Derzeit blickt die Welt vor allem in die USA, wo sich am 5. November entscheidet, wer das einflussreichste Amt der Welt übernehmen wird. Der US-Wahlkampf zwischen Donald Trump und Kamala Harris beherrschen die Schlagzeilen. Währenddessen geht der Krieg in der Ukraine weiter – beinahe unauffällig.
Russland erhält nun für seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg zusätzliche Unterstützung von seinem Verbündeten Nordkorea. Um sich einen Vorteil bei der zermürbenden Invasion in der Ukraine zu verschaffen, hat der russische Präsident Wladimir Putin Soldaten und militärisches Gerät aus Nordkorea ins Land gebracht.
Es ist das erste Mal seit mehr als einem Jahrhundert, dass Russland ausländische Streitkräfte auf sein Territorium einlädt. Vor einem Jahr hätte das wohl für einen größeren Aufschrei gesorgt. Doch bislang hält sich der Westen mit Reaktionen zurück.
Daran stört sich Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj.
In einem Interview mit dem südkoreanischen Fernsehsender KBS, macht sich Selenskyj Luft über die fehlende Antwort auf Nordkoreas Eingreifen in den Krieg.
"Und wenn da nichts kommt – und ich denke, die Reaktion darauf fehlte, sie war gleich null – dann wird die Zahl der nordkoreanischen Truppen an unserer Grenze erhöht“, warnt er.
Das nordkoreanische Regime hat nach Angaben der USA etwa 10.000 Soldaten nach Russland entsendet. Ein Teil der Truppen sei bereits näher an die Ukraine herangerückt. Laut Medienberichten sollen sie vor allem in der Region Kursk zum Einsatz kommen.
Seine Kritik richtet sich aber nicht nur an die westlichen Unterstützer, sondern auch an China.
Selenskyj heißt auch Chinas Schweigen über die Nordkorea-Soldaten nicht gut. "Ich will damit nicht sagen, dass China uns unterstützen soll“, führt er aus, "aber als regionaler Sicherheitsgarant hätten wir erwartet, dass es sich zu Wort meldet."
Er fordert Japan und Südkorea auf, China mit an Bord zu holen, wenn es um den Umgang mit Nordkoreas Einsatz im Ukraine-Krieg geht. "Ich denke, Japan und Südkorea – sie sind beide starke Länder – sollten China die Hand reichen, um es als Verbündeten zu haben in Bezug auf das, was Nordkorea jetzt tut“, meint er.
Daraufhin spricht der ukrainische Staatschef eine klare Warnung an China aus, sollte es sich weiterhin in Schweigen hüllen: "Nordkorea zieht nun die gesamte Region in einen Krieg hinein."
Erst kürzlich feuerte Nordkorea Richtung Japan eine Rakete ab, um seine Fähigkeiten zu demonstrieren. Der Vorfall verschärft die Spannungen in der Region.
China sieht das allerdings offenbar anders.
China betrachtet die immer enger werdenden Beziehungen zwischen Russland und Nordkorea eigenen Angaben zufolge nicht als eine Angelegenheit Pekings. "Nordkorea und Russland sind zwei unabhängige, souveräne Staaten", sagt der Sprecher des Außenministeriums, Lin Jian.
"Wie sie ihre bilateralen Beziehungen entwickeln, ist ihre eigene Sache", verdeutlicht er. Es heißt weiter, China wisse nichts über "die genaue Situation des bilateralen Austauschs und der Zusammenarbeit zwischen Nordkorea und Russland".
China hoffe nach wie vor, dass die "verschiedenen Parteien sich für eine Entspannung der Situation einsetzen und auf eine politische Lösung der Ukraine-Krise hinarbeiten", führt Außenamtssprecher Lin aus.
(Mit Material der afp)