Am Himmel über Deutschland sind dieser Tage mehr Flugzeuge als sonst zu sehen. Vor allem dürfte sich der eine oder andere über das hohe Aufkommen von Militär-Flugzeugen wundern.
Zurecht, denn der Eindruck täuscht nicht.
Dahinter steckt die größte Luftwaffenübung seit Bestehen der Nato. Am Montag hat die Übung mit dem Namen "Air Defender 2023" offiziell begonnen. Geplant war sie jedoch schon seit Jahren. In Zeiten der Zerwürfnisse zwischen dem Westen und Russland hat sie nun jedoch einen besonderen Symbolwert.
Doch was genau geht am Himmel über Deutschland vor sich und warum stößt "Air Defender 2023" auf Kritik? Watson hat die wichtigsten Antworten zusammengefasst.
Das Manöver "Air Defender 2023" ist eine riesige Luftwaffenübung der Nato – die größte seit der Gründung des Militärbündnisses im Jahr 1949. Am Montag, dem 12. Juni, hat sie offiziell begonnen und wird von der deutschen Luftwaffe geleitet.
25 Nationen sowie die Nato nehmen an der Übung teil. Laut Angaben der Bundeswehr sind rund 10.000 Soldat:innen sowie 250 Flugzeuge an der zehn Tage andauernden Übung beteiligt, darunter 70 Maschinen aus Deutschland. Ein Sprecher der deutschen Luftwaffe bestätigte den Auftakt am Montagmorgen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Im Rahmen des Manövers "Air Defender 2023" wird es in den kommenden Tagen rund 2000 einzelne Flüge am Himmel über Deutschland geben. Der Fliegerhorst Wunstorf in der Region Hannover fungiert als das logistische Drehkreuz der Übung, von dem aus zahlreiche Maschinen starten und landen. Weitere bedeutende Standorte der Übung sind die Flugplätze Schleswig-Jagel und Hohn in Schleswig-Holstein sowie der Fliegerhorst Lechfeld in Bayern. Die Operationen werden in drei verschiedenen Übungszonen stattfinden: über der Nord- und Ostsee, über dem Nordosten Deutschlands und über dem Süden Deutschlands.
Klar, dass 2000 Flüge nicht ohne Folgen bleiben.
Nicht nur, dass vermehrt Militär-Flugzeuge am Himmel zu sehen sind. Anwohnende müssen mit erhöhtem Fluglärm rechnen. Aber: Nachts und am Wochenende soll es keinen Übungsflugbetrieb geben. Die Bundeswehr plant, über bewohntem Gebiet so wenig wie möglich zu fliegen.
Es ist allerdings noch unklar, wie sich das Manöver auf den zivilen Luftverkehr auswirken wird. Die Bundeswehr geht davon aus, dass sich bestimmte Flüge dadurch möglicherweise verspäten könnten. Massive Probleme mit dem regulären Flugverkehr soll es demnach jedoch nicht geben.
Der ursprüngliche Gedanke von "Air Defender" ist so aktuell wie schon lange nicht mehr. Dabei entstand die Idee bereits im Jahr 2018, lange bevor Russland seinen Angriffskrieg auf die Ukraine startete. Mehrere Jahre vor dem Einmarsch russischer Truppen war schon klar, dass das Manöver stattfinden würde. Die Übung soll die Nato-Verbündeten für den Fall eines hypothetischen Angriffs durch einen östlichen Angreifer trainieren.
Jetzt, wo sich die Kluft zwischen westlichen Staaten und Russland zunehmend vergrößert, gilt "Air Defender2023" jedoch auch als Machtdemonstration gegenüber dem von Wladimir Putin regierten Regime. Das bestätigte auch der Generalinspekteur der deutschen Luftwaffe, Ingo Gerhartz, gegenüber dem NDR: "Wir zeigen, dass das NATO-Territorium unsere rote Linie ist. Dass wir bereit sind, jeden Zentimeter dieses Territoriums zu verteidigen."
Das geplante Luftwaffen-Manöver stößt auf kontroverse Reaktionen. Am Samstag fand am Fliegerhorst in Wunstorf eine Protestaktion statt, bei der einige Hundert Friedensaktivist:innen gegen das Manöver demonstrierten. Sie befürchten, dass die Aktion die Konflikte verschärfen und zu einer weiteren Eskalation führen könnte.
Abgesehen von der Sorge über mögliche politische Folgen kritisieren Umweltaktivist:innen, dass 2000 Flüge in zehn Tagen schädlich für das Klima seien. Peter Lienau, der Leiter der Seehundstation Norddeich, äußerte ebenfalls Bedenken und warnte vor möglichen negativen Auswirkungen, etwa auf die Seehunde. Aufgrund des Manövers könnten mehr Jungtiere, sogenannte "Heuler", auftauchen, die von ihren Müttern getrennt und geschwächt stranden. Der Lärm könnte demnach die Tiere erschrecken.
Der Generalinspekteur der Luftwaffe, Gerhartz vertritt jedoch die Meinung, dass es Sicherheit nicht zum Nulltarif gebe. Er sagte dem NDR:
(Mit Material von dpa)