Den Linken gelang bei der Bundestagswahl 2025 ein Coup mit Ansage. Mithilfe einer neuen Parteiführung gelang ihr ein Sprung von knapp 5 Prozent im Jahr 2021 auf mehr als 8 Prozent im Jahr 2025.
Ines Schwerdtner wird hierbei ein klarer Anteil zugeschrieben. Erst 2024 wurde die Publizistin Parteivorsitzende – und das ohne große politische Vorerfahrung. Doch auch vor ihrem Parteieintritt bei den Linken engagierte sich Schwerdtner zu einem gewissen Maße politisch.
Hier gibt es alle Infos über Ines Schwerdtner:
Ines Schwerdtner wurde im sächsischen Werdau geboren und bezeichnet sich selbst als "klassisches Wendekind". Anhand ihrer Eltern konnte die Linken-Politikerin damals beobachten, wie der Mauerfall viele Leben in Ostdeutschland veränderte.
"Man sollte niemals vergessen, wo man herkommt und für wessen Interessen es einzustehen gilt", schreibt Schwerdtner auf ihrer Website. Anspielen dürfte sie damit auch darauf, dass beide Elternteile durch die Wende ihre Jobs verloren. Die Familie Schwerdtner zog nach Westdeutschland. Auch die damals vierjährige Ines wuchs durch diesen Umbruch in Hamburg auf.
Nach dem Schulabschluss zog es Ines Schwerdtner zunächst für ein Studium nach Berlin. Nach einem Bachelor in Politikwissenschaften und Englisch entschied sie sich für einen Umzug nach Frankfurt am Main und studierte dort im Master Politische Theorie.
Bereits während ihrer Studienzeit engagierte sich Schwerdtner bei der marxistischen Zeitschrift "Das Argument". Dort arbeitete sie als Gesamtkoordinatorin, später war sie als freie Journalistin tätig.
Im Jahr 2020 gründete die damals 31-Jährige dann gemeinsam mit Kolleg:innen das Magazin "Jacobin", hier war sie bis 2023 Chefredakteurin. Die Redaktion sieht sich selbst als Vertretung des demokratischen Sozialismus.
"Wir versuchen, etwas anderes zu machen, nämlich als Linke etwas erreichen zu wollen und dabei aus unserer eigenen Blase herauszukommen", erklärte Schwerdtner 2021 in einem Interview mit dem "Deutschlandfunk".
Über den Printjournalismus hinaus war die Publizistin auch an mehreren politischen Podcasts beteiligt. Im Jahr 2021 führte sie durch "halbzehn.fm – Politikpodcast von links", auch im "Hyperpolitik"-Podcast vom "Jacobin"-Magazin war sie bis 2024 beteiligt.
Ines Schwerdtner bekam im Jahr 2015 ihren ersten Sohn. Gemeinsam mit ihm wohnt sie laut Informationen des MDR in Berlin. Bilder oder weitere Details gibt es nicht.
Auch abseits von ihrem Kind hält Ines Schwerdtner ihr Privatleben bisher aus der Öffentlichkeit fern. Ob sie verheiratet ist oder sich in einer Beziehung befindet, ist nicht bekannt.
Neben ihrem Job als Journalistin bekam Schwerdtner auch durch aktivistische Tätigkeiten Einblicke in das politische Tagesgeschehen. Unter anderem engagierte sie sich in der 2018 gegründeten Berliner Bürgerinitiative "Deutsche Wohnen & Co. enteignen".
"Als Sozialistin war für mich nur folgerichtig, dass ich mich auch in einer sozialistischen Partei engagieren müsste", erklärt sie auf ihrer Website.
Im Jahr 2023 trat Ines Schwerdtner daher der Partei Die Linke bei. Bei der Europawahl im folgenden Jahr kandidierte sie auf Listenplatz fünf für Sachsen-Anhalt, verpasste aber den Einzug ins Parlament.
Statt zurück in ihren vorherigen Job zu gehen, folgte für die Bundestagswahl 2025 dann aber die volle Offensive. Als Begründung für die Kandidatur als Linken-Spitzenkandidatin sagte sie der "Süddeutschen Zeitung": "Ich möchte nicht diejenige sein, die den Text schreibt: Es gibt Die Linke nicht mehr."
Gemeinsam mit Jan van Aken wurde sie im Oktober 2024 entsprechend als Vorsitzende der Linken gewählt. Mit sozialen Themen und einer starken Öffentlichkeitswirksamkeit des Duos und der Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek gelang der Partei ein Sprung auf 8,7 Prozentpunkte bei der Bundestagswahl 2025.
Auch in ihrem eigenen Wahlkreis war die Bundestagswahl für Ines Schwerdtner ein voller Erfolg. Mit insgesamt 34 Prozent gewann sie über die Erststimme ein Direktmandat für die Linke im Wahlkreis Berlin-Lichtenberg.
Im Bundestag will Schwerdtner mit ihrer Partei nun an die Versprechen im Wahlkampf anknüpfen. "Die Linke ist nicht angetreten, um nur ein gutes Ergebnis bei der Bundestagswahl zu erzielen. Wir wollen diese Gesellschaft verändern", versprach sie in einem Essay für die Rosa-Luxemburg-Stiftung nach der Wahl.
Im gleichen Text benennen Ines Schwerdtner und Jan van Aken auch sieben Komponenten, die der Linken zum Erfolg verholfen haben. Eine davon: "Starke Social-Media-Arbeit".
Gemeinsam mit Heidi Reichinnek arbeiteten die Parteivorsitzenden an einer klaren Strategie, um über Tiktok und Instagram Wähler:innen zu gewinnen. Im Fokus stand hierbei allerdings eher Reichinnek als Schwerdtner.
Für Uneinigkeit hat bei der Linken seit dem Terrorangriff vom 7. Oktober hingegen immer wieder der Nahost-Konflikt gesorgt. Ein von verschiedenen Bezirksverbänden aus Berlin eingereichter Antrag hatte beim Parteitag 2024 Zerwürfnisse heraufbeschworen.
"Wir kritisieren und verurteilen jeden Antisemitismus", erklärte Ines Schwerdtner hierzu dem "Tagesspiegel". Die Linke beharrt dennoch immer wieder darauf, auch die Position der Palästinenser:innen in den Fokus zu rücken.
"Die Reaktion der israelischen Regierung war bar jeglicher Verhältnismäßigkeit", erklärt Schwerdtner in einem Blogbeitrag zum ersten Jahrestag des Überfalls der Terrororganisation Hamas auf Israel.
Ines Schwerdtner erklärte zu ihrem Amtsantritt als Parteivorsitzende gemeinsam mit Jan van Aken, dass sie auf einen Teil ihres Gehalts verzichten werde.
Im Oktober verkündeten die beiden, lediglich das deutsche Durchschnittsgehalt beziehen zu wollen und den Rest in einen Solidaritätsfonds fließen zu lassen: "Wir beiden möchten die Welt verändern, und da reicht ein durchschnittliches Gehalt vollkommen aus."
Dieses liegt demnach bei rund 2850 Euro netto im Monat. Eigentlich bekommen Schwerdtner und van Aken 8162,50 Euro brutto im Monat. Über Nebeneinkünfte ist nichts bekannt.