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Lieferant in Chicago entwischt Trump-Behörde ICE und geht viral

Wie viele hochbewaffnete US-Beamte braucht man, um einen Lieferanten festzunehmen?
Wie viele hochbewaffnete US-Beamte braucht man, um einen Lieferanten festzunehmen?bild: x / @SweatEm
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Lieferant in Chicago entwischt Trump-Behörde ICE und geht viral

Die Abschiebebehörde ICE wird in US-Großstädten seit Monaten gefürchtet. Dort jagen die Beamt:innen teils regelrecht nach Einwanderer:innen ohne gültige US-Papiere. Nun geht ein Video viral, in dem ein Lieferant mehreren schwer bewaffneten ICE-Männern in einer Verfolgungsjagd entwischt.
29.09.2025, 13:5829.09.2025, 13:58

Die US-Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) steht seit Donald Trumps Amtsantritt Anfang des Jahres vermehrt im Fokus der Öffentlichkeit. Die ICE ist für die Durchsetzung von Einwanderungsgesetzen verantwortlich, führte auf Trumps Willen hin jedoch häufig umstrittene Abschiebungen und Razzien durch.

Unter Trump wurden die Befugnisse der Behörde massiv ausgeweitet, was zu Einsätzen in Schulen, Krankenhäusern und Gotteshäusern führte – Orte, die zuvor als "sicher" galten. Die Behörde geriet immer wieder in die Schlagzeilen, sei es durch die Trennung von Familien an der Grenze oder aggressive Festnahmen.

Mit einer solchen sind ICE-Beamt:innen nun in Chicago krachend gescheitert. Ein virales Video zeigt, wie eine Gruppe schwer bewaffneter Mitarbeiter einem einzelnen Mann hinterherjagt – doch der lässt sie mit Parkour-ähnlichen Moves ins Leere laufen.

USA: ICE-Beamten jagen Mann in Chicago – Video geht viral

Das Video, das unter anderem auf X, dem Kurznachrichtendienst von Trump-Kumpane Elon Musk, viral geht, zeigt eine Szene aus Chicago. Die Protagonisten: etwa zehn ICE-Beamte und Polizisten in Camouflage-Kleidung mit kugelsicheren Westen, Schusswaffen und teils Sturmhauben – und ein Lieferant mit Fahrrad.

Sie spotten den Mann, der sein Fahrrad anfangs nichts ahnend auf der Straße schiebt, offensichtlich schlicht, weil er ein PoC ist, und blasen unvermittelt zum Angriff. Nach und nach sprinten die Beamten auf ihn zu, doch der Lieferant reagiert blitzschnell.

Wie Lionel Messi mit einem Ball schlängelt er sich, sein Fahrrad in der Hand, mit olympischer Geschwindigkeit durch Taxis, Busse und Schlaglöcher. Ein ICE-Agent stolpert fast über den Bordstein, ein anderer rasselt beinahe mit Passant:innen zusammen – eine Szene wie aus einer Slapstick-Komödie.

Die schier unüberwindbare Macht der ICE, die eher aussieht, als wäre sie für ein Kriegsgefecht als für einen innerstädtischen Einsatz gekleidet, kann dabei trotz aller optischen Überlegenheit keinen Sieg erringen.

Am Ende schwingt sich das von ihnen ausgemachte Ziel gekonnt aufs Rad und fährt davon.

US-Video geht viral: Millionen fiebern mit ICE-Opfer mit

Chicago bekommt einen neuen Volkshelden: den mysteriösen Radfahrer, welcher der ICE entwischte. Das Slapstick-Video geht dementsprechend viral, erhält Millionen von Klicks und Kommentare wie "Jackie Chan könnte das niemals so machen" bis hin zu "Gebt diesem Typen einen Vertrag für die Tour de France".

Gleichzeitig weisen viele auf die Ernsthaftigkeit der Situation hin. "Das ist lustig, aber auch beängstigend", ist auf X etwa zu lesen.

Dem Portal "India Times" zufolge weist ein Kommentar etwa darauf hin, wie zweifelhaft das Vorgehen auch auf juristischer Ebene ist:

"Keiner von ihnen [den ICE-Agenten] hat sich zu erkennen gegeben, eine einzige Forderung gestellt, einen einzigen Befehl erteilt oder irgendwelche Gründe dafür genannt, warum sie diese Person buchstäblich umzingelt und bedroht haben."

Donald Trump sendet Soldaten nach Portland – auch wegen ICE

Derweil spitzt sich die Lage im Kampf US-Präsident Donald Trumps gegen US-Großstädte, in dem die ICE eine zentrale Rolle einnimmt, weiter zu. Zuletzt hatte Trump am Samstag den Einsatz von Soldat:innen der Nationalgarde in der von Demokrat:innen regierten Großstadt Portland angeordnet.

Er weise "Kriegsminister Pete Hegseth an, alle notwendigen Truppen bereitzustellen, um das vom Krieg zerstörte Portland und alle unsere ICE-Einrichtungen zu schützen", erklärte Trump auf "Truth Social". "Ich genehmige außerdem die Anwendung vollumfänglicher Gewalt, falls erforderlich", erklärte der US-Präsident, ohne näher auszuführen, was damit gemeint sein könnte.

In Portland hatten, ebenso wie in anderen US-Städten, in den vergangenen Monaten zahlreiche Demonstrationen vor örtlichen ICE-Einrichtungen stattgefunden. Dabei kam es auch zu gewaltsamen Konfrontationen mit der Polizei.

Die Regierungen Portlands sowie des US-Bundesstaats Oregon widersprechen dieser Darstellung hingegen und argumentieren, dass die Proteste in Portland – entgegen Trumps Behauptungen – klein und friedlich verlaufen seien. In der Regel seien daran weniger als 30 Personen beteiligt gewesen, seit Mitte Juni habe es keine Festnahmen gegeben.

Der Bundesstaat und die Großstadt reichten gegen den Einsatz daher am Sonntag (Ortszeit) Klage ein, um die Entsendung der Soldat:innen nach Portland zu stoppen. Trump verfolge das Ziel, "den Einsatz von Militär für alltägliche innerstaatliche Strafverfolgungsmaßnahmen zu normalisieren", hieß es in der Klageschrift. Es gebe keinerlei gerechtfertigten Grund für den Einsatz der Nationalgarde.

(mit Material der afp)

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