An der Front sterben im Ukraine-Krieg tagtäglich zahlreiche Menschen. Laut "Meduza" und "Mediazona" verlor die russische Armee im Sommer 2024 zwischen 200 und 250 Soldaten am Tag. Einschließlich Schwerverletzter belaufen sich die unwiederbringlichen Verluste auf 600 bis 750 Menschen pro Tag.
Der Nachschub darf also nicht abreißen.
Wer in Russland lebt, kommt insbesondere in Städten kaum um riesige Werbetafeln und Flyer herum, die für einen Vertragsdienst beim Militär werben. So sollen Soldaten für den Krieg in der Ukraine rekrutiert werden. Zumindest bisher.
Doch in Moskau haben die Behörden die Werbemenge für Rekrutierungsverfahren für den Krieg drastisch reduziert. Und das, obwohl offiziellen Zahlen zufolge die Rekrutierungen zurückgehen. Gründe dafür gibt es mehrere.
Betroffen sind vor allem spezielle Informationsstände an U-Bahn-Stationen, Bahnhöfen und auf Hauptstraßen, wie das unabhängige russische Exilmedium "Meduza" berichtet. Auch die Zahl der Plakate und Werbetafeln, die für einen Einsatz in der sogenannten "nördlichen Militärbezirkszone" werben, ist zurückgegangen. Besonders zum Jahresende 2024 gab es auffällig weniger Werbung.
Die militärischen Werbekampagnen wurden durch kommerzielle Anzeigen ersetzt. Statt auf in Szene gesetzte Soldaten sind jetzt Werbung für Fischrestaurants und andere Freizeitangebote sowie Neujahrsgrüße zu sehen. Die offizielle Begründung? "Es gibt bereits genug Leute, die sich für die Front gemeldet haben. So viel Werbung ist nicht mehr nötig", sagte eine Quelle aus der Stadtverwaltung laut "Meduza".
Ein Beamter erklärte dem Medium, dass die allgegenwärtige Werbung in Moskau bisher eine zentrale Rolle dabei spielte, Menschen aus anderen Regionen anzuziehen. Gleichzeitig werden die Informationen über hohe Zahlungen in Moskau ohnehin durch Mundpropaganda weiterverbreitet.
Moskau und die umliegende Region stellen aktuell etwa 20 Prozent der russischen Vertragssoldaten. Die Rekrutierung erfolgt oft durch hohe Einmalzahlungen, die in der Hauptstadt bei 1,9 Millionen Rubel liegen.
In anderen russischen Oblasts sind diese Beträge deutlich geringer.
Die massive Rekrutierungswerbung in Moskau führte deshalb zu Schwierigkeiten andernorts. Laut "Meduza" klagten Beamte aus der Region Krasnodar darüber, dass Rekrutierungsprobleme durch die Konkurrenz aus der Hauptstadt entstanden seien.
Ein weiterer Faktor, der die Rekrutierung beeinflusst, ist der Mangel an militärischer Ausrüstung, wie eine Quelle aus der Stadtregierung erklärt. Zu der Anzahl der bisherigen Rekrutierungen sagt sie: "Es reicht für die Menge an Ausrüstung und Waffen, die der russischen Armee zur Verfügung steht. Die Leute müssen nicht nur rekrutiert werden, sie müssen auch bewaffnet sein."
Die Vorräte aus der Zeit der Sowjetunion, die bisher genutzt wurden, sind nach drei Jahren Krieg nahezu erschöpft. Satellitenaufnahmen zeigen, dass die Lagerbestände für zentrale Waffengattungen stark geschrumpft sind.
Den vierteljährlichen Berichten zufolge ist die Zahl der rekrutierten Russen im Jahr 2024 im Vergleich zu 2023 deutlich zurückgegangen. Die russische Armee rekrutierte im gesamten vergangenen Jahr mindestens 900 Vertragssoldaten pro Tag, im dritten Quartal 2024 waren es 500-600. Und das, obwohl sich die Zahlungen des Bundes für die Unterzeichnung eines Vertrags im dritten Quartal verdoppelt haben.
Sollte die Rekrutierungsrate weiter sinken, könnte der Kreml gezwungen sein, über eine neue Mobilisierungswelle nachzudenken.
Unterdessen hat sich Russland Verstärkung aus Nordkorea geholt. Derzeit sind übereinstimmenden Medienberichten zufolge Hunderte nordkoreanische Soldaten in der russischen Region Kursk im Einsatz, wo die Ukraine ihre Stellungen hält.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Samstag erklärt, dass Russland bei den Kämpfern in Kursk "in erheblichem Ausmaß" nordkoreanische Soldaten einsetze. Demnach kämpfen diese in gemischten Einheiten an der Seite russischer Soldaten.
Nordkoreanische Einheiten hätten am Wochenende bei Gefechten in der russischen Region Kursk "erhebliche Verluste" erlitten, teilte der ukrainische Militärgeheimdienst am Montag mit. "Mindestens 30 Soldaten wurden getötet und verwundet."