Präsident Donald Trump hat in den USA allerlei Gruppen Aufwind gegeben, die sich nicht gerade um Minderheiten scheren. Trump selbst hat sich schon feindlich gegenüber allerlei Gruppen gezeigt, gilt zwar nicht als der weiße rassistische US-Amerikaner schlechthin – jedoch pflegt er Verbindungen zu eben solchen.
Außerdem will auch Trump selbst die Rolle der weißen Mehrheitsgesellschaft wieder stärken, indem er etwa kritische Auseinandersetzung mit der grausamen Kolonialgeschichte des Landes aus den Museen verbannen will.
Daher wundert es überhaupt nicht, dass auch die US-Gesellschaft unter Trumps Präsidentschaft potenziell diskriminierender wird – und sich mehr traut.
Derzeit baut etwa eine Gruppe weißer Christ:innen ein Dorf in den Bergen Missouris auf. Wohnen dürfen dort weder Schwarze noch Schwule, Juden oder Muslime. Wie kann das erlaubt sein?
Das Siedlerprojekt mit dem Namen "Return to the Land" wurde bereits 2023 begonnen. Gegründet wurde es, wie soll es auch anders sein, von zwei weißen, blonden Männern: Eric Orwoll und Peter Csere.
Die Idee für ihre gemeinsamen Dörfer – eine Siedlung gibt es bereits in Missouri, eine weitere soll in Arkansas dazu kommen – fußt laut dem "Independent" auf Orania. Dabei handelt es sich um eine 1991 in Südafrika gegründete Stadt nur für Weiße, die seit dem Ende der Apartheid erheblich gewachsen ist und unter anderem einen eigenen Staat nur für Weiße innerhalb Südafrikas anstrebt.
Den Anstoß für eine Kopie dessen sei die rechtsextreme Verschwörungstheorie des "Großen Austauschs". Demnach würden nicht-weiße Bevölkerungsgruppen durch Geburtenraten und Massenmigration die weiße Bevölkerung "ersetzen".
Csere äußerte gegenüber dem "Independent" die Befürchtung, dass auch wenn Weiße derzeit noch die Mehrheit ausmachen würden, sich das seiner Auffassung nach in Zukunft ändern werde:
Bei dem Projekt geht es den armen, unterprivilegierten weißen Männern dementsprechend darum, Räume zu schaffen, "in denen weiße Amerikaner ihr einzigartiges Erbe feiern und ihre Kultur bewahren können", wie wiederum Orwoll dem Sender KY3 TV erklärte.
Die Lösung: Ein Dorf, das nicht-weiße, nicht-christliche und nicht heterosexuelle Bewerber:innen ausschließt. Vorstellungsgespräche, Fragebögen zur Abstammung und Familienfotos sollen bei diesem völkisch-rassistischen Unterfangen den "Erfolg" gewährleisten.
Orwolls "rechte Hand" Peter Serry verdeutlichte gegenüber dem israelischen Nachrichtenportal "Ynet Global":
Liebevoll also? Serry hetzt auf seinem X-Account laut "Ynet Global" offen gegen Schwule, Juden und schwule Juden. Demnach schrieb er dort über die amerikanisch-israelische Lobbygruppe AIPAC und US-Senator:innen, die diese unterstützten: "AIPAC-Senatoren sind schwul."
Es brauche, so Serry, eine anti-israelische Lobby gegen sie. In einem anderen Tweet offenbarte er seine antisemitische Denke und schrieb demnach: "Juden tun alles, was sie können, um 'Return to the Land' zu spalten und zu zerstören. (...) Im Namen Jesu dürfen wir nicht zulassen, dass sie ihre satanische Zwietracht säen."
Serry ist damit aber keineswegs ein Hardliner innerhalb von "Return to the Land": Der "New York Times" zufolge hatte Gründer Orwoll bei einem Termin ein Exemplar von Hitlers "Mein Kampf" im Bücherregal.
Dass sich die weißen Rassisten ihr Projekt trauen, ist die eine Sache. Einfacher wird es ihnen aber definitiv seit Trumps Amtsantritt im Januar gemacht. Zwar zeigte sich Csere im Gespräch mit dem "Independent" nicht als Anhänger Trumps: "Wir sind keine großen Trump-Fans. Wir sehen ihn nicht als jemanden, der sich für uns einsetzt. Er ist für uns kein Retter."
Dennoch stimmte auch er zu, dass Trumps Politik wohl zu einer größeren Akzeptanz des Projekts beitrage: "Das ist möglich."
Rechtlich bewegt sich "Return to the Land" in einem juristischen Graubereich. Der "Fair Housing Act", ein US-Gesetz von 1968, verbietet Diskriminierung bei der Vergabe von Wohnungen auf Basis ethnischer Zugehörigkeit zwar. Doch Orwoll, Csere und Co. verlassen sich auf eine Ausnahmeklausel im Gesetz. Demnach dürften private Vereine mit Mitgliedern von der Regel abweichen.
Fach-Expert:innen zweifelten laut "Independent" dennoch an, dass eine auf weiße Bewohner beschränkte Gemeinschaft legal ist.
Doch die Gründer würden sich darauf verlassen, dass sie im Falle einer Klage vor Gericht gewinnen würden – auch wegen des günstigen politischen Klimas. Und damit schließt sich der Kreis wieder: bei Donald Trump.
So könnte die Story nun enden: crazy USA mal wieder. Dort geht die Demokratie vor die Hunde, gut, dass wir in Europa leben. Schade nur, dass der Trend auch hierhin herüberschwappt.
Ein ähnliches Projekt in England verfolgt laut "Independent" nämlich ein Bekannter von Csere, Simon Birkett: Die Woodlander Initiative ist ein angebliches Landkaufprogramm, die ähnlich wie "Return to the Land" mit Werten wie Familie, Natur und Gemeinschaft wirbt, sich dabei jedoch wohl mit seinen eigentlichen Interessen ein wenig zurückhält.
Der Anti-Rassismus-Organisation "Hope Not Hate" zufolge handele es sich um ein Projekt zur Schaffung von Enklaven nur für Weiße. Ein Land hätten sie bereits gekauft, Mitte September soll dort ein "Familiencamp" veranstaltet werden.
Auch auf der Website der Woodlander Initiative steht, sie sei gegründet worden, "um uns, dem Volk, eine Möglichkeit zu geben, die Kontrolle über unser Land, unsere Freiheit und unsere Zukunft zurückzugewinnen". Der Kampf der Weißen gegen den großen Austausch, es gibt ihn auch in Europa.