Nach ukrainischen Angaben sind im russischen Grenzgebiet Kursk bereits 11.000 nordkoreanische Soldaten eingetroffen. Das US-Verteidigungsministerium geht von einer ähnlichen Zahl aus. Einem Sprecher zufolge seien es bis zu 12.000 Mann.
Während des Ukraine-Kriegs haben Russland und Nordkorea ihre politische und militärische Zusammenarbeit vertieft. Vor den Truppen unterstütze Nordkorea bereits mit Waffen und Munition.
Jetzt kam es laut ukrainischen Angaben zu einem ersten Aufeinandertreffen von ukrainischen und nordkoreanischen Truppen, wie der "Guardian" berichtet. "Wir haben in der Region Kursk die ersten nordkoreanischen Truppen beschossen", sagte demnach Abdrij Kowalenko, Mitglied des ukrainischen Sicherheitsrates.
Auch der ukrainische Verteidigungsminister, Rustem Umerow, sagte in einem Interview mit einem südkoreanischen Fernsehsender, dass er von einem ersten „kleinen Gefecht“ mit den Nordkoreanern ausgehe. Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, spricht von zusätzlicher Instabilität in der Welt durch diese Kämpfe.
Ob die nordkoreanischen Soldaten allerdings wirklich eine große Hilfe für den russischen Präsidenten Wladimir Putin sind, ist umstritten. Ein ehemaliger schwedischer Militärangehöriger und Vertreter einer litauischen Nichtregierungsorganisation, Jonas Oman, geht nicht von einem großen Vorteil durch die Truppen aus. Darüber berichtete die Frankfurter Rundschau.
Gegenüber der südkoreanischen Rundfunkanstalt KBS habe er gesagt: "In der Schlacht von Kursk gibt es nur Artillerie, Mörser und Drohnen. Die Kampfdistanz beträgt etwa sechs bis 15 Kilometer.“ Die nordkoreanischen Soldaten mit spezieller Ausbildung, wie beispielsweise Scharfschützen, seien demnach nutzlos an der dortigen Front.
Der Militärexperte und Politikwissenschaftler Gustav Gressel widersprach dieser Darstellung im ZDF. Putin profitiere eher, da Russland durch hohe Verluste über immer weniger Soldaten verfüge.
Da die Rekrutierung neuer Soldaten im eigenen Land zunehmend schleppender laufe, sei ein "Rückgriff auf nordkoreanische Gastarbeiter im Grunde logisch", sagte er. Obwohl Russland die Prämien für Kriegsfreiwillige und die Gehälter für Soldaten im Krieg drastisch erhöht habe, würden viele Russen auch nicht für mehr Geld in den Krieg ziehen. Eine Zwangsmobilisierung soll Wladimir Putin laut Gressel aus innenpolitischen Gründen dringend vermeiden wollen.
Dass Nordkorea seine Bürger:innen in andere Länder schickt, ist nichts Neues: "Nordkorea verpachtet Sklaven sowohl an China als auch an Russland", sagte Gressel dem ZDF. Nordkoreanische Gastarbeiter:innen in der Landwirtschaft oder im Bergbau gebe es schon seit Jahrzehnten.
Da sie zum ersten Mal aus ihrem Heimatland herauskommen, gibt es viel Neues für die Soldaten. Unter anderem ein freierer Zugang zum Internet.
Der Chefkommentator für Außenpolitik der "Financial Times", Gideon Rachmann, schrieb auf X scherzhaft, er wüsste aus verlässlichen Quellen, dass die nordkoreanischen Soldaten diesen nutzen, um sich zum ersten Mal Pornos anzuschauen.
Laut dem US-amerikanischen Online-Nachrichtenmagazin "Task & Purpose" kann das US-Außenministerium nichts zu diesen Vorgängen sagen. "So unterhaltsam das auch klingen mag, ich kann keine nordkoreanischen Internetgewohnheiten oder virtuelle 'Freizeitaktivitäten' in Russland bestätigen“, erklärte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Oberstleutnant Charlie Dietz, demnach.