Seit dem direkten Angriff des Iran auf Israel warnen Expert:innen vor einer Eskalationsspirale. Israel kündigte darauf Vergeltung an, die USA versuchten etwa auf den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu einzureden, die Dinge besonnen anzugehen.
Denn: Möglich sei, dass Israel auf die iranische Eskalation mit einer eigenen Eskalation antwortet. Gerade ein Angriff auf iranischen Boden dürfte zu einer noch robusteren iranischen Antwort führen, sagte Konfliktforscher Tareq Sydiq in einem früheren watson-Gespräch.
Nun kam es in der Nacht zum Freitag laut Staatsmedien zu drei Explosionen in der iranischen Region Isfahan.
Dabei habe es sich um eine israelische Vergeltungsaktion für den massiven Angriff des Iran auf Israel am vergangenen Wochenende gehandelt, berichten darauf die US-Sender ABC und CBS News unter Berufung auf Regierungsvertreter:innen in Washington.
Brisant: In Isfahan befinden sich nukleare Einrichtungen.
Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim bezeichnet diese aber als "vollkommen sicher". Atomanlagen seien nicht Ziel des israelischen Angriffs gewesen, vermeldet der US-Sender CNN unter Berufung auf einen Regierungsvertreter.
Die ehemalige Nahost-Beraterin im US-Pentagon, Jasmine El-Gamal nennt den Grund.
Laut El-Gamal wollte Israel lediglich eine Botschaft an die islamische Republik senden, ganz nach der Devise: "Wir können eure nuklearen Einrichtungen treffen, wenn wir das wollen. Wir wissen, wo sie sind." Was man in den vergangenen Tagen zwischen dem Iran und Israel erlebt habe, sei eine Art "Messaging", sagt die Expertin im CNN-Interview.
Sie glaubt: Keine der Parteien sei wirklich an einer Eskalation interessiert – oder gar dafür bereit. Israel könnte sich einen direkten Krieg mit Iran – ohne die volle militärische sowie politische Unterstützung der USA – nicht leisten, meint El-Gamal. US-Präsident Joe Biden zeigte hier Netanjahu in den vergangenen Tagen klare Grenzen auf.
Zusammengefasst: Zwischen Israel und Iran ertönt momentan viel Gebell, aber wenig Biss. Beide Seiten senden Botschaften aus, um ihre Macht zu demonstrieren, aber auf Vollattacke wolle keiner übergehen. "Die israelische Reaktion war eher ein Warnsignal als eine Eskalation", führt El-Gamal auf X aus. Laut ihr ist die iranische Verharmlosung des Angriffs ein Zeichen dafür, dass auch das Mullah-Regime keine weitere Eskalation will.
Das Resultat: Beide Seiten wahren vorerst ihr Gesicht zu Hause, also in der eigenen Bevölkerung.
Irans Staatsmedien weisen etwa Berichte über Raketenangriffe zurück. Es habe sich um keine breit angelegte Attacke gehandelt, berichten iranische Medien. Zudem heißt es, der Iran sei nicht vom Ausland aus angegriffen worden.
Ein kluger Schachzug: Demnach ist Iran zu einer Gegenreaktion nicht gezwungen. Das sieht auch Trey Yingst so, der seit Monaten direkt aus Israel und Gaza berichtet.
Laut des Auslandskorrespondenten für den US-Sender Fox News handelt es sich bei diesen Explosionen in Isfahan um eine "eingeschränkte Antwort" auf Irans Angriff. Man wolle die Lage nicht weiter eskalieren.
Zwar sei Israel nichts anderes übrig geblieben, als darauf zu reagieren, sagt Yingst im Gespräch mit Fox News. Allerdings wurde ein Weg gefunden, um einen breiteren regionalen Krieg zwischen Israel und dem Iran zu vermeiden.
Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen griffen vom Iran unterstützte bewaffnete Gruppen in der Region, etwa die libanesische Hisbollah, Israel immer wieder an. Bei einem Israel zugeschriebenen Angriff auf ein iranisches Konsulargebäude in Damaskus Anfang April wurden sieben Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden getötet.
Als Vergeltung dafür griff Teheran am vergangenen Wochenende Israel mit mehr als 300 Drohnen und Raketen an, die jedoch fast alle abgefangen werden konnten. Es war der erste direkte Angriff Irans auf den Erzfeind.
(Mit Material der afp)