Ein israelischer Soldat patrouilliert eine Straße. Nach dem Angriff der Islamischen Republik Iran droht eine weitere Eskalation in Nahost.Bild: imago images / xItai Ron
Iran
Jahrelang bekriegten sich Israel und die Islamische Republik im Schatten – doch nun ging das Mullah-Regime einen Schritt weiter und griff seinen Erzfeind direkt an.
Die internationalen Bemühungen, die Lage zu entschärfen, scheiterten. Vor allem US-Präsident Joe Biden warnte noch die Islamische Republik vor einem Angriff auf Israel: "Tut es nicht!"
Israels Raketenabwehrsystem fängt Raketen und Drohnen aus dem Iran ab.Bild: Xinhua / Tomer Neuberg
Doch die iranische Armee griff am Samstag israelische Ziele mit mehr als 300 Raketen und Drohnen an. Das israelische Militär wehrte nach eigenen Angaben die Attacke erfolgreich ab. Dabei hatte Israel Unterstützung der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Jordaniens. Doch warum geht die iranische Führung das Risiko einer weiteren Eskalation ein?
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Angriff als Antwort auf israelischen Angriff in Damaskus
Konfliktforscher Tareq Sydiq geht davon aus, dass das Mullah-Regime wohl das Risiko, den israelischen Angriff in Damaskus unbeantwortet zu lassen, schwerwiegender einschätzte, als das Risiko einer Eskalation durch den aktuellen Angriff. Sydiq ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Konfliktforschung der Universität Marburg.
Auf watson-Anfrage sagt er: "Die iranische Führung muss Erwartungen innerhalb der eigenen Reihen und von verbündeten Milizen, robuster gegen Israel vorzugehen, balancieren mit ihrem Interesse, einen offenen Krieg zu vermeiden."
Aus iranischer Sicht hätte eine Deeskalation zum jetzigen Zeitpunkt Israel zu weiteren Angriffen gegen iranische Ziele ermuntert und die eigene Glaubwürdigkeit geschwächt, führt er aus. Der Angriff auf Israel soll signalisieren, dass es der iranischen Führung ernst ist mit ihren roten Linien.
Ein ähnliches Dilemma zeichnet sich laut Sydiq jetzt auf israelischer Seite ab: "Ohne wiederum zu eskalieren, riskiert Israel, künftige Angriffe auf eigenem Boden zu ermutigen, eine Eskalation kann aber schnell in einen regionalen Krieg münden, den die israelische Führung derzeit nicht brauchen kann." Beide Seiten könnten so in eine ungewollte Eskalationsspirale geraten.
Nach iranischem Angriff: Israel kündigt bereits Vergeltung an
"Jetzt liegt der Ball bei Israel, da die iranische Führung signalisiert hat, es bei diesem Angriff belassen zu wollen", meint der Experte. Möglich sei, dass Israel auf die iranische Eskalation mit einer eigenen Eskalation antwortet – gerade ein Angriff auf iranischen Boden dürfte zu einer noch robusteren iranischen Antwort führen.
Ein weiteres Szenario sei aber auch, dass eine israelische Antwort verdeckt, durch Geheimdienste oder Angriffe auf iranische Ziele in der Region erfolgt. "Die Lage ist derzeit aber sehr volatil und es ist nicht absehbar, wie sie sich entwickelt wird", sagt der Konfliktforscher.
Israels Kriegskabinett-Mitglied Benny Gantz hat bereits Vergeltung angekündigt. Laut Reuters befürwortet die Mehrheit des israelischen Kriegskabinetts eine Reaktion auf den Angriff des Iran. Die Mitglieder sind sich jedoch über Ausmaß und Zeitpunkt des Angriffs uneinig.
UN-Generalsekretär António Guterres ruft alle Seiten zu äußerster Zurückhaltung auf. Er verurteilt den iranischen Beschuss mit Drohnen und Raketen und warnt vor einer weiteren Eskalation. "Der Nahe Osten steht am Abgrund", sagt Guterres bei der Sitzung des Sicherheitsrates in New York.
Auch der engste und wichtigste Verbündete Israels macht eine klare Ansage: keine Eskalation der Situation.
USA wollen keinen Krieg mit dem Iran
Nach dem iranischen Angriff auf Israel hat die US-Regierung deutlich gemacht, es nicht auf eine Eskalation der Situation im Nahen Osten anzulegen. "Wir wollen nicht, dass die Situation eskaliert. Wir sind nicht auf einen größeren Krieg mit dem Iran aus", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby.
Das habe US-Präsident Biden bereits deutlich gemacht. Die USA würden Israel weiter dabei helfen, sich zu verteidigen. "Ob und wie die Israelis nun reagieren werden, wird an ihnen liegen", sagte Kirby.
(Mit Material der dpa)
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