Nun ist es fast einen Monat her, als Jewgeni Prigoschin der Kragen platzte. Er war so wütend auf die russische Führung – allen voran auf Verteidigungsminister Sergej Schoigu und seinen Generalstabschef Walery Gerassimow –, dass er mit seinen Wagner-Söldnern eine Stadt in Russland besetzte. Und sich danach auf in Richtung Moskau begab.
Die Meuterei dauerte nicht einmal 24 Stunden an. Am Abend noch pfiff der Wagner-Chef seine Gefolgsleute zurück, es habe einen Deal mit Putin gegeben. Danach verschwand er ins "Exil" nach Belarus.
Doch dort blieb er wohl nicht lange.
Es gab Berichte, dass er schon wieder in der russischen Großstadt St. Petersburg sei. Dann hieß es doch wieder, er sei in Minsk, der belarussischen Hauptstadt. Worüber neben seinem Aufenthaltsort auch gerätselt wurde: Was passiert nun mit der Söldner-Truppe?
Und auch: Wie wird es mit den Afrika-Geschäften weitergehen, die nicht nur für den Verbleib der Wagner-Gruppe, sondern auch für den gesamten russischen Einflussbereich relevant sind?
Nun hat sich Prigoschin quasi aus dem Off zu Wort gemeldet und zumindest zur letzten Frage eine interessante Ankündigung gemacht.
Prigoschin meint, dass seine Söldner weiterhin in afrikanischen Ländern kämpfen werden, in denen sie bereits präsent sind. "Es gab keine Kürzung unserer Programme in Afrika und es wird sie auch nicht geben", sagte er gegenüber Afrique Média TV. Bei diesem Sender handelt es sich um ein kremlnahes Nachrichtenmedium, das sich an französischsprachige afrikanische Länder richtet und mit der Wagner-Gruppe in Verbindung gebracht wird.
Prigoschin erschien während des Interviews allerdings nicht vor der Kamera. Die Dokumentationsabteilung des britischen Senders BBC hat eigenen Angaben zufolge den Ton analysiert und bestätigt, dass es sich um die Stimme von Prigoschin handelt.
Die Wagner-Gruppe ist in Ländern wie Mali, der Zentralafrikanischen Republik (ZAR), Libyen oder dem Sudan im Einsatz. In Burkina Faso gibt es offiziell keine Beweise für Wagners Anwesenheit, doch wird gemunkelt, dass Prigoschin Kämpfer dorthin entsendet hat.
Am 12. Juli veröffentlichte Prigoschin noch ein Foto auf seinem Telegram-Kanal, auf dem Wagner-Söldner offenbar von der zentralafrikanischen Regierung ausgezeichnet werden.
Dazu schrieb er: "Ausbilder des PMC Wagner erhielten staatliche Auszeichnungen der Zentralafrikanischen Republik. (...) Diese tapferen Kämpfer kämpfen jeden Tag unter Einsatz ihres Lebens unermüdlich gegen den Terrorismus und sorgen für Frieden und Sicherheit auf dem Gebiet der Zentralafrikanischen Republik."
Gold, Diamanten, Kaffee, Zucker, Propaganda, geopolitische Machtbestrebungen. Die Wagner-Söldner leisten in diesen Gebieten viel – und zwar vor allem für das erfolgreiche Netzwerk Russlands.
Menschenrechtsgruppen und die UNO werfen den Wagner-Kämpfern vor, dort schwere Kriegsverbrechen zu begehen.
Prigoschin betont jedoch, dass ihre Arbeit einen anderen Charakter habe. "Wir setzen unsere Arbeit in allen Ländern fort, in denen wir mit dieser Kooperations- und Entwicklungsarbeit begonnen haben oder sie jetzt durchführen", sagte er gegenüber Afrique Média TV. Und:
Auch der russische Außenminister Sergei Lawrow hatte kürzlich betont, dass die Wagner-Kämpfer trotz der jüngsten Geschehnisse in afrikanischen Ländern bleiben würden.