Und mal wieder wird mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Was nach einer Einschüchterungstaktik des Kreml gegenüber der Nato klingt, kommt diesmal in einem anderen Konflikt zum Einsatz. Genauer gesagt rasselt Iran mit den Säbeln: Sollte Israel angreifen, sähe sich das Mullah-Regime gezwungen, die "Nuklear-Doktrin zu revidieren".
Offiziell hat Iran nämlich keine Atombombe. Vermutet wird allerdings, dass das Land über genügend angereichertes Uran verfügt, um mindestens drei Atombomben zu bauen.
Konkret soll der außenpolitische Berater des obersten Führers Ajatollah Ali Chamenei, Kamal Charrasi beim Fernsehsender Al Jazeera gesagt haben:
Zur Erinnerung: Die EU, USA und Iran hatten sich 2015 auf eine Resolution geeinigt, nach der Iran sein nukleares Programm zurückfahren solle. Im Gegenzug wurden Sanktionen gegen das Land gelockert und aufgehoben. Unter der US-Präsidentschaft von Donald Trump geriet die Vereinbarung in die Krise.
Die USA sanktionierten Iran und zogen sich von der Resolution zurück. Iran verstärkte daraufhin seine nuklearen Ambitionen. US-Präsident Joe Biden versuchte, das Programm wieder einzusetzen, doch Iran weigerte sich.
Charrasi ist laut der Nachrichtenagentur dpa nicht der Erste, der eine solche Drohung ausspricht. Das iranische Außenministerium wiegelt hingegen ab. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, hatte der Außenamtssprecher Nasser Kanaani gesagt:
Somit werde es weder eine Revision der Verteidigungsdoktrin geben, noch der Bau von Atomaffen angestrebt. Auch Charrasi soll nun zurückgerudert haben. Iran sei zwar in der Lage, eine solche Bombe zu bauen, wolle das aber nicht, stellte er klar.
Trotzdem, zitiert ihn die Nachrichtenagentur dpa weiter, müsse Iran seine Abschreckungspolitik entsprechend anpassen, sollte die Existenz durch israelische Angriffe gefährdet sein.
Erst kürzlich war die Sorge groß, Iran könnte als offizielle Kriegspartei einsteigen. Auslöser war ein Angriff auf die iranische Botschaft in Syrien, bei dem zwei ranghohe iranische Brigadegeneräle und fünf Mitglieder der mächtigen Revolutionsgarden (IRGC) getötet wurden. Wer dahinter steckte, ist bislang nicht geklärt.
Iran machte Israel für den Anschlag verantwortlich und antwortete mit einer nächtlichen Bombardierung. Die israelische Luftverteidigung hielt dem Angriff stand, gestorben ist in dieser Nacht niemand.
In den darauffolgenden Tagen kam es zu Explosionen im iranischen Isfahan – dort befinden sich nukleare Einrichtungen. Atomanlagen seien nicht Ziel des israelischen Angriffs gewesen, vermeldete der US-Sender CNN daraufhin unter Berufung auf einen Regierungsvertreter.
Die ehemalige Nahost-Beraterin im US-Pentagon, Jasmine El-Gamal, legte bei dem Sender ihre Theorie für Israels Vorstoß dar.
Laut El-Gamal wollte Israel lediglich eine Botschaft an die islamische Republik senden, ganz nach der Devise: "Wir können eure nuklearen Einrichtungen treffen, wenn wir das wollen. Wir wissen, wo sie sind." Was man in den vergangenen Tagen zwischen dem Iran und Israel erlebt habe, sei eine Art "Messaging", sagt die Expertin im CNN-Interview.
Iran behauptet immer wieder, dass religiöse Gründe gegen den Bau und die Verwendung von Atom- und weiteren Massenvernichtungswaffen sprächen. So hat es der Oberste Führer des Landes in seiner Fatwa, also einem islamischen Rechtsurteil, festgehalten.
Laut "ZDFheute" könnte das Regime dennoch binnen weniger Monate zumindest eine "primitive" Bombe bauen. Iran-Expertin Azadeh Zamirirad von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin räumt gegenüber der Sendung aber ein: Für eine einsatzfähige Waffe sind mehr Komponenten nötig, als das angereicherte Uran.
Vielmehr brauche es auch ein Trägersystem und in der Regel Atomtests – von heute auf morgen würde es demnach nichts mit der Bombe.