Gerade hat sich der russische Machthaber Wladimir Putin durch eine Pseudo-Wahl im Amt bestätigt.Bild: imago images / ITAR-TASS/Vyacheslav Prokofyev
International
Seit mehr als zwei Jahren dauert der russische Angriffskrieg auf die Ukraine mittlerweile an. Tausende sind bei den Kämpfen gestorben. Russland wie die Ukraine sind regelmäßig auf der Suche nach neuen Soldat:innen. Im Aggressor-Land geht das sogar so weit, dass bereits Schüler:innen indoktriniert werden. Ein neues Schulfach soll die Jüngsten der Gesellschaft ab Herbst fit für den Krieg machen.
Und das, obwohl im Reich des Machthabers Wladimir Putin nicht einmal von einem Krieg gesprochen werden darf. Die Invasion ist dort eine "Spezialoperation", statt um eine geplante Einnahme der Ukraine geht es Russland (laut Russland) um "Sicherheitsinteressen".
Die Propaganda-Maschinerie läuft auf Hochtouren, um diese Erzählung am Leben zu halten – und auszubauen. In sämtlichen Talkshows des Landes geht es regelmäßig um den "bösen" Westen, die Nato, die Russland bedroht. Oder darum, dass die Ukraine zudem geplant haben soll, Russland zu überfallen. All das stimmt natürlich nicht, bewegt sich aber auf russischer Staatslinie.
Umso überraschender: Einer von Putins Propagandisten konnte sich nun bei einem Talkshow-Auftritt kaum zurückhalten. Und plauderte gegenüber der russischen Öffentlichkeit Fakten zum Krieg aus.
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Putin-Propagandist wird überraschend deutlich
So berichtet die "Bild" von einer Talkshow, in der Aleksandr Sytin als Gast geladen war. Der Kreml-Propagandist und Politikwissenschaftler debattierte in der Show des Moderators Andreij Norkin über russische Außenpolitik – und fand überraschend deutliche Worte für den Krieg.
Tatsächlich, stellt Sytin in der Sendung klar, gehe es niemandem um die Ukraine. Stattdessen habe es sich Russland zur Aufgabe gemacht, einen expansiven Kurs durchzusetzen. Ein Kurs, der laut Sytin nicht mit der Ukraine beendet würde. All das sagt der Propagandist in einer russischen Talkshow, die im russischen TV ausgestrahlt wird. Genauer: Sytin macht der russischen Öffentlichkeit klar, was in der Ukraine wirklich passiert.
Gerade als er ausführen will, wie die Nato diesen Kurs beenden will, grätscht ihm Talkmaster Norkin ins Wort. Offensichtlich reicht es ihm mit den Wahrheiten seines Gastes. Er unterbricht Sytin mitten im Satz: "Gar nicht, weil das keine Expansion ist, sondern die Verteidigung der nationalen Interessen und der Sicherheit."
Bevor sein Gast reagieren kann, unterbricht Norkin die Sendung kurzerhand. Offensichtlich war das bereits zu viel Widerspruch für die reguläre Kreml-Linie an einem Abend. Bemerkenswert, hielt sich Putins Propaganda-Apparat doch bislang sehr deutlich an das Kreml-Protokoll. Statt eines Funken Wahrheit werden normalerweise krude Theorien über den Westen und die Ukraine erfunden.
Sytin hingegen macht mit seinen Aussagen deutlich, was viele außerhalb Russlands immer wieder anmerken: Russland will zurück zu alter Größe und wird nach einem Ende des Krieges in der Ukraine kaum halt davor machen, auch andere Staaten zu überfallen. Putin selbst spricht regelmäßig von einer Auseinandersetzung mit dem Westen.
Als wäre der russische Angriffskrieg in der Ukraine nicht schon genug, eskaliert der Konflikt weiter. Nach russischen Angaben hat das Land am Donnerstagmorgen mit einer neu entwickelten Mittelstreckenrakete die ukrainische Großstadt Dnipro beschossen, eine "Hyperschall-Rakete". Sechs Sprengköpfe schlugen dort ein. Der russische Präsident Putin sagte, es seien keine Atomsprengköpfe gewesen.