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USA: Was sind Swing States und warum sind sie bei der Wahl so wichtig?

Entscheidend bei der US-Wahl zwischen Harris und Trump werden die Swing States sein.
Entscheidend bei der US-Wahl zwischen Harris und Trump werden die Swing States sein.Bild: getty images / mphillips007
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Was sind Swing States und welche Bedeutung haben sie bei der US-Wahl?

21.10.2024, 10:14
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Die Präsidentschaftswahlen in den USA im November 2024 werden aller Voraussicht nach eine sehr, sehr enge Angelegenheit werden. Es zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump ab.

Während Harris für Kontinuität und Fortschritt im Bereich Sozialpolitik und Klimaschutz steht, setzt Trump auf eine Rückkehr zu seiner "America First"-Politik und eine harte Linie in Fragen von Immigration und Wirtschaft.

In einem zunehmend gespaltenen politischen Klima wird das Ergebnis der Wahl die zukünftige Ausrichtung der USA grundlegend beeinflussen.

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Eine große Rolle bei der Wahl in den USA werden die Swing States spielen.Bild: imago images / Depositphotos

Wie bei jeder US-Präsidentschaftswahl werden die sogenannten Swing States eine große Rolle spielen. Das Wahlverhalten der Menschen in diesen US-Bundesstaaten ist entscheidend dafür, wer die Präsidentschaft gewinnt.

Watson erklärt dir, was Swing States eigentlich sind und warum sie im Wahlkampf so wichtig sind.

USA: Was genau sind Swing States?

In den USA entsendet jeder Bundesstaat eine bestimmte Anzahl an Wahlleuten, die wiederum den Präsidenten oder die Präsidentin wählen. Die Besonderheit ist: Diese Personen stimmen geschlossen für nur eine Person. Heißt: Wer mindestens 50,01 Prozent aller Stimmen von Wähler:innen in einem Staat erhält, bekommt alle Stimmen der Wahlpersonen.

In vielen US-Bundesstaaten steht das Wahlergebnis so gesehen oft bereits im Voraus fest, da eine Partei traditionell die klare Mehrheit der Stimmen erhält. Anders ist es in den Swing States, wo sich die Parteien ein sehr enges Duell liefern. Hier konnten in der Vergangenheit sowohl die Demokraten als auch die Republikaner Siege verbuchen, weshalb die Präsidentschaftskandidat:innen ihren Wahlkampf intensiv auf diese Staaten ausrichten.

Die Swing States sind also besonders umkämpft und besonders wichtig für den Ausgang der Wahl.

09.08.2024, USA, Glendale: Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin und US-Vizepräsidentin Kamala Harris kommt zu einer Wahlkampfveranstaltung in der Desert Diamond Arena in Glendale, Arizona.  ...
Kamala Harris macht Wahlkampf in Arizona, einem Swing State.Bild: AP / Ross D. Franklin

Geschichtsprofessor Alex Keyssar von der Harvard University erklärt im Gespräch mit "ShareAmerica": "In den meisten Bundesstaaten ist klar, wie der Wahlkampf zwischen zwei Personen ausgehen wird, und das Wahlkampfteam wird das Ergebnis als gegeben hinnehmen." Dies sei jedoch in den Swing States nicht der Fall.

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Was ist die Bedeutung von Swing States?

Der Begriff Swing States heißt wörtlich ins Deutsche übersetzt so etwas wie "Schaukelstaat". Das Bild soll verdeutlichen, dass hier die Wahlergebnisse zu Gunsten der Demokraten und der Republikaner von links nach rechts und zurück hin- und herwechseln können. Wie bei einer Schaukel eben.

Wie läuft der Wahlkampf in den Swing States?

Ein besonders großer Einfluss in Swing States kann von unabhängigen Kandidat:innen ausgehen, die nicht für die beiden großen Parteien antreten. Sie könnten einem der beiden Hauptparteienkandidaten einen kleinen, aber möglicherweise entscheidenden Anteil der Stimmen abnehmen. Diese Dynamik macht die Swing States noch unberechenbarer.

Da sich der Wahlkampf so stark auf die Swing States konzentriert, stehen Themen, die in diesen Regionen von besonderer Bedeutung sind, oft im Mittelpunkt. Während der Vorwahlen besuchen viele Politiker:innen diese Staaten. Dort können sie direkt mit den Wählenden sprechen und deren Anliegen erfahren.

So war beispielsweise in New Hampshire in der Vergangenheit die Energiepolitik ein zentrales Thema, das sich auf die Wahlentscheidungen der Menschen vor Ort auswirkte.

Keyssar hebt hervor, dass diese gezielte Ansprache der lokalen Themen oft darüber entscheidet, welche Partei in einem Swing State gewinnt.

Welche Staaten sind Swing States?

Die Gruppe der Swing States hat sich im Laufe der Jahre verändert. Florida, Ohio und Iowa, die früher oft hart umkämpft waren, haben sich mittlerweile weitgehend den Republikanern zugewandt. Analyst David Wasserman vom Cook Political Report erklärt dazu auf "ShareAmerica": "Florida, Ohio und Iowa haben die Bühne sozusagen nach rechts verlassen." Gleichzeitig neigt New Hampshire – früher ein entscheidender Swing State – nun stärker zu den Demokraten.

2024 gelten vor allem Arizona, Georgia, Michigan, Pennsylvania und Wisconsin als die entscheidenden Swing States. David Schultz, Politikwissenschaftler und Juraprofessor an der Hamline University, formuliert es bei "ShareAmerica" so: "Was in diesen fünf Bundesstaaten passiert, wird die Wahl wirklich beeinflussen."

Landkreise als Faktor innerhalb der Swing States

Nicht nur auf Staatsebene sind knappe regionale Wahlergebnisse wichtig. Innerhalb der Swing States können wiederum bestimmte Countys – kleine Wahlbezirke – das Zünglein an der Waage sein. Schultz rechnet vor, dass oft nur wenige Wählende in bestimmten Regionen darüber entscheiden, welche:r Kandidat:in alle Wahlleute eines Staates erhält.

Seine 5-5-5-270-Theorie besagt, dass nur etwa fünf Prozent der Wählenden in fünf Countys in fünf Swing States letztlich den Ausschlag für die für den Sieg notwendigen 270 Stimmen von Wahlpersonen verantwortlich sind.

Florida bei der US-Wahl 2000: So knapp kann es sein

Die Bedeutung der Swing States zeigte sich eindrucksvoll bei der US-Wahl 2000. Damals gewann George W. Bush die Wahl.

Die Besonderheit: Nachdem alle anderen Staaten ausgezählt gewesen waren, hing die Entscheidung einzig und allein von Florida ab. Dort war das Ergebnis so knapp, dass es wochenlang Nachzählungen gab. Bushs Vorsprung in Florida betrug 537 Stimmen.

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