Christian Lindner (FDP) hat in den letzten Wochen für ordentlich Aufruhr in der Politiklandschaft Deutschlands gesorgt. Der ehemalige Finanzminister wurde von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) entlassen, nachdem sich die Koalitionäre nicht auf eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik einigen konnten.
Dann kam durch Recherchen der "Zeit" und der "Süddeutschen Zeitung" heraus, dass die FDP diesen Bruch der Ampel wohl schon von langer Hand geplant hatte. Zentrale Figur dabei war der FDP-Parteichef, dem jetzt vorgeworfen wird, die Öffentlichkeit getäuscht zu haben. Denn er selbst warf Scholz vor, der Kanzler habe den Rausschmiss der FDP schon länger geplant.
Hier gibt es alle Infos über Christian Lindner:
Christian Lindner wurde 1979 als Sohn von Wolfgang und Martina Hessling in Wuppertal geboren. Sein Vater ist promovierter Mathematiker und seine Mutter arbeitete als Pharma- und Klinikreferentin. Nach der Trennung seiner Eltern wuchs Lindner laut "Bild am Sonntag" bei seiner Mutter in Wermelskirchen auf.
1998 schaffte Lindner nach eigenen Angaben sein Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,3. Anschließend leistete er Zivildienst als Hausmeister. Er habe den Wehrdienst verweigert, damit er nebenher einer unternehmerischen Tätigkeit nachgehen könne.
Von 1999 bis 2006 studierte Lindner dann Politikwissenschaft an der Universität Bonn. Er schloss sein Studium mit dem Magister Artium ab. Währenddessen widerrief er seine Wehrdienstverweigerung und diente als Reserveoffizier der Luftwaffe.
In einem Interview mit der "Neuen Züricher Zeitung" sagte Lindner, er sei im Alter von 16 Jahren der FDP beigetreten. Von 1996 bis 1998 war er dann Landesvorsitzender der "Liberalen Schüler NRW" und Vorstandsmitglied der Jungen Liberalen NRW. Seit 1998 sitzt er im Landesvorstand der FDP in NRW.
Von 2000 bis 2009 war Lindner Landtagsabgeordneter. Nach der Bundestagswahl 2009 wechselte er dann in den Bundestag. Von 2009 bis 2011 war er zudem Generalsekretär der FDP. Im Dezember 2011 trat er von diesem Posten zurück. Sein Verhältnis zum damaligen FDP-Vorsitzenden Philipp Rösler galt als angespannt.
Kurz darauf wurde Lindner selbst Vorsitzender. Zunächst aber nur von der FDP in NRW. Von 2012 bis 2017 war er ihr Vorsitzender. Gleichzeitig ist er seit 2013 auch der Bundesvorsitzende der FPD. Damit folgte er auf Phillip Rösler, mit dem die Liberalen den Einzug in den Bundestag 2013 verpassten. Im Jahr 2017 trat er dann nicht mehr erneut als Landesvorsitzender an, um sich auf seine Aufgaben als Bundesvorsitzender konzentrieren zu können.
Von 2021 bis November 2024 war Christian Lindner Finanzminister der Ampel-Regierung von Bundeskanzler Scholz. Am 6. November erklärte Scholz, dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier die Entlassung von Lindner aufgrund des Auseinanderbrechens der Ampel-Koalition vorzuschlagen. Einen Tag später wurde er dann offiziell entlassen.
Von 1997 bis 1999 und von 2002 bis 2004 arbeitete Lindner laut dem "Remscheider General-Anzeiger" als freiberuflicher Unternehmensberater und Stromhändler.
Im Jahr 2017 zeigte Stern TV einen Ausschnitt aus einer alten Dokumentation der Deutschen Welle über Lindner und seinen damaligen Geschäftspartner. Dort sagte Lindner: "Probleme sind nur dornige Chancen." Dieser Spruch wird seither häufig zitiert und diente als Vorlage für zahlreiche Memes über den FDP-Politiker.
Christian Lindner ist mit der ehemaligen Moderatorin und Reporterin Franca Lehfeldt verheiratet. Seit Juli 2018 ist die Beziehung der beiden öffentlich. Am 7. Juli 2022 heirateten Lindner und Lehfeldt auf der Insel Sylt.
Lehfeldt war Reporterin und Moderatorin für die Fernsehsender RTL und Welt. Bei Welt war sie Chefreporterin Politik. Wegen ihrer Beziehung zu Christian Lindner wurden ihr deshalb journalistische Interessenskonflikte vorgeworfen. Mittlerweile hat sie sich laut dem Branchendienst "Quotenmeter" mit einer Agentur für Kommunikation und Marketing selbständig gemacht.
Von 2011 bis 2020 war Christian Lindner mit der Journalistin Dagmar Rosenfeld verheiratet. Kinder hat der FDP-Politiker keine.
Christian Lindner besitzt eine Villa im Berliner Ortsteil Nikolassee. Eine Recherche des "Spiegel" deckte im Januar 2023 Ungereimtheiten bei der Finanzierung des Hauses durch die Karlsruher BBBank auf. Das Geldinstitut räumte dem Politiker wohl einen Kreditrahmen ein, der den Wert seiner Immobilie massiv überstieg.
Laut dem Bericht betrug der Marktwert von Lindners Immobilie, die 1,65 Millionen Euro kostete, zum Zeitpunkt des Kaufs lediglich 1,34 Millionen Euro. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin sieht "weder einen ohnehin fernliegenden Anfangsverdacht wegen Abgeordnetenbestechung noch wegen Vorteilsannahme". Deshalb wurde kein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Anfang November 2024 veröffentlichte Christian Lindner sein Papier zur Wirtschaftswende. In diesem kritisierte er Entscheidungen der Ampel-Koalition, deren Finanzminister er war, in der Wirtschafts- und Finanzpolitik.
Probleme wie ein Investitionsstau, geringe Produktivität und die wirtschaftlichen Folgen der Klimapolitik seien zum Teil "vorsätzlich herbeigeführt" worden, schrieb Lindner in dem Papier. "Deshalb ist eine Wirtschaftswende mit einer teilweise grundlegenden Revision politischer Leitentscheidungen erforderlich, um Schaden vom Standort Deutschland abzuwenden."
Das Papier gilt als Anfang vom Ende der Ampel-Koalition. Aus Recherchen der "Zeit" und der "Süddeutschen Zeitung" ging hervor, dass Lindner das Papier wohl mit dem Ziel, das Ende der Ampel zu provozieren, veröffentlichte.
Das "Vermögensmagazin" schätzte Christian Lindners Vermögen im Januar 2024 auf 5,5 Millionen Euro.
Christian Lindner gab öffentlich bekannt, im Jahr 2013 eine Haartransplantation bekommen zu haben. Laut "Süddeutscher Zeitung" ist er der erste Berufspolitiker, der sich zu einem solchen Eingriff bekennt.
Laut "Berliner Morgenpost" ist Christian Lindner 1,86 Meter groß.
Aus einem Porträt der "Zeit" über Christian Lindner geht hervor, dass er in seiner Freizeit gerne Boot fährt und angelt. Außerdem habe er eine deutsche Rennfahrerlizenz. Er gilt als leidenschaftlicher Porsche-Fan.
Nachdem Christian Lindner 2017 die Jamaika-Koalitionsverhandlungen mit CDU und Grünen mit dem legendären Spruch "lieber nicht regieren, als falsch regieren" beendet hatte, machte er 2018 einen Jagdschein bei einer Jagdschule Mecklenburg-Vorpommern.