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Strompreis: Darum ist Schweden wirklich sauer auf Deutschland

ARCHIV - 12.09.2024, Berlin: Ebba Busch, stellvertretende Ministerpr
Die schwedische Wirtschaftsministerin Ebba Busch.Bild: dpa / Jörg Carstensen
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Darum ist Schweden wirklich sauer auf Deutschland

13.12.2024, 11:0914.12.2024, 07:52
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"Strompreis-Wut!", titelte die "Bild"-Zeitung am Freitagmorgen. "Schweden-Ministerin ärgert sich, dass es bei ihr teurer wird, weil wir die AKW abgestellt haben", heißt es unter der Überschrift. Der Hintergrund: In Südschweden sind die Energiepreise so hoch wie schon lange nicht mehr.

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Laut "Bild" ist daran der deutsche Atomausstieg schuld. Schweden exportiere deshalb Strom über Unterseekabel nach Deutschland. In der Folge sei das Angebot in Schweden knapp geworden, was die Preise in die Höhe hätte schießen lassen. Dabei bezieht die Zeitung sich auf einen X-Post der schwedischen Energie- und Wirtschaftsministerin Ebba Busch.

Doch einen weiteren wichtigen Grund für die hohen Energiepreise in Südschweden unterschlägt die Zeitung – obwohl dieser ausführlich in einem schwedischen Zeitungsartikel erklärt wird, auf den sich die "Bild" ebenfalls in ihrem Artikel bezogen hatte.

Das viel größere Problem als der Atomausstieg sind nämlich sogenannte Strompreiszonen. Auf diese bezieht sich auch ein Zitat der Ministerin, das auch "Bild" in ihrem Artikel wiedergibt: "Ich bin wütend auf die Deutschen", sagte die Ministerin im Interview mit der schwedischen Zeitung "Aftonbladet". "Sie haben eine Entscheidung für ihr Land getroffen, zu der sie das Recht haben. Aber es hat sehr schwerwiegende Folgen, auch für die Wettbewerbsfähigkeit der EU, denn wir sehen, dass die deutsche Wettbewerbsfähigkeit deutlich gesunken ist."

Was sind Strompreiszonen?
Strompreiszonen sind geografische Gebiete, in denen der Preis für Strom unterschiedlich hoch ist. Das soll dafür sorgen, dass der Strommarkt effizienter funktioniert, weil die Preise die tatsächlichen Kosten und Gegebenheiten in der jeweiligen Region widerspiegeln. In Schweden etwa ist das Land in verschiedene Strompreiszonen unterteilt. Wo mehr Strom produziert wird, ist der Preis günstiger. In Deutschland gibt es nur eine Strompreiszone für das ganze Land.

Busch beschwert sich darüber, dass es in Deutschland nur eine Strompreiszone für das ganze Land gibt.

Sie fordert, dass der Norden Deutschlands eine eigene Strompreiszone bekommen sollte. Denn im Norden Deutschlands wird aktuell mehr Strom produziert als im Süden. Durch verschiedene Strompreiszonen wären dann auch die Strompreise in Norddeutschland niedriger als in Süddeutschland. Davon würde auch Schweden profitieren, die ja Strom aus Norddeutschland importieren.

EU-Behörde fordert Teilung des deutschen Strommarktes

Eine solche Teilung des deutschen Strommarktes fordern etwa auch die Grünen in Schleswig-Holstein: "Der Strommarkt von heute ist nicht mehr wie der von gestern: Heute wird der Strom vor allem im Norden produziert und im Süden verbraucht", sagt die energiepolitische Sprecherin der Landtagsfraktion der Grünen, Ulrike Täck.

"Eine einheitliche Strompreiszone bildet diese Situation nicht mehr ab. Den Bürger:innen und auch den Betrieben im Norden ist kaum zu vermitteln, dass vor allem hier, wo die günstigen erneuerbaren Energien gebaut werden, die höchsten Strompreise existieren."

Die europäische Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER) sieht das ähnlich. Sie sieht im deutschen Modell eine Marktverzerrung und schlägt eine Aufteilung Deutschlands in Preiszonen nach dem nordeuropäischen Beispiel – wie etwa in Schweden – vor.

So könnte die Aufteilung Deutschlands in Energiepreiszonen aussehen.
So könnte die Aufteilung Deutschlands in Energiepreiszonen aussehen.bild: screenshot / acer

Gegen eine Aufteilung Deutschlands in Energiepreiszonen wehren sich vor allem die südlichen Bundesländer. Denn dort würden die Strompreise dann steigen, da sie weniger Strom produzieren als der Norden. "Jedes Unternehmen steht aktuell vor enormen Herausforderungen. Wir dürfen die Situation nicht durch unnötige Experimente weiter verschärfen", sagte Tobias Gotthardt, Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium.

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