Der Krieg in der Ukraine dauert bereits über zwei Jahren an und führt nicht nur zu massiven internationalen Spannungen. Auch innerhalb Russlands herrscht Unruhe wegen des Krieges, obwohl freie Meinungsäußerung schwierig ist. Der Protest in dem Land unter der Führung durch den Präsidenten Wladimir Putin zeigt sich mitunter öffentlich – denke man etwa an den getöteten Alexej Nawalny und seine Anhänger:innen.
Doch auch im Kleinen zeigen Russ:innen, dass sie gegen den Krieg sind. Ob mit der Anbringung von Anti-Kriegs-Stickern oder mit subtilen Aktionen bei der Russland-Scheinwahl im März. Am Wahl-Wochenende hatten Putin-Gegner:innen Schlangen vor den Wahllokalen gebildet. Jegliche Form des Protests kann für die Kritiker:innen ernste Konsequenzen mit sich bringen.
Wie weit die Repressionen gegen Anti-Kriegs-Äußerungen gehen, zeigt die mögliche Verfolgung derjenigen, die in Russland die Farben der ukrainischen Flagge verwenden. Aktuell ist genau aus diesem Grund in einer sibirischen Stadt ein Streit um Bordsteine ausgebrochen.
Die Verwendung der Farben der Ukraine-Flagge, Blau und Gelb in Kombination, ist wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine gefährlich für Russ:innen. Erst kürzlich wurde ein Moskauer wegen "Diskreditierung der russischen Armee" zu einer Geldstrafe verurteilt. Er erhielt am Sonntag zudem eine Vorladung zum Militär. Der Grund: Er hatte sich die Haare gelb und blau gefärbt.
Es ist nur einer von mehreren Fällen, wie die russische Exil-Zeitung "Nowaya Gazeta" berichtet. Im April wurde etwa die Journalistin Antonida Smolina bei der Polizei angezeigt und verhört. Die Bewohnerin der nordwestrussischen Stadt Wologda hatte sich auf einem Bild gezeigt, auf dem sie in einer gelben Jacke vor einem blauen Hintergrund stand. Ein "Feindsymbol".
In der Stadt Nowosibirsk hat nun das farbliche Design von Bordsteinen die Aufmerksamkeit der Anwohner:innen auf sich gezogen. Denn sie wurden in den Farben Gelb und Blau gestrichen, wie die unabhängige russische Exil-Zeitung "Nowaya Gazeta" berichtet. Dem Bericht zufolge haben sich die Menschen in der Stadt deswegen beschwert.
Die Veranwortlichen haben bereits Konsequenzen gezogen: Der Leiter der Hausverwaltung, Wladimir Simonow, versicherte den Bewohner:innen in einer Erklärung, dass die Farbe bereits abgedeckt werde. Dies berichtet "Nowaya Gazeta" mit Berufung auf die russische Nachrichtenagentur Podyom.
Der Hausverwaltung zufolge war die Auswahl der Farbe durch einen Arbeiter "zufällig" auf Blau und Gelb gefallen. Dennoch entschuldigte er sich für den Vorfall. Simonow versicherte, dass er "persönlich gegen" die gelben und blauen Bordsteine sei.
Ob es Konsequenzen für den betroffenen Mitarbeiter gibt, ist nicht bekannt.