Ramsan Kadyrow tut einiges, um den Gerüchten um seinen schlechten Gesundheitszustand ein Ende zu setzen.Bild: Pool Sputnik Kremlin/AP / Mikhail Metzel
Russland
Der Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow hat in den vergangenen Wochen viele Schlagzeilen gemacht. Doch nur wenige davon dürfte er als positiv aufgefasst haben. So handelte der Großteil von Spekulationen über den schlechten Gesundheitszustand von "Putins Bluthund", wie er noch genannt wird.
Losgetreten hatte die aktuelle Spekulationswelle ein Bericht der Zeitung "Obozrevatel" Mitte September. Sie hatte zunächst berichtet, dass Kadyrow "seit mehreren Tagen" in einer Moskauer Klinik im Koma liege. Die Zeitung zitierte auch den ukrainischen Geheimdienstsprecher Andriy Yusov, der von einer "Verschlimmerung" von Kadyrows Krankheiten sprach. Die Gerüchteküche brodelte: Der 46-Jährige liege im Koma, hieß es etwa. Andere spekulierten, dass er tot sei.
Seitdem versuchte er vieles, um den Spekulationen ein Ende zu setzen. Doch Beobachtenden wird schnell klar: Auch wenn der Tschetschenenführer nicht tot ist oder im Koma liegt –dass er Probleme mit seiner Gesundheit hat, ist kaum von der Hand zu weisen. Nun hilft ihm sogar der Russland-Präsident Wladimir Putin höchstpersönlich, die Fassade aufrechtzuerhalten.
Putin hat sich laut russischen Medien mit Kadyrow getroffen.Bild: Pool Sputnik Kremlin/AP / Mikhail Metzel
Russland: Kadyrow verschleiert schlechten Gesundheitszustand
Neu sind die Gerüchte über Kadyrows Gesundheitszustand nicht. Bereits Ende März hatte die "Nowaja Gaseta" darüber berichtet, dass es Anzeichen dafür gebe. Zudem war immer wieder von Nierenproblemen und einer nicht erfolgreichen Nierentransplantation die Rede, möglicherweise infolge einer Vergiftung. Dies sagte ein ehemaliger Duma-Abgeordneter einer ukrainischen Zeitung.
Kadyrow dementierte die Berichte vehement auf seinem Telegram-Kanal. Zudem lieferte er immer wieder Gegenbeweise: etwa mit Videos von sich, beim Spazierengehen oder sitzend auf einer Couch. Doch verifizieren ließ sich die Echtheit und das Aufnahmedatum nicht.
Auch den Gerüchten um einen angeblichen Krankenhausaufenthalt in Moskau setzte Kadyrow etwas entgegen: Mit einem Video, das ihn angeblich beim Besuch seines Onkels am Krankenbett zeigt. Damit reagierte er auf Berichte über seinen eigenen Krankenhausaufenthalt, den tschetschenischen Regierungsflieger in Moskau und verstärkte Sicherheitsvorschriften rund um die Klinik.
In einem Video besucht Kadyrow angeblich seinen kranken Onkel.Bild: Telegram / kadyrov_95
An seinem Finger ist auf allen Aufnahmen zudem deutlich ein Plastikgerät zu sehen. Mutmaßungen zufolge ein Gerät zur Kontrolle von Puls und/oder des Sauerstoffgehalts im Blut.
Mysteriöses Treffen zwischen Russland-Machthaber Putin und Kadyrow
Nun hat sich Kadyrow nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen mit Putin getroffen. Demnach besprachen der Tschetschenenführer und der Kreml-Machthaber am Donnerstag die wirtschaftliche Entwicklung Tschetscheniens und den Beitrag von Kadyrows Truppen zum völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Ob dabei auch die Zerschlagung der Gerüchte um Kadyrows Zustand eine Rolle spielten, lässt sich nicht beweisen. Doch die Vermutung liegt nahe.
Wladimir Putin und Ramsan Kadyrow haben sich am Donnerstag in Moskau getroffen.Bild: Pool Sputnik Kremlin/AP / Mikhail Metzel
Das gelingt jedoch nur teilweise: Das Treffen soll nur wenige Minuten gedauert haben. Alle akkreditierten Journalist:innen hätten außerdem den Raum verlassen müssen. Und: Nach Angaben eines investigativen Telegram-Kanals aus Russland befindet sich das Flugzeug des tschetschenischen Machthabers immer noch in Moskau. Überdies seien im Zentralkrankenhaus der russischen Hauptstadt, in dem Kadyrow den Gerüchten zufolge behandelt wird, weiterhin strenge Sicherheitsmaßnahmen in Kraft.
Zuletzt hatte Kadyrows Sohn mit einem Prügelvideo für Schlagzeilen gesorgt. Die mutmaßliche Straftat von Kadyrows Sohn war laut dem Exil-Medium "Meduza" kein Thema beim Treffen. Auch der angeblich schlechte Gesundheitszustand des Tschetschenenführers sei kein Thema gewesen.
Stattdessen dankte Putin Kadyrow, dessen Armee Russland im Ukraine-Krieg unterstützt, für die "gute Zusammenarbeit". Zudem lobte er die "mutigen" und "heldenhaften" tschetschenischen Soldaten, "die an vorderster Front kämpfen". Kadyrows Kämpfer würden immer wieder innerhalb der russischen Streitkräfte gelobt, erklärte Putin, wie von "Kommandeuren in höheren Ebenen" berichtet. Das sage viel aus.
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So ist das Putin-Treffen letztlich ebenso wenig ein Beweis für einen guten Gesundheitszustand Kadyrows, wie die Hinweise zuvor. Eines aber zeigt es sehr wohl: Nach außen hin wird weiterhin alles getan, um die Fassade aufrechtzuerhalten. Mehr Schein als sein. Und es zeigt auch, wie wichtig Putin die Unterstützung des Tschetschenenführers ist.
Sie inszenierte sich als Vorkämpferin für gerechtes Wohnen, machte Wahlkampf mit bezahlbaren Mieten, mit dem Ausbau von Sozialwohnungen: Die SPD hat gut vorgelegt. Viel passiert ist aber nicht. Und das, obwohl das neu geschaffene Bauministerium sozialdemokratisch besetzt ist.