Laut Donald Trump sollte es die "Rally des Jahrhunderts" werden. Doch seine Kundgebung im Madison Square Garden entpuppte sich als Aneinanderreihung von Schockmomenten.
Neben all den offen rassistischen Ausfällen, Hassreden und Beleidigungen fiel aber eine Aussage von Trump beinahe unter den Tisch.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat verkündete, dass er und Parteisprecher Mike Johnson ein schmutziges "kleines Geheimnis" haben. Kritiker:innen vermuten dahinter nichts Gutes und warnen vor Chaos am Wahltag.
"Wir können den Senat leicht übernehmen. Und ich glaube, mit unserem kleinen Geheimnis werden wir auch im Haus gut aussehen. Er und ich haben ein kleines Geheimnis, das erhebliche Wirkung haben wird", sagt Trump im Madison Square Garden vor seiner Anhängerschaft.
Aber er werde das Geheimnis erst nach der Wahl lüften.
Am kommenden Dienstag finden in den USA nicht nur die Präsidentschaftswahlen statt, auch der Kongress wird neu gewählt. Und genau damit könnte Trumps Geheimnis zu tun haben.
"Politico" vermutet, dass diese "düsteren Kommentare eine Anspielung darauf sein, dass das Repräsentantenhaus eine umstrittene Wahl abwickelt." Johnson sei bereit, Trump zu helfen, die Wahl zu gewinnen.
Zur Erinnerung: Am Wahltag geht es um alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus und 34 der 100 Sitze im Senat. Die Machtverhältnisse im US-Kongress werden also zu einem erheblichen Teil neu ausgelegt.
US-Medien vermuten, dass Trump auf Pläne anspielen könnte, bei der Wahlentscheidung nachzuhelfen.
"Politico" schreibt von einem "düsteren Fingerzeig auf eine enge Wahl, die im Repräsentantenhaus entschieden werden könnte." Dan Goldman, Kongressabgeordneter aus New York, verdeutlicht es gegenüber CNN: "Ich glaube, hinter Trumps kleinem Geheimnis steckt ein Backup-Plan wenn er verliert und versucht, das Ergebnis mithilfe des Repräsentantenhauses anzufechten."
Die US-Wahl 2021 hat laut ihm gezeigt: Wer im Repräsentantenhaus die Kontrolle hat, kann auch dieses Mal am 6. Januar ein gewichtiges Wort mitreden. An diesem Tag bestätigt der Kongress durch Auszählung der Stimmen des Electoral College den oder die Wahlsieger:in.
Auch USA-Experte Thomas Greven vom Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin warnt vor unruhigen Tagen in den USA, sollte Trump verlieren.
Laut ihm säen Trump und die Republikanische Partei aktiv Zweifel an der ordnungsgemäßen Durchführung der Wahl, um wohl auch politische Gewalt vorzubereiten. "Man muss zudem befürchten, dass jedes Ergebnis außer einem klaren Trump-Sieg erhebliche rechtliche und politische Auseinandersetzungen zur Folge haben wird", warnt er auf watson-Anfrage.
Nach dem zwischenzeitlichen Umschwung zugunsten von Harris steuert das Land wieder auf eine knappe und umstrittene Wahl zu, prognostiziert der Politikwissenschaftler.
Greven zufolge bleiben die Umfragen knapp, "derzeit führt vielleicht sogar Trump in einigen der entscheidenden Staaten". Was für Trump wichtig sei: Die Mobilisierung der Basis um quasi jeden Preis.
Dabei habe die Entmenschlichung des politischen Gegners, von Migrant:innen und Frauen für Trump kaum noch irgendwelche Konsequenzen, meint der Experte.