US-Präsident Joe Biden sorgte nach dem Gefangenenaustausch für peinliche Berührung. Bild: IMAGO/UPI Photo
USA
Ein kollektives Aufatmen ging um die Welt, als Joe Biden vor knapp zwei Wochen den Rückzug aus dem Wahlkampf um die US-Präsidentschaft verkündete. Zwar galt der einst jüngste Abgeordnete und heute älteste Präsident der Geschichte schon lange als eigen. Doch die jüngsten Auftritte des 81-Jährigen waren selbst beinharten Sympathisanten oft zu kauzig und konfus.
Denn selbst im Moment des Triumphs scheint Biden kein Fettnäpfchen auslassen zu können. Im Rahmen des Gefangenenaustauschs mit Russland gelang dem alternden Staatsmann zwar ein großer diplomatischer Coup.
Beim feierlichen Empfang der befreiten Geiseln am Donnerstag sorgte Biden aber mit übergriffigem Verhalten für neuerliches Kopfschütteln.
Biden singt für Teenager: Tochter von befreiter Reporterin in Tränen
Eigentlich ein Moment des Triumphs, irritierte der Noch-Präsident die Tochter einer der ausgetauschten Gefangenen und damit von neuem die US-Öffentlichkeit. Vor der Washingtoner Polit-Presse brach Joe Biden aus dem geplanten Konzept aus, um der 13-jährigen Miriam Butorin zu deren Verwunderung ein Geburtstagsständchen zu singen.
Die Tochter der russisch-amerikanischen Journalistin Alsu Kurmasheva reagierte überrascht – und sichtlich gerührt. Ihr Moment im Rampenlicht dauerte zwar nur 15 Sekunden, dafür bekam die Teenagerin ihre Mutter nach über 13 Monaten Haft in Russland zurück.
Der Präsident weckte mit der Aktion Erinnerungen an ungeliebte Annäherungsversuche, die er sich eigentlich abgewöhnt hatte. Biden griff, während er das Wort an das Geburtstagskind richtete, herzhaft zu.
Er legte den Arm jovial um ihre Schulter und drückte den emotional aufgewühlten Teenager empathisch an seine Brust. Dabei rief er die Journalisten und die ebenfalls anwesenden Angehörigen der diversen befreiten Putin-Geiseln dazu auf, in den Chor mit einzustimmen.
Kamala Harris und Biden bei der Rückkehr von Putins Geiseln.Bild: iMAGO images / Ken Cedeno - Pool
"Denk dran, kein ernsthafter Typ, bevor du 30 wirst."
US-Präsident Bidens Rat an eine 13-Jährige
Doch Biden wäre nicht Biden, hätte er Kuschelattacke und Ständchen – wohlgemerkt einen Tag vor dem Geburtstag am Freitag – nicht mit einer persönlichen Anekdote eingeleitet. So erzählte der Präsident von seinem verstorbenen Sohn Beau und erklärte, dass das Ständchensingen eine lange gepflegte "Tradition bei den Bidens" sei.
Kuschelnder Präsident gibt unangebrachten Ratschlag
War der Rückfall in alte Kuschelmuster, deren "Opfer" zumeist Mädchen im Teenager-Alter auf Pressekonferenzen waren, nicht schlimm genug, gab er Miriam einen ungefragten Rat mit auf den Weg. Direkt nach dem Geburtstagssingen hielt er das Mädchen noch einen Moment zurück und warnte sie väterlich: "Denk dran, kein ernsthafter Typ, bevor du 30 wirst."
Für die 13-jährige Tochter einer Journalistin, die Putin seit einem Russland-Besuch im Rahmen eines familiären Notfalls im Juni 2023 gefangen hielt, war das Treffen mit dem mächtigsten Mann der Welt ein emotionales.
Von Freude übermannt, war Miriam während der Pressekonferenz zumeist in Tränen aufgelöst. Erst das Ständchen, das Biden persönlich anstimmte, entlockte ihr ein – peinlich berührtes – Lächeln.
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