"Macht das Licht aus", ruft US-Präsident Trump seinem Team zu. Er sitzt im Oval Office auf dem goldenen Sessel, mit gespreizten Beinen, die Hände vor sich gefaltet. Neben ihm sitzt Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa. Er lacht, als sein Gastgeber Anweisungen gibt, ein Video vor laufenden Kameras abzuspielen.
Erneut kommt es zum Eklat bei einem Staatsbesuch im Weißen Haus. Nachdem Trump bereits den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auflaufen ließ, sollte es nun Ramaphosa treffen.
Er bemüht sich bei seinem Besuch im Weißen Haus, Trump zu umgarnen. Doch der US-Präsident überrascht seinen Gast mit einer ungewöhnlichen Präsentation.
Überraschend lässt er Videoausschnitte zeigen, um Völkermord-Anschuldigungen zu untermauern. Ramaphosa bemüht sich wiederholt, die Lage zu entspannen und Trump zu umgarnen.
Doch der Republikaner überzieht seinen Gast mit unbelegten Vorwürfen, dass Südafrika einen "Genozid" an weißen Bauern begehe.
In der Aufnahme sind Gräber am Rande einer Straße zu sehen. Trump sagt dazu: "Es ist ein schrecklicher Anblick. So etwas habe ich noch nie gesehen." Ramaphosa entgegnet: "Hat man Ihnen gesagt, wo das ist, Herr Präsident? Ich würde gerne wissen, wo das ist, denn das habe ich noch nie gesehen."
Er werde dem nachgehen, verspricht der südafrikanische Präsident. Trump hält auch ausgedruckte Artikel über angebliche Gewalt an weißen Landwirten in die Höhe, geht die Seiten einzeln durch und kommentiert dazu: "Tod, Tod, Tod." Am Ende übergibt er seinem Amtskollegen den Stapel an Papieren.
"Nichts hätte ihn auf diesen Multi-Media-Überfall vorbereiten können", ordnet CNN-Reporter Larry Madowo den Vorfall ein. "So gut wie alles, was Präsident Trump im Oval Office von sich gab, ist nicht korrekt und wurde wiederholt widerlegt", führt er aus.
Madowo berichte seit 15 Jahren über Südafrika, kenne die Menschen und das Land, wie er sagt. "Ich habe mit Südafrikanern gesprochen, war auf den Farmen unterwegs und habe mich mit schwarzen und weißen Bauern ausgetauscht", führt der Reporter aus.
Auch in den polizeilichen Unterlagen wurden laut ihm keine Beweise für einen "weißen Völkermord" in Südafrika gefunden.
Es verwundert ihn nicht, dass Ramaphosa nachhakt, wo die Aufnahmen der angeblich exekutierten Weißen Bauern entlang einer Straße entstanden sein sollen. "Er hat das Video nicht erkannt, weil er nicht daran glaubt, dass es in Südafrika aufgenommen wurde. Es gibt keine Beweise dafür", sagt Madowo.
Laut ihm ist es unwahrscheinlich, dass tausende weiße Bauern ermordet werden, ohne dass es jemand mitbekommt.
Die Beziehung der beiden Länder ist zuletzt sehr angespannt – vor allem wegen Trumps "Genozid"-Vorwürfen gegen Südafrika. Der US-Präsident beklagt eine Diskriminierung weißer Minderheiten in Südafrika, insbesondere der sogenannten Afrikaaner:innen, die Nachfahren niederländischer Siedler:innen sind.
Sie führten in Südafrika bis Anfang der 1990er-Jahre das rassistische Apartheid-Regime an, das die schwarze Bevölkerungsmehrheit systematisch diskriminierte.
Trump stört sich besonders an einem neuen Gesetz, das Landenteignungen im öffentlichen Interesse erlaubt, um Ungleichheiten aus der Zeit der Apartheid auszugleichen. Der Großteil der landwirtschaftlichen Flächen in Südafrika ist weiter im Besitz von Angehörigen der kleinen weißen Minderheit.
Fachleute widersprechen Trumps Darstellung eines angeblichen Völkermords. Damit greift er eine in rechtsextremen Kreisen verbreitete Verschwörungstheorie vom sogenannten "weißen Genozid" auf. Auch Südafrika weist den Vorwurf entschieden zurück.
Dennoch bemüht sich Ramaphosa während des Treffens mit Trump wiederholt, die Lage zu entspannen und Trump zu umgarnen.
Ramaphosa erklärt, er sei bereit, über alles zu reden – ohne das Beisein von Reporter:innen. Der südafrikanische Präsident versucht auch mehrfach, Trump zu schmeicheln, ihn mit Witzen zum Lachen zu bringen und ihn mit politischen Angeboten – etwa dem Zugang zu südafrikanischen Rohstoffen – milder zu stimmen.
Zum Start etwa verkündet der Gast, er habe als Geschenk ein "fantastisches" Buch mitgebracht, das die Golfplätze Südafrikas präsentiere. Trump ist ein leidenschaftlicher Golfer. "Ich möchte Ihnen unsere Golfplätze vorstellen", wirbt Ramaphosa um Trumps Gunst und sagt, er selbst habe inzwischen auch angefangen zu golfen. "Ich bin also bereit."
An anderer Stelle versucht es Ramaphosa mit Humor. Als Trump auf die umstrittene Vereinbarung angesprochen wird, wonach die USA von Katar einen geschenkten Jumbojet annehmen, der als Präsidentenmaschine für Trump nachgerüstet werden soll, wirft der Südafrikaner dazwischen: "Es tut mir leid, dass ich kein Flugzeug für Sie habe."
Trump gibt zurück: "Wenn Ihr Land der Luftwaffe der Vereinigten Staaten ein Flugzeug anbieten würde, würde ich es annehmen."
(Mit Material der dpa)