Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel herrscht Krieg zwischen den beiden Parteien. Zehntausende Menschen in Gaza sind wohl bei den Angriffen des israelischen Militärs gestorben, 1200 Israelis wurden bei dem Überfall brutal abgeschlachtet, zahlreiche Menschen verschleppt. Noch immer sollen über 100 israelische Geiseln in Hamas-Gefangenschaft ausharren.
Die Lage ist angespannt, die humanitäre Situation der Menschen in Gaza katastrophal und ein Ende des Krieges nicht absehbar. Im Gegenteil: Bei einem Anschlag im libanesischen Beirut ist einer der Anführer der Hamas, Saleh al-Aruri, getötet worden. Expert:innen fürchten nun eine weitere Eskalation des Krieges – und auch die Terrororganisation Hisbollah rasselt bereits mit den Säbeln.
Während Israels Militär Berichte über eine gezielte Tötung von Saleh al-Aruri nicht kommentieren will, kündigt die Hisbollah-Miliz im Libanon Vergeltung an: "Dieses Verbrechen wird niemals ohne Antwort oder Strafe vorübergehen." Noch am Abend habe die Miliz nach eigenen Angaben einen ersten Angriff auf eine Gruppe israelischer Soldaten nahe der Grenze durchgeführt. Israelischen Medienberichten zufolge rechnet die Armee nun auch mit Beschuss von Raketen größerer Reichweite.
Fortschritte, um einen Geisel-Deal zu erreichen, seien nun nicht mehr möglich, berichtet außerdem die israelische Zeitung "Haaretz" unter Berufung auf arabische Diplomatenkreise.
Insgesamt starben bei dem Anschlag laut der mit der Hisbollah verbündeten Hamas sieben Menschen, darunter auch zwei Anführer des bewaffneten Arms der Hamas. Die Terrororganisation gibt Israel die Schuld. Israel übernimmt aber keine Verantwortung für al-Aruris Tötung, wie der Sicherheitsberater israelischen Regierung betonte.
"Wer auch immer das getan hat, es muss klar sein, dass dies keine Attacke auf den libanesischen Staat war. Es war nicht einmal eine Attacke auf die Hisbollah", sagte Mark Regev dem US-Fernsehsender MSNBC im offensichtlichen Bemühen um eine Entschärfung der explosiven Lage. Der mutmaßliche Angriff habe allein der Hamas gegolten.
Die vom Iran unterstützte Hisbollah sieht das aber wohl anders. Expert:innen sprechen von einer dramatischen Verschärfung der Lage. So zitiert die "Bild" etwa Emile Hokayem, Direktor für Sicherheit im Nahen Osten des "Internationalen Instituts für strategische Studien":
Der Journalist und Autor Yassin Musharbash führt zudem auf X, früher Twitter aus, die Eskalationsgefahr habe sich durch die Tötung des Hamas-Führers verschoben. Man solle sich nicht zu früh in Sicherheit wiegen, sollte in den ersten Tagen nach der Tötung nichts geschehen. Denn:
Auch wenn die Hisbollah nicht unverzüglich zurückschlagen würde, meint er, gebe es aktuell keine Anzeichen der Deeskalation. Und die Situation könnte sich noch verschärfen. Und zwar dann, wenn bestätigt werden sollte, dass unter den Getöteten ein iranischer Verbindungsmann der "Achse des Widerstands" gewesen sein könnte. Denn dann würde sich die Frage stellen, wann Iran meint, eingreifen zu müssen.
Musharbash merkt an, dass innerhalb der Hisbollah oder unter den Verbündeten des Iran die Frage aufkommen könnte, was eine "Achse des Widerstands" nutzt, wenn auf solche Angriffe nicht reagiert würde. Aus Sicht des Journalisten gebe es allerdings zwei Faktoren, die die Hisbollah von einer Eskalation abhalten könnten: Die Bevölkerung des Libanons, die keinen Krieg will oder eine Intervention des Iran.
Und auch die Verbündeten Israels wirken besorgt: So fordert etwa Frankreichs Präsident Emmanuel Macron von Israel, jegliches eskalierendes Verhalten, insbesondere im Libanon, zu vermeiden. US-Außenminister Anthony Blinken unterdessen sagte einen Besuch in Israel aus Sicherheitsbedenken ab.
(Mit Material der dpa)