Ukraine-Krieg: Ballons haben als Waffe gegen Russland besondere Funktion
Wie effektiv können Ballons wohl in einem Krieg sein? Schon Sängerin Nena warnte während des Kalten Krieges, dass "99 Luftballons" trotz ihres harmlosen Aussehens für eine Gefahr gehalten werden können und abgeschossen werden.
Auch mehr als 40 Jahre nach Nenas Welt-Hit bleiben Ballons im Kriegskontext relevant: Denn Russland und die angegriffene Ukraine setzen die so harmlos wirkenden Flugobjekte gegeneinander im Krieg ein.
Dahinter steckt eine ausgefeilte Taktik, welche die Ukraine bei ihren jüngsten Angriffen erstmals groß ausgefahren hat.
Ukraine setzt bei Angriff gegen Russland Drohnen und Ballons ein
Der weltweit erfolgreiche Song entfaltet derzeit fast eine prophetische Wirkung, wenn man so will. Auch im Ukraine-Krieg werden Ballons abgeschossen, da sie mit ernst zu nehmenden Zielen verwechselt werden – und das mit Absicht.
Zuletzt hat die Ukraine bei Angriffen in der Nacht zum 23. September zum ersten Mal in großer Zahl Ballons eingesetzt, zusammen mit Drohnen. Dem unabhängigen russischen Nachrichtenportal "Meduza" zufolge hat das eine Quelle im russischen Verteidigungsministerium dem Portal "RBC" berichtet.
Demnach habe die Quelle zwar nichts über den Zweck der Ballons verraten. Jedoch könne aus bisherigen Einsätzen auf beiden Seiten geschlossen werden, dass es sich um mit Helium gefüllte Wetterballons oder ähnliche Flugobjekte handelt, die als Ablenkung für die Luftabwehrsysteme fungieren sollen.
Diese Abwehrsysteme haben nämlich nur begrenzte Kapazitäten, um feindliche gefährliche Flugobjekte zu erkennen und abzuschießen. Die Ballons sollen demnach von echten Drohnen ablenken.
Dazu sollen die Ballons laut "Meduza" mit Reflektoren ausgestattet werden, um die Luftabwehr zu aktivieren.
Ukraine-Krieg: Ballon-Taktik hat entscheidenden Makel
Im Falle des betreffenden ukrainischen Angriffs ist der Erfolg der Ballons schwer abzuschätzen. Einerseits vermeldete das russische Verteidigungsministerium, dass es in der Nacht der Ballon-Aktion 69 Drohnen über russischen Gebieten abschoss. Wie die dpa schrieb, war ein bestimmtes Ziel der ukrainischen Angriffe nicht zu erkennen.
Solche Ballons werden allerdings auch eingesetzt, um gegnerische Luftabwehrsysteme zu lokalisieren.
Ziemlich smart also – dennoch gibt es beim Einsatz einen entscheidenden Nachteil: Die Ballons haben keinen Antrieb und können nur eingesetzt werden, wenn der Wind richtig steht.
Laut "Meduza" stand der Wind beim Angriff in der Nacht zum 23. September etwa günstig, um die Ballons aus den nordöstlichen Regionen der Ukraine in Richtung Moskau und der Großstädte Tula und Rjasan zu schicken.
Somit bleibt offen, ob die ukrainische Armee die Ablenkungs-Taktik mit den Ballons auch in den kommenden Monaten intensiv einsetzt. In der Ukraine hofft man, dass der Wind weitere Male richtig steht.