Eine Bildschirmkopie von Fotos von dem heutigen US-Präsidenten Joe Biden und Tara Reade um 1993.Bild: imago images/ZUMA Wire / Brian Cahn
USA
Im Jahr 2019 erhob Tara Reade schwere Vorwürfe gegen den heutigen US-Präsidenten Joe Biden. 1993 soll er sie unangemessen berührt haben, während sie als Assistentin in Bidens Senatsbüro gearbeitet hatte.
2020 beschuldigte sie ihn dann der sexuellen Nötigung. Zu dieser Zeit trat Biden als Kandidat der Demokraten gegen Amtsinhaber Donald Trump (Republikaner) an, um ins Weiße Haus einzuziehen.
US-Präsident Joe Biden tritt 2024 erneut zur Präsidentschaftswahl an. Bild: AP / Susan Walsh
Bidens Mitarbeiter konnten Anschuldigung nicht bestätigen
Biden wies damals die Vorwürfe rigoros zurück. Eine Recherche der "New York Times" im April 2020 zeigt: Keiner der ehemaligen Mitarbeitenden von Biden konnte Einzelheiten der Anschuldigung von Reade bestätigen oder sich an ein ähnliches Verhalten von Biden ihr oder anderen Frauen gegenüber erinnern.
Laut "New York Times" ließ im Mai 2020 ein prominenter Anwalt der "MeToo-Bewegung", Douglas H. Wigdor, Reade als Klientin fallen. Ihre Glaubwürdigkeit bekam Risse, nachdem die Antioch University ihre Behauptung bestritten hatte, sie habe am Campus in Seattle einen Bachelor-Abschluss erhalten.
Nun sorgt ihr Umzugsort für Wirbel: Angeblich sucht sie Schutz in Russland.
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Reade fühlt sich in Russland "zu Hause"
In einer von der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Sputnik organisierten Pressekonferenz verkündet Reade, dass ihre Entscheidung, nach Russland zu gehen, zwar "sehr schwierig" gewesen sei, sie aber glaube, dass sie dort sicherer sei.
Weiter sagt die Amerikanerin, dass sie sich in Moskau "zu Hause" fühle. "Es gibt US-amerikanische und europäische Bürger, die hier einen sicheren Hafen suchen. Und zum Glück ist der Kreml entgegenkommend. Wir haben also Glück", zitiert Sputnik sie.
Doch der finnische Wissenschaftler Pekka Kallioniemi von der Universität Tampere sieht offenbar eine schon länger anhaltende Nähe von Reade zu Moskau. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören soziale Medien, Algorithmen und Desinformation.
Für Reade ist Putin stark und sanft
Laut Kallioniemi gab es bereits 2018 die Annahme, dass Reade von Russland beeinflusst werde. Auf Twitter fasst er dazu in einem Thread zusammen: Reade veröffentlichte demnach im Mai 2020 einen Artikel mit dem Titel "Why a Liberal Democrat Supports Vladimir Putin" (auf Deutsch: Warum ein liberaler Demokrat Wladimir Putin unterstützt.)
In dem Artikel schrieb sie, dass "Präsident Putin eine chaotische und gescheiterte Nation innerhalb eines Jahrzehnts zu einer lebendigen, kreativen Wirtschaftsmacht gemacht hat". Weiter heißt es: "Putin hat eine verführerische Kombination aus Stärke und Sanftmut."
Wenige Wochen bevor Russland seine umfassende Invasion in der Ukraine startete, wurde Tara von einem russischen Nachrichtensender interviewt. Kallioniemi schreibt dazu: "Sie behauptete, dass sie wegen ihrer Ansichten über Russland 'bedroht' wurde." Sie habe auch ihre Anschuldigungen gegen Biden wiederholt.
Reade hegt Nähe zum MAGA-Clan von Trump
Laut Kallioniemi bezeichnet sich Reade selbst als "Whistleblower". Sie ist Gastgeberin eines Podcasts mit dem Titel "The Politics of Survival with Tara Reade", in dem sie mit "neutralen Stimmen" über den Krieg diskutiert, erklärt der Experte weiter auf Twitter.
Er führt aus:
"Sie war auch eine der Rednerinnen bei der 'Antikriegs'-Veranstaltung 'Rage Against the War Machine', bei der sie Bidens Regierung unter anderem beschuldigte, ein 'Geldwäschesystem' in der Ukraine zu organisieren."
Auch in der US-Politik soll sie die kremlfreundliche MAGA-Gang unterstützt haben, meint Kallioniemi, wie etwa Matt Gaetz und Marjorie Taylor Greene, die gefordert haben, die US-Militärhilfe für die Ukraine einzustellen. "Die beiden hatten Reade interviewt und wollten, dass sie im Kongress gegen Biden aussagt", schreibt Kallioniemi.
Auch bei dem kontroversen Fernsehmoderator Tucker Carlson trat Reade auf, wo sie die Anschuldigungen gegen Biden wiederholte. Sie habe beteuert, dass Biden ihr die "Zukunft" genommen habe, "aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sich diese selbst verbaut hat, indem sie Dinge erfunden hat", meint Kallioniemi.
Den USA steht im Zentrum der politischen Macht nicht nur ein programmatischer Wechsel bevor. Wenn Donald Trump im Januar nächsten Jahres wieder ins Weiße Haus einzieht, verschiebt sich nicht nur das politische Koordinatensystem. Mit der neuen Amtszeit wird Washington im wahrsten Sinne des Wortes ein neues Gesicht zeigen.