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Russland-Zeitungen loben Ukraine für Kursk-Angriff: Putin unter Druck

08.08.2024, Russland, Moskau: Dieses von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichte Foto zeigt Wladimir Putin (l), Präsident von Russland, der dem amtierenden Gouvern ...
Wladimir Putin hält Krisengespräch mit dem amtierenden Gouverneur der Region Kursk, Alexej Smirnow.Bild: Pool Sputnik Kremlin/AP / Gavriil Grigorov
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Ukraine-Angriff in Kursk setzt Putin unter Druck: Russland solle "spüren, was es getan hat"

09.08.2024, 15:56
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Der Vorstoß der Ukraine in die russische Region Kursk wirft viele Fragen auf. Ist es ein Ablenkungsmanöver oder ein langfristiger Strategie-Wechsel mit größerem Ziel? Auf alle Fälle ist es eine neue Entwicklung, die zeigt: Der Ukraine-Krieg ist nicht statisch.

Den ukrainischen Streitkräften gelingt nach aktuellem Stand eine Bodenoffensive auf russischem Gebiet. Das dürfte Kreml-Chef Wladimir Putin in Erklärungsnot bringen. Der Vorstoß wurde laut Russland angeblich erfolgreich abgewehrt, aber Berichten und Videos zufolge sieht die Lage ganz anders aus: Die Ukraine ist gekommen, um – wohl erstmal – zu bleiben.

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Bislang hüllt sich Präsident Wolodymyr Selenskyj in Schweigen und hat den Angriff in Kursk nicht offiziell für die Ukraine reklamiert. Am Donnerstagabend erklärt er in seiner allabendlichen Ansprache allerdings, Russland habe den Krieg über die Ukraine gebracht, nun solle das Land "spüren, was es getan hat".

Seit mehr als zwei Jahren wehrt Kiew nun schon den russischen Angriffskrieg ab. Auch wenn die Lage in Kursk noch nicht völlig übersichtlich ist, gelingt der Ukraine schon jetzt ein bedeutender PR-Sieg gegen Putin.

Zwar werden die Ereignisse in der Kursker Region kaum kriegsentscheidend sein, sagte Russland-Experte Andreas Umland zu watson. Sie würden jedoch die populäre Erzählung "von der angeblichen Unbesiegbarkeit und Überlegenheit Russlands" untergraben.

Russland-Medien loben Ukraine für Kursk-Angriff: "Geschickt und kühn"

"Selbst einige der kremlfreundlichsten russischen Zeitungen geben heute zu, dass der grenzüberschreitende Angriff der Ukraine einen gewissen Erfolg erzielt hat", schreibt BBC-Reporter Steve Rosenberg auf der Plattform X. In einer Zeitung heißt es, Kiew habe "einen starken Schritt mit unangenehmen Folgen für unsere Seite gemacht". Eine andere berichtet: "Der Feind agiert geschickt und kühn".

Die Ukraine weitet derweil wohl die Angriffe auf russisches Gebiet aus und nimmt Ziele in Lipezk ins Visier. Örtliche russische Behörden melden einen "massiven" Drohnenangriff und einen Brand auf einem Militärflugplatz sowie Schäden an einem Elektrizitätswerk.

Die ukrainischen Streitkräfte halten laut Medienberichten weiterhin die Stadt Sudscha und operieren in einem großen Teil der Region Kursk.

Eine russische Einheit, die zur Verstärkung anrückte, soll laut Videomaterial eines Anwohners auf der Landstraße nach Rylsk zerstört worden sein. US-Journalist Yaroslav Trofimov vom "Wall Street Journal" postet dazu ein Video auf X.

Russland: Ukraine dringt weiter in russisches Gebiet vor

Laut des jüngsten Berichts des "Institute for the Study of War" (ISW) deuten Bildmaterial und russische Behauptungen darauf hin, dass die ukrainischen Streitkräfte am 8. August weiter in das Gebiet Kursk vorgedrungen sind. Ukrainische Soldat:innen befinden sich demnach in Gebieten, die bis zu 35 Kilometer von der internationalen Grenze zum Gebiet Sumy entfernt liegen.

Das Ausbleiben einer erfolgreichen russischen Reaktion auf den ukrainischen Einmarsch in die Oblast Kursk und das Tempo des Vormarsches deutet das ISW als Hinweis darauf, dass der Ukraine eine "operative Überraschung" gelungen sei. Mit anderen Worten: Putin war auf so eine Aktion nicht vorbereitet.

Die Frage bleibt offen, was das Endziel der Ukraine mit diesem Überraschungsangriff in Russland ist. Eines ist klar: Die Aktion birgt enorme Risiken; bindet etwa Ressourcen, die woanders fehlen.

Russland meldet hohen Verlust für Ukraine bei Kursk-Vormarsch

Auch nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau gehen die Kämpfe im Gebiet Kursk weiter. Die Behörden stufen den bereits geltenden Ausnahmezustand in der russischen Grenzregion zur Ukraine zu einem nationalen Notstand hoch.

Seit Beginn des ukrainischen Angriffs am Dienstag hätten die Truppen Kiews angeblich bis zu 945 Soldat:innen und 102 Stück Panzertechnik verloren, darunter zwölf Panzer. Die Rede war auch von westlicher Militärtechnik. Zerstört worden seien etwa fünf Radschützenpanzer vom US-Typ Stryker. Von deutscher Technik war in dem Bericht keine Rede. Die russischen Militärangaben sind von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.

Doch klar ist: Angriff ist immer mit größeren Verlusten verbunden als Verteidigung. Das nimmt die Ukraine wohl in Kauf und wendet das Blatt. Das Land gibt Russland einen Geschmack "ihrer eigenen Medizin".

Russland hat Ukraine wohl ignoriert und unterschätzt

Dass die russische Militärführung die Bewegung der ukrainischen Streitkräfte versäumte oder ignorierte, wirft kein gutes Licht auf Russland. Laut ISW haben russische Soldaten ihre Vorgesetzten davor gewarnt, dass sich ukrainische Streitkräfte entlang der Grenze in der Nähe der Oblast Kursk ansammeln. Dabei beruft sich das Institut auf einen russischen, kremlnahen Militärblogger.

Das ISW betont weiter: Sowohl den russischen als auch den ukrainischen Streitkräften sei es in den vergangenen anderthalb Jahren aufgrund des teilweise unübersichtlichen Schlachtfelds in der Ukraine nur schwer gelungen, operative Überraschungen zu erzielen.

Die Ukraine hat im Zuge ihres Abwehrkampfes immer wieder auch mit Drohnen und Raketen den Aggressor Russland attackiert. Eine große Bodenoperation regulärer Truppen wie derzeit in Kursk gibt es zum ersten Mal.

(Mit Material der dpa)

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