon Putins Berater Juri Uschakow die Verlängerung des Abkommens infrage gestellt, weil Versprechungen gegenüber Russland, Sanktionen im Bereich des Lebens- und Düngemittelexports abzuschwächen, nicht eingehalten worden seien. So lägen unter anderem noch 300 000 Tonnen russischer Düngemittel in europäischen Häfen fest.
Die Brücke, die die russisch besetzte Halbinsel Krim mit dem Rest der Ukraine verbindet, wurde am Wochenende zerstört. Bild: AP/dpa / Uncredited
13.03 Uhr: Russische Besatzer in Cherson rufen Zivilisten zur Flucht auf
Unter dem zunehmenden Druck der ukrainischen Gegenoffensiven haben die russischen Besatzer im südlichen Gebiet Cherson Zivilisten zur Flucht aufgerufen. Zu ihrer eigenen Sicherheit werde den Menschen empfohlen, nach Russland auszureisen, schrieb der von Moskau eingesetzte Verwaltungschef Kirill Stremoussow am Freitag auf Telegram. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verkündete, er habe mit der Militärführung seines Landes "Schritte zur weiteren Befreiung der ukrainischen Gebiete skizziert".
Die britische "Financial Times" berichtete unter Berufung auf nicht näher genannte westliche Militärexperten, die ukrainischen Truppen könnten möglicherweise schon in der kommenden Woche in Cherson bis zum Fluss Dnipro durchstoßen.
Seit Monaten hält Russland das südukrainische Gebiet Cherson besetzt. Bild: dpa
9.59 Uhr: EU-Staaten billigen Plan zur Ausbildung ukrainischer Soldaten
Die EU-Staaten haben sich auf eine Ausbildungsmission für die ukrainischen Streitkräfte verständigt. Der Ausschuss der ständigen Vertreter der 27 Mitgliedstaaten billigte am Freitag in Brüssel einstimmig Pläne, die Trainingsprogramme für rund 15.000 Soldaten vorsehen, wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur bestätigten.
Die Trainingsprogramme sind für rund 15.000 Soldaten vorgesehen.Bild: AP / Kirsty Wigglesworth
9.29 Uhr: Russische Truppen rücken weiter auf Bachmut in Ostukraine vor
Russische Truppen haben bei ihrem Angriff auf die Stadt Bachmut in der Ostukraine nach britischer Einschätzung Fortschritte gemacht. Einheiten der Separatisten seien offenbar in die Dörfer Opytne und Iwanhrad südlich von Bachmut vorgerückt, teilte das Verteidigungsministerium in London am Freitag unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Auch die Söldnergruppe Wagner sei an den Kämpfen beteiligt. Von Wagner angeführte Kräfte hätten zuletzt Geländegewinne im Donbass erzielt. Allerdings hätten die Russen seit Anfang Juli kaum Siedlungen erobert, hieß es in London weiter.
Russland wolle eine Einnahme von Bachmut wahrscheinlich als Auftakt zu einem Angriff auf das Gebiet um Kramatorsk und Slowjansk nutzen, das wichtigste von ukrainischen Kräften kontrollierte Bevölkerungszentrum im Gebiet Donezk, so das britische Ministerium. Die vollständige Eroberung der Gebiete Donezk und Luhansk im Donbass galt lange als wichtigstes Kriegsziel des russischen Präsidenten Wladimir Putin.
7.25 Uhr: Russische Reservisten laut Selenskyj "Kanonenfutter"
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland vorgeworfen, mit seiner Teilmobilmachung eingezogene Reservisten als "Kanonenfutter" in die Ukraine zu schicken. Die russische Armee schicke derzeit "tausende Eingezogene an die Front", sagte Selenskyj am Donnerstag in seiner abendlichen Videoansprache. "Die Verwendung dieser Menschen durch die russischen Generäle als Kanonenfutter erlaubt es ihnen, den Druck auf unsere Verteidiger erhöhen", fügte der ukrainische Staatschef hinzu.
Selenskyj äußerte sich zu den Folgen der russischen Teilmobilmachung.Bild: dpa / Ukrainian Presidential Press Off
Diese Truppenaufstockunge schaffe einen "spürbaren Druck" auf die ukrainische Armee, sagte Selenskyj weiter. Der Chefkommandeur der ukrainischen Armee, Valery Saludschny, erklärte derweil, die Lage an der Front sei "kompliziert, aber unter Kontrolle". Allerdings sei die Ukraine auf weitere Hilfe angewiesen.
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(dpa/afp)