Wie lange stehen die russischen Soldaten noch hinter Präsident Putins Kriegsplänen?Bild: Pool Sputnik Kremlin/AP / Pavel Bednyakov
Russland
Im Schatten des Krieges in Gaza ist es um den brutalen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine etwas ruhiger geworden. Doch die Kämpfe und das Blutvergießen gehen weiter. Immer wieder feiert eine Seite kleinere Erfolge, genaue Opferzahlen gibt indes keine der beiden Parteien preis.
Zuletzt hat die Ukraine einige Erfolge rund um Weihnachten gefeiert, als sie einige russische Kampfjets getroffen und ein Kriegsschiff auf der Krim beschädigt haben. Doch nun bereitet dem russischen Präsidenten Putin ein weiteres – nicht ganz neues – Phänomen wohl erneut Probleme: die Kriegsbereitschaft seiner Armee.
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Bericht: Russische Truppen ergeben sich
Schon mehrmals seit Kriegsbeginn gab es Gerüchte, dass die sogenannte "Kampfmoral" der ukrainischen Soldat:innen bei Weitem besser sei als die der Russ:innen. Während erstere um ihre Heimat kämpfen und eher als geschlossene Einheit auftreten würden, zweifelten letztere mitunter am Unterfangen, für die Kriegsvisionen des russischen Präsidenten Wladimir Putins sterben zu müssen.
Zudem gibt es immer wieder Analysen, die zeigen, dass Putin mit seinen Kriegstaktiken eine hohe Anzahl an Toten in den eigenen Reihen in Kauf nimmt, was zu Unverständnis führt.
Nun soll der ukrainische Oberst Oleksandr Shtupun laut der ukrainischen Wochen-Zeitung "Kyiv Post" im nationalen Fernsehen geäußert haben, dass mehr und mehr russische Soldat:innen den Befehl verweigern, ukrainische Ziele anzugreifen. Ganze Gruppen von ihnen würden sich mittlerweile ergeben, führte er weiter aus.
Ukraine: Russische Soldaten unzufrieden – "inhuman"
Shtupun, der Sprecher der Truppe Tavria ist, erklärte, dass die teils "inhumanen" Befehle ein Grund für die mutmaßlich sinkende Kampfbereitschaft der russischen Soldat:innen und deren "massenhafte" Kapitulationen seien. Wer grundlose Überfälle und Angriffe verweigere, werde im Winter nackt ausgezogen und in kalte Gruben eingesperrt, geschlagen und zudem mit dem Tode bedroht. Unabhängig prüfen lässt sich Shtupuns Einschätzung, dass Kapitulationen mehr und mehr werden, nicht.
Dafür, dass Soldat:innen in der russischen Armee jedoch Gewalt erfahren und ihnen mit dem Tode gedroht wird, gibt es jedoch Hinweise. So tauchte im November ein Video auf, das zeigt, wie mutmaßlich russische Soldaten von ihren Kameraden geschlagen werden. Zudem werden unmittelbar neben den Köpfen der Gewaltopfer Schüsse abgefeuert. Eine andere Gruppe daneben gräbt eine Grube.
Laut Kyiv Post wurde das Video zunächst von der russischen Antikorruptionsgruppe Gulagu.net veröffentlicht. Darüber hinaus führt die Zeitung einen weiteren Beleg für die schlechte Stimmung an der Front an. Sie zeigt ein Video von Anton Gerashchenko, einem Berater des ukrainischen Innenministeriums. Es zeigt russische Soldaten, die sich mutmaßlich darüber beschweren, ohne Kampferfahrungen überraschend an vorderste Front versetzt zu werden.
Ohne Erfahrung an die Front – Soldaten als Putins Kampfmaterial?
Ihnen sei zunächst gesagt worden, sie seien eine Defensiveinheit, nun seien sie jedoch an die Front versetzt worden und fühlten sich belogen, übersetzt die Kyiv Post die russischsprachigen Ausführungen eines Soldaten im Video.
Ukraine-Berater Gerashchenko geht so weit zu sagen, dass Putins Plan genau das vorsieht: Unerfahrene Soldat:innen als Kanonenfutter für ukrainische Angriffe an der Front zu nutzen.
Schon seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hat die Diskussion um die Wehrpflicht wieder Fahrt aufgenommen. Die Ampel änderte während ihrer Regierungszeit nichts am aktuellen System. Durch die Neuwahlen könnten aber bald schon wieder junge Menschen verpflichtet werden.