Alice Weidel gilt aktuell als eine der prägenden Figuren der in weiten Teilen rechtsextremen Partei Alternative für Deutschland (AfD). Sie polarisiert sowohl innerhalb ihrer Partei als auch in der öffentlichen Debatte. In diesem Porträt werfen wir einen Blick auf Weidels Kindheit, Karriere und Privatleben.
Hier gibt es alle Infos über Alice Weidel.
Ihre Eltern, Gerhard Weidel und dessen Frau Margitta, stammen aus der Bodenseeregion. Alice Weidel wurde in Gütersloh geboren und wuchs im baden-württembergischen Städtchen Harsewinkel auf. Nach ihrem Abitur zog es sie nach Hamburg.
Weidels Großvater Hans Weidel war ein promovierter Jurist und NS-Funktionär. Er trat Ende 1932 in die NSDAP und im Januar 1933 in die SS ein. Als "treuer Anhänger der Bewegung" kandidierte er 1937 auf Empfehlung der NS-Bürgen für das Amt des Landrats in Neustadt O.S.
Ab 1941 war er als Heeresrichter einer von 3000 Richtern der NS-Militärjustiz und ab 1944 Oberstabsrichter. Alice Weidel sagt dazu, sie habe "aufgrund familiärer Dissonanzen" keinen Kontakt zu ihm gehabt. Von seiner Vergangenheit habe sie nichts gewusst.
2013 trat Alice Weidel in die AfD Baden-Württemberg ein, nur zwei Jahre später saß sie im Bundesvorstand. Seit 2017 war sie vier Jahre lang Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion. 2022 wurde sie zur Parteichefin ernannt. Für die Bundestagswahl 2025 tritt sie als erste Kanzlerkandidatin der Partei an.
Dass Weidel politisch rechts steht, ist unumstritten. Kritiker:innen ordnen sie dem rechtsextremen Spektrum zu und verweisen dabei auf ihre zunehmend radikale Rhetorik, mit Begriffen wie "Remigration" oder "Kopftuchmädchen", sowie auf ihre Nähe zu eindeutig rechtsextremen Personen wie Björn Höcke. Auch Teile der AfD gelten als gesichert rechtsextrem.
Weidel selbst weist solche Vorwürfe zurück und bemüht sich um ein bürgerliches Image. Sie distanziert sich etwa vom historischen Nationalsozialismus, bezeichnete Hitler als "links". Versuche wie diese ordnen Historiker:innen als rhetorische Strategie ein, um die Verbrechen des Nationalsozialismus von der extrem rechten Ideologie zu trennen. Rechtes Gedankengut wollen sie demnach als einzig vernünftige Antwort auf die historischen Katastrophen und Verwerfungen des 20. Jahrhunderts darstellen.
Alice Weidel selbst verneint das. Im ARD-Sommerinterview erklärte die AfD-Politikerin: "Ich bin nicht queer, sondern ich bin mit einer Frau verheiratet, die ich seit 20 Jahren kenne."
Auf den ersten Blick wirkt das widersprüchlich: Eine lesbische Frau, die sich nicht als queer bezeichnet? Doch laut der Journalistin und Aktivistin Leonie Löwenherz ist diese Unterscheidung durchaus schlüssig. Der Begriff "queer" umfasse nicht nur eine sexuelle Orientierung, sondern stehe für eine Community mit einer bestimmten politischen Haltung.
Queerness ist heute ein bewusster politischer Begriff. Genau hier liegt der Unterschied: Queer zu sein bedeutet nicht nur, nicht-heterosexuell zu sein, sondern sich aktiv für die Rechte der LGBTQIA+-Community einzusetzen. "Ich würde nicht sagen, dass Alice Weidel zu dieser Community gehört, weil sie ja mit ihrer Partei alles tut, um uns in den Rücken zu fallen", sagte Löwenherz bei "Deutschlandfunk Nova".
Alice Weidel lebt in einer eingetragenen Partnerschaft mit Sarah Bossard, einer Schweizerin. Gemeinsam zieht das Paar zwei Söhne groß.
Zum Wohnort: Die Familie lebt im baden-württembergischen Überlingen am Bodensee und hält ihr Privatleben weitgehend aus der Öffentlichkeit heraus. Weidel betont in Interviews oft, dass sie ihre Familie bewusst vor medialer Aufmerksamkeit schützen möchte.
Ja, Alice Weidel hat eine Dissertation verfasst. Nach ihrem Studium an der Universität Bayreuth promovierte sie im Jahr 2011 im Fach Wirtschaftswissenschaften. Ihre Doktorarbeit mit dem Titel "China’s system of state capitalism and its impact on the global economy" beschäftigte sich mit dem chinesischen Staatskapitalismus und seiner internationalen Bedeutung. Dies nutzt sie bis heute als Argument, um ihre wirtschaftspolitischen Standpunkte zu untermauern.
Bislang hat Alice Weidel kein eigenes Buch veröffentlicht.
Alice Weidel und Sahra Wagenknecht, frühere Frontfrau der Linken und Gründerin des BSW, werden oft miteinander verglichen. Beide polarisieren und gelten als starke Persönlichkeiten ihrer jeweiligen politischen Lager.
Treten sie in der gleichen Sendung auf, wie etwa Anfang Januar 2025 bei "Maischberger" werden die Unterschiede deutlich: Über weite Strecken zeigten sie Einigkeit, sprachen sich beide gegen genderneutrale Toiletten aus oder gegen das Verbrenner-Aus. Doch im Laufe des Gesprächs wurde der Ton zwischen beiden immer schärfer. Insbesondere kritisierte Wagenknecht Weidels Talk auf X mit Musk.
Alice Weidel hat in mehreren Interviews ihre Bewunderung für Elon Musk geäußert. Der Tech-Milliardär nutzt seine massive Reichweite, um in der deutschen Politik mitzumischen. Seine Wahlempfehlung: die AfD. Am 9. Januar bot er der Ganz-weit-rechtsaußen-Partei eine wertvolle Werbeplattform bei einem Live-Talk mit der AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel. Kurze Zeit später sprach er in einer Live-Schalte auf einer AfD-Veranstaltung.
Vor ihrer politischen Karriere arbeitete sie in der Finanzbranche, unter anderem für Goldman Sachs und die Allianz Global Investors. Wie hoch Weidels Vermögen genau ist, lässt sich jedoch nicht seriös beantworten.
Wie alle Mitglieder des deutschen Parlaments erhält sie eine sogenannte Abgeordnetenentschädigung, die seit dem 1. Juli 2024 monatlich 11.227,20 Euro beträgt. Dazu kommt wie bei allen Bundestagsmitgliedern eine "Aufwandspauschale als Teil der sogenannten Amtsausstattung", die jährlich zum 1. Januar an die Lebenshaltungskosten angepasst wird und sich aktuell auf 5.349,58 Euro monatlich beläuft.
Die Beliebtheit von Alice Weidel schwankt je nach politischem Klima und den Themen der Öffentlichkeit. In Umfragen zur AfD wird sie oft als eine der bekanntesten und einflussreichsten Persönlichkeiten der Partei genannt.
Weidel verlor in der aktuellen Kanzlerpräferenz weiter an Zustimmung. (Stand: 30. Januar 2025) Laut dem neuen ZDF-Politbarometer bevorzugen nur noch 13 Prozent der Befragten Weidel als Kanzlerin – ein Verlust um zwei Prozentpunkte.
Transparenzhinweis: In einer vorherigen Version des Artikels war von anderen Vermögenswerten die Rede. Die entsprechende Passage haben wir entfernt.