Donald Trump verbreitet Angst und Schrecken. Die diktatorischen Ausfälle des republikanischen Präsidentschaftskandidaten werden immer extremer – und verschrecken zunehmend auch hartgesottene Parteifreunde. Die Liste der erklärten Trump-Gegner im eigenen Lager wird immer länger.
Dazu gehören ehemalige Weggefährten wie Trumps Vize-Präsident Mike Pence, sein ehemaliger Sicherheitsberater John Bolton und sein Ex-Stabschef John Kelly, der ihm jüngst faschistische Züge attestierte. Die Liste ist so lang, dass es darüber einen eigenen Wikipedia-Artikel gibt.
Dieser muss nun um einen weiteren prominenten Republikaner erweitert werden: den langjährigen Parteiführer Mitch McConnell. Der Senator aus Kansas warnte die Wähler:innen eindrucksvoll vor Trumps Rückkehr ins Weiße Haus.
Nach der Wahl im November zieht sich McConnell von seinem Fraktionsvorsitz im Senat zurück. Wie viele Politiker – vor allem in Trumps Umfeld – nutzt er die Chance, mit einer Buchveröffentlichung nochmal Kasse zu machen, bevor er von seinem Spitzenamt Abschied nimmt.
Und weil kaum etwas so sicher für mediale Aufmerksamkeit sorgt, wie eine Kriegserklärung an Trump, nutzte er im Rahmen der Ankündigung die Gelegenheit. Der Ex-Präsident habe seiner Partei "großen Schaden zugefügt" und deren Wahlaussichten stark verringert, sagte McConnell einem Reporter von CNN.
In seiner Vorankündigung brandmarkte er seinen früheren Vorgesetzten als "erratisch" und analysierte, dass er sich nur Menschen andiene, die "weniger erfolgreich sind als andere". Seiner verzweifelten Basis liefere er Ausreden für ihr eigenes Unglück und ermutige sie zu glauben, dass sie betrogen worden seien.
Seine Maga-Bewegung sei deshalb "komplett irregeleitet". Ex-Präsident und republikanische Lichtfigur Ronald Reagan würde die Partei "heute nicht mehr wiedererkennen". Wenige Tage zuvor hatte er ihn bereits für das Scheitern des überparteilichen Gesetzesvorhabens zur Grenzsicherung im Süden verantwortlich gemacht.
Innerparteilich galten Trump und McConnell selten als Freunde. Trump hatte dessen Frau Elaine Chao zwar als Arbeitsministerin in sein Kabinett berufen. Allerdings hatte er sie noch während ihrer Amtszeit mehrmals aufgrund ihrer asiatischen Herkunft rassistisch beleidigt.
Trotzdem übernahm die seit 17 Jahren als Führer im Senat fungierende graue Eminenz die Rolle des Steigbügelhalters. Hardliner McConnell machte die absolute Gegnerschaft zu den Demokraten zum republikanischen Markenkern und gilt damit als Wegbereiter für die Radikalisierung bei den Republikanern.
Schon nach dem Sturm aufs Kapitol 2020 nach Trumps verlorener Wahl war McConnell verbal in die Offensive gegangen. Er hatte er ihn einen "Narzisst" und "schmierigen Typen" genannt. Dennoch hatte er im Nachgang gegen Trumps Amtsenthebung gestimmt.
Kurz vor seinem Ausscheiden fürchtet er offensichtlich nicht nur um sein politisches Vermächtnis, sondern auch um die Sicherheit des Landes.
Zwar hatte er im Juni Trump erneut seine Unterstützung im Wahlkampf zugesprochen. Nun kappt der scheidende Parteiführer offenbar die letzten Bande.
Dabei ermutigte er auch die Untersuchung von Sonderermittler Jack Smith gegen Trump im Zuge des Kapitolsturms. McConnells Ansicht nach "gibt es keinen Zweifel, wer das veranlasst hat. Und ich hoffe, er muss einen Preis dafür zahlen."
Weitere Enthüllungen über Trumps Präsidentschaft dürften folgen. Denn nur eine Woche vor der US-Wahl am 5. November erscheint das Buch mit dem Titel "The Price of Power".