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Ukraine-Krieg: Nordkoreas Soldaten werden zum Desertieren ermutigt

FILE - Ukrainian servicemen of the 28th Separate Mechanised Brigade take their position in a trench at the front line, near Bakhmut, Donetsk region, Ukraine, March 3, 2024. (AP Photo/Efrem Lukatsky, F ...
Im Frontkampf erhofft sich die Ukraine Vorteile durch kampfunwillige Nordkoreaner.Bild: AP / Efrem Lukatsky
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Ukraine ermutigt Nordkoreas Soldaten zum Desertieren – mit Flyern

14.12.2024, 12:49
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Die Ukraine setzt im Kampf gegen Russlands Invasion auf psychologische Kriegsführung. Die Militärführung hat eine ungewöhnliche Strategie entwickelt, um die nordkoreanischen Soldaten zur Aufgabe zu bewegen. Mit Flugblättern, Videos und speziellen Anreizen appelliert die ukrainische Regierung an die Soldaten, ihre Waffen niederzulegen und eine neue Zukunft zu suchen.

Medienberichten zufolge verteilen ukrainische Geheimdienste Flugblätter mithilfe von Drohnen und Geschossen, die die Soldaten auffordern, zu desertieren. Das Material enthält detaillierte Anweisungen für eine sichere Kapitulation und verspricht humane Behandlung sowie neue Perspektiven. Die Kampagne ist Teil des Projekts "Ich will leben", das seit 2022 russische Soldaten zur Kapitulation bewegt.

Nordkoreaner sollen desertieren: Ukraine verspricht Perspektiven

Vitaliy Matvienko, Sprecher des Projekts, erklärt: "Wir wissen, wie die Lebensbedingungen in Nordkorea sind. Viele Soldaten sehen dies als Chance, dem Regime zu entkommen und ein neues Leben zu beginnen." Südkoreanische, ukrainische und US-amerikanische Beamte berichten, dass Nordkorea Tausende Soldaten entsandt hat, um Russland im Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen.

Nach Einschätzungen des ukrainischen Botschafters in Südkorea, Dmytro Ponomarenko, könnten bis zu 15.000 nordkoreanische Soldaten alle zwei bis drei Monate rotieren. Innerhalb eines Jahres könnte das zu einer Gesamtzahl von etwa 100.000 Soldaten führen.

Nordkoreanische Soldaten kämpfen oft unter schwierigen Bedingungen, wobei viele mutmaßlich kaum von den monatlich 2000 US-Dollar profitieren, die Russland angeblich pro Soldat zahlt. Expert:innen wie Bruce W. Bennett vom Rand-Institut vermuten, dass dieses Geld direkt an die nordkoreanische Elite fließt und nur ein geringer Teil oder gar nichts bei den Soldaten ankommt.

"Neues Leben": Flucht aus der Diktatur via Kriegsfront

Das Projekt "Ich will leben" hat sich eine spezielle Botschaft für die nordkoreanischen Soldaten ausgedacht. In den Flugblättern wird betont, dass Kim Il-Sung, der Gründer Nordkoreas, sich gegen eine Unterstützung russischer "Imperialisten" ausgesprochen habe. Zudem zeigt ein Video einen nordkoreanischen Freiwilligen in den ukrainischen Streitkräften, der seine Landsleute ermutigt, sich zu ergeben, wie "Euronews" berichtet.

"Wir werden euch nicht nur willkommen heißen, sondern euch helfen, ein neues Leben zu beginnen", sagt der Freiwillige in dem Video. Es wird betont, dass humane Behandlung, Unterstützung und Arbeitsmöglichkeiten auf die Deserteure warten.

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Um die Botschaft zu verstärken, hat die Ukraine auch Videos veröffentlicht, die ihre Kriegsgefangenenlager zeigen – einschließlich der Mahlzeiten, die dort serviert werden. Außerdem versprach die ukrainische Armee in einer früheren Mitteilung bequeme Betten und warme Mahlzeiten für nordkoreanische Soldaten, die kapitulieren.

Für viele nordkoreanische Soldaten, die unter der strengen Überwachung und den prekären Lebensbedingungen in ihrer Heimat leiden, könnte die Kapitulation in der Ukraine eine einmalige Gelegenheit sein. Das Projekt betont: "Weit entfernt von 'Big Brother', der über die Menschen in Nordkorea wacht, wäre es eine Sünde, diese einzigartige Gelegenheit nicht zu nutzen."

Ob die Strategie tatsächlich Wirkung zeigt, bleibt abzuwarten. Doch die Ukraine setzt darauf, dass die Hoffnung auf ein besseres Leben stärker ist als die Loyalität gegenüber einem autoritären Regime.

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