Die ersten Stunden nach Joe Bidens Rückzug waren für Kamala Harris ereignisreich.Bild: AP / Carlos Osorio
USA
Das Sommerloch, das relevante politische Nachrichten alljährlich vermissen lässt, fällt dieses Jahr aus. Während hierzulande tatsächlich nicht viel Spannenderes passiert als ein paar Sommerinterviews an der Spree und Haushaltsberatungen im Kanzleramt nebenan, schaut die deutsche Öffentlichkeit gebannt über den Atlantik in die USA.
Dort überschlugen sich im Wahlkampf die Ereignisse. Zunächst verdaddelte Präsident Joe Biden eine TV-Debatte und verlor infolgedessen seinen Rückhalt bei den Demokraten. Dann wurde ein Attentat auf Kontrahent und Ex-Präsident Donald Trump verübt, der mit dem Leben davon kam und sich als Held inszenierte. Zuletzt zog sich am Wochenende Biden aus dem Rennen zurück.
Gleichzeitig gab Biden eine klare Kandidatinnen-Empfehlung für die kommende Wahl ab: seine Vize-Präsidentin Kamala Harris. In Windeseile versammelten sich die meisten Parteigranden hinter ihr und es wurde ein Spendenrekord aufgestellt.
Jetzt entfachte Harris zudem einen Social-Media-Hype: Sprachen vor zwei Tagen bei den Demokraten noch alle über Bidens Gesundheitszustand, geht es nun um Harris' Verbindung zu Charli XCX – und Kokosnüsse.
Kamala Harris "is brat": Zuspruch von Charli XCX
Am Montag (nach deutscher Zeit) ging es in den Medien um wenig andere Themen, alles drehte sich um die Fragen: Hat Kamala Harris den Zuspruch der Gouverneur:innen? Wird sie von Obama unterstützt? Hat sie in all diesen Fällen überhaupt eine Chance, gegen den Favoriten Donald Trump zu gewinnen? Und es machte sich Optimismus breit: Mit Harris geht auf jeden Fall mehr als mit Biden.
Auch ihr erster öffentlicher Auftritt seit Bidens Ankündigung gab Anlass zur Hoffnung, sie wirkte enthusiastischer und agiler als der 81-jährige US-Präsident.
Nach all den Sorgen um dessen Gewinnchancen bei der Wahl im November ist die öffentliche Erleichterung mit den Händen greifbar: Endlich eine Trump-Konkurrentin, bei der man keine Angst hat, dass sie im nächsten Moment entweder über ihre Beine oder Worte stolpert. Oder mitten im Satz einfriert.
Ein Teil des neuen Mini-Hypes um Harris spielt sich auf Social Media ab. Die britische Popkünstlerin Charli XCX meldete sich auf X zu Wort, um ebenfalls ihre Meinung zu Harris abzugeben. Dazu benötigte sie nur drei Worte: "Kamala is brat."
Charli XCX veröffentlichte vor einigen Wochen ihr Album "Brat". Darauf geriert sie sich als eine ebensolche "Brat", was oberflächlich mit dem Wort "Göre" übersetzt werden kann.
Harris-Account antwortet auf Charli XCX
Was die Künstlerin mit diesem Wort ausdrücken will, ist ein Lebensgefühl zwischen tiefen Emotionen und seichtem Eskapismus. "Brats" reflektieren danach zwar, was in ihrem Leben abgeht und welche Ereignisse sie gezeichnet haben, sind aber gleichzeitig fähig, sich beim Feiern davon zu lösen und einfach den Sommer zu genießen.
Oder um es mit den Worten der Künstlerin selbst auszudrücken:
"Du bist wie das Mädchen, das ein bisschen chaotisch ist, gerne Party macht und vielleicht manchmal ein paar dumme Sachen sagt. Die sich wie sie selbst fühlt, aber vielleicht auch mal einen Zusammenbruch hat. Aber die da irgendwie durchfeiert, sehr ehrlich ist, sehr unverblümt. Ein bisschen sprunghaft."
Diese Erklärung in einem Tiktok-Video schließt sie mit den Worten: "But it’s brat. You’re brat. That’s brat." Und so brat ist dann eben anscheinend auch Kamala Harris, wenn es nach Charli XCX geht.
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Die wohl kommende Präsidentschaftskandidatin der Demokraten nahm den Post gerne auf. Sie änderte ihr Titelbild auf X in den Farben des Albumcovers von "Brat", ein giftiges Grün.
Das soll es aber noch nicht gewesen sein. Weitere X-User:innen, sowohl Fans des Popstars als auch von Harris, nahmen die Verbindung der beiden als Anlass für eigene Kommentare.
"brat"-Hype könnte Kamala Harris Stimmen einbringen
Ein Nutzer trieb es noch weiter und remixte gar den Song "Von dutch" von Charli XCX mit Aufnahme-Schnipseln von Harris. Darin spielt auch eine besondere Rede von Harris eine Rolle. Diese ist zwar schon Jahre alt, hat auf Social Media aber noch immer Kultstatus: Es geht um Kokosnüsse.
Harris hat nämlich mal erzählt, wie ihre Mutter einen kryptischen Vergleich anstellte: "Ich weiß nicht, was mit euch jungen Leuten los ist. Denkt ihr, ihr seid gerade aus einer Kokospalme gefallen?" Anschließend lachte Harris beim Erzählen der Anekdote und fuhr fort: "Ihr existiert im Kontext all dessen, in dem ihr lebt und was vor euch war."
Diese seltsame Geschichte zusammen mit der Charli-XCX-Referenz dürfte Harris neben Lachern auch Stimmen an der Wahlurne einbringen. Expert:innen prophezeien, dass es der 59-Jährigen besser als Joe Biden gelingen könnte, junge Generationen an Wähler:innen für sich zu gewinnen, auch über Social Media.
Stevie O'Hanlon, Kommunikationsdirektorin der jungen Klimaprotestgruppe "Sunrise Movement", sprach gegenüber dem Portal "The Hill" etwa von einem "Mangel an Memes und Aufregung im Internet über Joe Biden". Dieser dürfte mit Harris als möglicher Präsidentschaftskandidatin der Demokratin Geschichte sein.
Die erste und einzige Debatte der beiden Vizepräsidentschaftskandidaten ist Geschichte. Historiker und USA-Experte Ronald D. Gerste lobt den Auftritt von J.D. Vance und Tim Walz und macht einen Vergleich mit John F. Kennedy.
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