Ukraine-Krieg: Drohnen-Pilotinnen berichten von Einsatz an der Front
In wenigen Monaten jährt sich der Überfall von Russland auf die Ukraine zum vierten Mal. Die Folgen dieses Abnutzungskrieges werden immer deutlicher. Wie hoch die Zahl gefallener Soldat:innen auf beiden Seiten ist, lässt sich nicht klar sagen. Dass sie sehr hoch ist, ist aber sicher.
Die Ukraine ist mehr und mehr auf Zivilist:innen angewiesen, die Aufgaben übernehmen, die einmal von ausgebildetem Militär ausgeübt wurden. Zunehmend sind es auch Frauen, die im Ukraine-Krieg eingesetzt werden. Sie lassen sich etwa zu Drohnenpilotinnen ausbilden. Jeden Monat sollen neue Drohnenpilotinnen dazukommen, berichten Ausbilder und Einheitsführer dem "Guardian".
Als Frau im Ukraine-Krieg – Drohnenpilotinnen berichten
Eine von ihnen ist die 37-jährige Dasha. Sie hatte gar nicht damit gerechnet, einmal zum Militärdienst einberufen zu werden. Sie hatte zunächst als Freiwillige gearbeitet; doch als immer mehr Männer in ihrer Region getötet wurden, wechselte sie in die Drohnenstaffel. "Es ging nicht darum, ob ich bereit war. Es ging darum, dass immer weniger Menschen übrig waren", berichtet sie.
Dass sie als Drohnenpilotin kämpft, ist auch durch ihre Kinder motiviert. Die leben momentan in Europa, doch Dasha möchte, dass sie eines Tages in eine sichere Ukraine zurückkehren können, sagt sie.
Inzwischen führt Dasha eine gemischtgeschlechtliche Einheit in der Nähe der Ostfront. Dass die Frauen den Männern oder der Gesellschaft hier irgendwas beweisen, darum ginge es nicht. "Es geht um Notwendigkeit. Alle sind am Limit. Alle passen sich an."
Ähnliches berichtet die Drohnenpilotin Elisabeth, die ihr Drohnentraining in einer Zeit absolvierte, als es in ihrer Region viele Verluste gab. In der Einheit veränderte sich die Dynamik: "Es war den Leuten egal, ob es eine Frau war oder nicht. Es zählte nur noch, wer fliegen konnte", sagt sie dem "Guardian".
Gefahr von russischen Angriffen schon in der Ausbildung
Die 24-jährige Ilona besucht noch die Drohnenschule. Angemeldet hat sie sich, nachdem sie monatelang die russischen Angriffe miterlebt hatte. Militärische Erfahrungen hatte sie vorher nicht; und sie glaubte auch zunächst nicht, die Richtige für die Aufgabe zu sein. "Ich dachte, Drohnen wären etwas für Profis. Für Leute, die mit Technologie aufgewachsen sind. Nicht für mich", erzählt sie.
Die Gefahr durch russische Angriffe ist schon im Trainingszentrum ein stetiger Begleiter: Nach mehreren Angriffen wird der Standort gewechselt. "Man merkt sehr schnell, dass Drohnenpiloten gejagt werden. Das spürt man vom ersten Tag an", sagt Ilona.
Trotzdem fällt der 24-Jährigen auf, wie hoch die Nachfrage nach der Ausbildung ist. "So viele Männer in meinem Alter sind schon weg. Jemand muss ihren Platz einnehmen", sagt sie.
