Diskussionen um das Alter des US-Präsidenten Joe Biden gibt es schon lange. Doch auch seinem Kontrahenten Donald Trump wird regelmäßig vorgeworfen, zu alt für das hohe Amt in den USA zu sein. Die beiden Präsidentschaftskandidaten befinden sich aktuell mitten im Wahlkampf. Doch bei einer TV-Debatte zwischen den Kandidaten machte der Demokrat Biden in Sachen Alterserscheinungen eine schlechtere Figur als sein Kontrahent.
Viele Menschen nahmen den Präsidenten dort als verwirrt und müde wahr. Er verlor mehrmals den Faden. Rufe nach einem Rückzug werden laut: Der Demokrat gefährde die Chancen der Partei auf einen Sieg, sagen Kritiker:innen aus den eigenen Reihen.
Da interessierte es weite Teile der Öffentlichkeit kaum noch, dass Trump bei der TV-Debatte mit Falschaussagen nur so um sich warf.
Nun ein weiterer Rückschlag: Joe Biden hat Corona, wurde positiv auf das Virus getestet, wie das Weiße Haus mitteilte. Inmitten der Debatte um das Alter des US-Präsidenten und der Eignung für eine mögliche weitere Amtszeit eine brisante Entwicklung.
Joe Biden aber nutzt die Gelegenheit, um gegen seinen Kontrahenten auszuteilen. Dabei nimmt er auch den Milliardären und Trump-Unterstützer Elon Musk ins Visier.
Nur kurz nach Bekanntwerden der Corona-Diagnose setzte Biden einen Tweet ab, der im ersten Moment eher an einen Hacker-Angriff auf seinen Account glauben ließ. "I'm sick", schrieb er. Also, zu Deutsch: "Ich bin krank". Obwohl dies keine Falschaussage ist, dürfte diese Art der Kommunikation ungewöhnlich für einen US-Präsidenten sein, der wegen seines Alters im öffentlichen Kreuzfeuer steht.
Wer sich den Tweet genauer ansieht, entdeckt einen zweiten Beitrag, den er dazu geschrieben hat. Darin schreibt er: "... dass Elon Musk und seine reichen Kumpels versuchen, diese Wahl zu kaufen." Die Doppeldeutigkeit des Ausdrucks "I'm sick" macht er sich hier zunutze.
Was er damit sagt: Er hat genug von Musk und dessen Bemühungen, die US-Wahl zugunsten von Trump mit Geld zu beeinflussen. Dazu schreibt er: "Wenn Sie das auch so sehen, können Sie hier mitmachen."
Dabei steht ein Link zu einer Spendensammlung, die darauf ausgelegt ist, Trump zu "stoppen", so die Kommunikation. Das Geld kommt Biden im Wahlkampf zugute, soll offenbar den Spenden in Millionenhöhe etwas entgegensetzen, die Trump durch Unterstützer:innen wie Musk und anderen wohlhabenden Personen bekommt.
Einen Tag zuvor erst hatte Musk eine Millionenspende für den Wahlkampf Trumps angekündigt.
Zudem hat Musk Biden auf Social Media oft wegen seiner Einwanderungspolitik und seines Alters angegriffen. Bei verschiedenen Gelegenheiten hat er bereits seine Unterstützung für Trump zum Ausdruck gebracht.
Um seine Corona-Erkrankung mit "leichten Symptomen" auszukurieren, hat Biden den Wahlkampf bei Veranstaltungen unterbrochen. Der 81-Jährige werde sich in seinem Privathaus im Bundesstaat Delaware selbst isolieren und während dieser Zeit alle seine Pflichten in vollem Umfang wahrnehmen.
Nach dem Anschlag auf Trump während eines Wahlkampfauftritts am Wochenende konnte Biden nur kurz durchatmen. Während der US-Präsident in Nevada auf Wahlkampftour war, forderte der bekannte demokratische Abgeordnete Adam Schiff ihn auf, aus dem Rennen um die Präsidentschaft auszusteigen.
Kurz darauf berichteten mehrere Medien übereinstimmend, dass die führenden Demokraten im US-Kongress, Hakeem Jeffries und Chuck Schumer, Biden bereits in der vergangenen Woche davor gewarnt hatten, seine Präsidentschaftskandidatur fortzusetzen.
Der Sender CNN berichtete schließlich unter Berufung auf anonyme Quellen, dass die demokratische Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi dem US-Präsidenten kürzlich in einem privaten Gespräch mitgeteilt habe, er könne Präsident Trump im Präsidentschaftsrennen nicht schlagen. Biden habe darauf abweisend reagiert.
Die "New York Times" hingegen schrieb, dass Biden in den vergangenen Tagen offen für solche Warnungen gewesen sei und sich die Argumente zumindest anhören würde. Als Quelle nannte die Zeitung Demokraten, die über die Gespräche informiert worden seien.
Biden hat bislang alle Rückzugsforderungen öffentlich zurückgewiesen und klargemacht, dass er nicht vorhat, hinzuschmeißen. In einem am Mittwoch ausgestrahlten TV-Interview sagte Biden, dass ihn ein medizinisches Problem dazu bringen könne, über einen Rückzug nachzudenken.