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Ukraine: Top-General Oleksandr Syrskyj gibt Einblick in Militär-Strategie

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Wolodymyr Selenskyj (l.) mit dem damaligen Befehlshaber der Bodentruppen und heutigen Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj (im November 2023).Bild: imago images / ZUMA Wire
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Ukraine-General gibt Einblick in Militär-Strategie – "Weiß, dass wir gewinnen und wie"

25.07.2024, 17:44
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Oleksandr Syrskyj ist der neue Oberbefehlshaber der Ukraine. Er hatte sein Amt im Februar von Walerij Saluschnyj übernommen, der jetzt ukrainischer Botschafter in Großbritannien ist.

Seine Aufgabe ist es, die in seinen Augen stärkere russische Armee zu besiegen. In seinem ersten Interview mit einer ausländischen Zeitung seit Amtsantritt räumte er ein, dass die Russen viel besser ausgestattet sind.

Auch zweieinhalb Jahre nach dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine habe Wladimir Putin von allem mehr: mehr Panzer, mehr Schützenpanzer, mehr Soldaten. Ihre Mannstärke sei von ursprünglich 100.000 auf 520.000 angewachsen. Bis Ende 2024 sollen es 690.000 Mann werden. Die Zahlen der Ukraine sind nicht bekannt.

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Im Interview mit dem "Guardian" sagte Syrskyj: "Was die Ausrüstung angeht, besteht ein Verhältnis von 1:2 oder 1:3 zu ihren Gunsten". Seit 2022 habe sich die Anzahl der russischen Panzer zudem verdoppelt – von 1700 auf 3500 – die Artilleriesysteme verdreifacht und die gepanzerten Transportwagen sind von 4500 auf 8900 gestiegen.

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Oleksandr Syrskyj (r.) wurde im Februar von Wolodymyr Selenskyj zum Oberbefehlshaber befördert.Bild: imago images / ABACAPRESS

Syrskyj verdeutlichte angesichts dessen noch einmal: "Der Feind hat einen erheblichen Vorteil an Kraft und Ressourcen. Deshalb steht für uns die Frage der Versorgung, die Frage der Qualität, wirklich im Vordergrund."

Zudem erobert Russland immer mehr Felder und Dörfer im östlichen Donbass, hat das Gebiet nordwestlich von Awdijiwka eingenommen und die Bergsiedlung Chasiv Yar belagert. Seit Mai eröffneten russische Streitkräfte eine neue Front in der Region Charkiw und stürmten die Stadt Wowtschansk. Die Ukraine hat den Angriff kommen sehen. Verhindert werden konnte er offenbar dennoch nicht.

Der Oberbefehlshaber räumte ein, dass die Lage "sehr schwierig" sei. Trotzdem ist sich Syrskyj sicher, dass sein Land gewinnen wird – und weiß auch wie.

Russen-Vorstöße nur "taktische" Siege, keine "operativen" Durchbrüche

Denn ausgeschlossen ist ein Sieg der Ukraine keineswegs. Es hänge von seinen "widerstandsfähigen und heldenhaften" Einheiten ab, die immer wieder russische Truppen besiegt hatten. Wie etwa der von der Ukraine vereitelte Versuch Russlands, Charkiw und die benachbarte Provinz Sumy einzunehmen.

Die kleineren Vorstöße Russlands bezeichnete Syrskyj als lokale Erfolge. "Taktische" Siege, keine "operativen" Durchbrüche. "Grundsätzlich hat der Feind keine nennenswerten Fortschritte gemacht."

Zu den menschlichen Verlusten auf beiden Seiten ist wenig Konkretes bekannt. Zuletzt verplapperte sich Putin und schätzte die russischen Verluste "fünfmal" niedriger ein als die der Ukraine. Syrskyj sagte nun, die Verluste des Kreml seien "dreimal" höher als die der Ukraine.

Wolodymyr Selenskyj sagte im Februar, seit 2022 seien 31.000 ukrainische Soldat:innen gestorben. Dazu wollte sich Syrskyj nicht äußern und verwies auf die Sensibilität der Informationen, die Russland für sich nutzen könnte.

Ukraine: Top-General stellt Militär-Taktik-Vergleich mit Russland an

Russlands Schlachtfeldtaktik beschreibt Syrskyj so: Sie seien bereit, große Truppenstärken zu opfern, um "100 bis 200 Meter" gutzumachen. Das sei für die Ukraine nicht der Fall. "Für uns ist es sehr wichtig, das Leben unserer Soldaten zu retten. Wir verteidigen keine Ruinen bis zum Tod", sagte Syrskyj.

Er sei nicht bereit, "Ziele um jeden Preis zu erreichen" oder seine Männer durch den Fleischwolf zu drehen, wie es Russland nachgesagt wird.

Da Russland in Sachen Luftstreitkräfte überlegener sei und über eine "sehr starke" Luftabwehr verfüge, greife die Ukraine vermehrt auf unbemannte Flugsysteme zurück, wie beispielsweise Drohnen oder "Roboter-Bodensysteme", erklärte der Oberbefehlshaber. Dafür gebe es erstmals ein eigenes Kommando.

"Wir kämpfen nicht mit Quantität, sondern mit Qualität", sagte Syrskyj.

Ukraine-General spricht über Pläne zur Krim-Rückeroberung

Laut dem Oberbefehlshaber habe Kiew einen Plan, die Krim zurückzuerobern. Die Halbinsel wurde vor mehr als einem Jahrzehnt von Wladimir Putin völkerrechtswidrig annektiert. "Es ist realistisch", meinte der General zu einer möglichen Rückeroberung. Natürlich sei genaueres aber ein großes Militärgeheimnis. Und weiter:

"Wir werden alles tun, um die international anerkannten Grenzen von 1991 zu erreichen [als die Ukraine für die Unabhängigkeit von der UdSSR stimmte]. Wir müssen gewinnen … um unsere Bürger zu befreien, die sich in den besetzten Gebieten befinden und leiden."

Syrskyj betonte mit Blick auf die laufenden Gefechte: "Ich weiß, dass wir gewinnen werden. Ich weiß, wie ich es machen muss. Und ich bin sicher, dass wir es schaffen werden."

Russland: Überläufer erklärt, wie sich Soldaten aus Fronteinsätzen freikaufen

Russland hat jüngst die Größe der Armee massiv aufgebläht. Rund 1,5 Millionen Soldaten sollen künftig Putins Politik durchsetzen. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 150.000 russische Soldaten bereits ihr Leben im Krieg gegen die Ukraine verloren haben. Etwa das Vierfache an Kämpfern wurde bereits verwundet.

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