Die FDP steht nach ihrer herben Niederlage bei der Bundestagswahl erneut am Abgrund. Doch als die Liberalen das letzte Mal in der Situation waren, als sie 2013 aus dem Bundestag flogen, gab es mit Christian Lindner einen Retter in der Not. Lindner versprach, die Partei wieder auf Kurs zu bringen. Nun ist der FDP-Chef selbst gescheitert.
Lindner kündigte nach dem Debakel an, sich komplett aus der Politik zurückzuziehen. Plötzlich hat die FDP ihr Gesicht verloren. Wer wird ihr eins zurückgeben? Angesichts dessen, dass die FDP sich in den vergangenen Jahren stark auf Christian Lindner als Person ausgerichtet hat, wird das eine schwierige Aufgabe.
Bisher haben nicht viele ihre Hand für die herausfordernde Aufgabe gehoben. Interesse gibt es von Europapolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Lindner-Vize Wolfgang Kubicki. Wenn es nach den Jungen Liberalen geht, sollten sich beide zurückhalten.
Besonders Kubicki bekommt von der jüngeren Partei-Generation sein Fett weg. Ausgerechnet in seiner Wahlheimat Schleswig-Holstein. Die Jungen Liberalen haben hier auf ihrem Landeskongress in Büsum am Samstag einen Antrag beschlossen. Schon der Titel sendet eine knallharte Botschaft. "Eigenverantwortung großschreiben, Konsequenzen ziehen: Rücktritt Kubicki jetzt!", lautet diese laut "Spiegel".
Der Landesvorsitzende Finn Flebbe hat den Antrag mit initiiert. Gegenüber dem Magazin kommt er auf Kubickis Wahlslogan zu sprechen. "Konsequenz hat ein Gesicht", lautet dieser. Statt Kubickis Gesicht als das neue der Partei wollen die Jungen Liberalen lieber die Konsequenzen. "Dazu gehört auch, Verantwortung zu übernehmen für das eigene Scheitern", sagt Flebbe.
Die Partei-Jugend will nach dem "desaströsen Ergebnis" bei der Wahl vergangenen Sonntag einen "echten Neuanfang" für die Partei. Dazu brauche es "frische Köpfe", heißt es in dem Antrag. Kubicki und auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann sind für den Landesverband demnach nicht die richtigen für den Job. "Ein Neustart mit einem bald 73-Jährigen oder einer 66-Jährigen wäre ein nicht entschuldbarer Fehler", betont Flebbe.
Der Antrag richtet sich gegen alle Mitglieder des FDP-Parteipräsidiums, die in den vergangenen Jahren Verantwortung innehatten. Sie müssten auf eine Kandidatur verzichten, fordern die Jungen FDPler in Schleswig-Holstein.
Andere Landesverbände äußern sich zurückhaltender. Zwar würden beide Kandidaten nicht für einen Aufbruch stehen, aber "wenn keine anderen Kandidaten zur Verfügung stehen, muss man mit denen arbeiten, die da sind", erklärt der NRW-Landesvorsitzende Alexander Steffen dem "Spiegel".
Mark Hohensee, Landesvorsitzender in Baden-Württemberg, sieht den entscheidenden Aspekt vielmehr in einem richtigen Konzept, ganz egal, ob es von Kubicki, Strack-Zimmermann oder jemand anderes kommt.