Seit zweieinhalb Jahren erschüttern die Betrügereien um den Diesel-Skandal die deutschen Automobilbauer – und die Fahrer. VW wird verklagt, der Vorstand muss gehen, soll dann eine fette Abfindung bekommen, dann doch wieder nicht. Plötzlich haben Ermittler auch noch Daimler auf dem Schirm.
Eigentlich müsste ein Software-Update her, oder vielleicht doch teuer den Motor nachrüsten? Und was ist mit den Fahrverboten? Wo darfst du mit deinem Diesel noch hin?
Wir klären vier wichtige Fragen, um dich im Diesel-Skandal wieder auf den aktuellen Stand zu bringen.
Wir drehen kurz zurück auf Anfang:
Im September 2015 wurde in den USA bekannt: Volkswagen hat die Stickoxid-Abgaswerte seiner Diesel-Fahrzeuge manipuliert. Eine Software im Motor erkannte, ob sich das Auto
VW gelang es offenbar einfach nicht, mit seinen Motoren den in Amerika geltenden Grenzwert für Stickoxid einzuhalten. Anstatt Techniken zu benutzen, die auch andere Hersteller in ihren Fahrzeugen nutzten, schien VW jahrelang in einer technischen Sackgasse unterwegs zu sein (FAZ).
Die Justiz startete Ermittlungen – in den USA und in Deutschland. Zwei Vorstandsvorsitzende (Martin Winterkorn und Matthias Müller) mussten bisher gehen. Offen ist, wann der neue VW-Chef Herbert Diess von den Vorwürfen erfuhr.
Vergangene Woche hatte das Flensburger Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) auch Daimler ins Visier genommen. Das Unternehmen soll ebenfalls manipuliert haben – seinen Kleintransporter Vito und Wagen der C-Klasse. Der Konzern hatte Schummeleien stets bestritten.
Das Bundesamt sieht das anders. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) fordert Aufklärung binnen 14 Tagen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Die Daimler-Strategie ist verwegen. Der Konzern bezieht nämlich Teile der Motoren für Vito und C-Klasse vom französischen Autobauer Renault.
Daimler sagt: Renault sei für die Manipulationen verantwortlich.
Renault sagt: Für die Software sei allein das Unternehmen verantwortlich, welches das fertige Auto ausliefert.
Das weiß niemand.
Technisch gibt es zwei Lösungen:
Bundesumweltministerium Svenja Schulze (SPD) ist für ein Nachrüsten.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ist für ein Update der Software.
Und die Kanzlerin? Hat sich noch nicht festgelegt. Es gebe Differenzen, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag.
Die EU-Kommission hat Deutschland (und fünf weitere Länder) wegen zu hoher Abgasbelastungen in der Luft vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg verklagt. Das Verfahren kann dauern.
Das Bundesverwaltungsgericht hat den Städten im Februar generell zugestanden, ein Fahrverbot zu erlassen, wenn die Abgasbelastung hoch ist.
Hamburg macht am Donnerstag, 31. Mai, den Anfang. Dort werden zwei Straßen teilweise für Diesel-Fahrzeuge gesperrt.
Und die Fahrer? Warten auf eine Entscheidung der großen Koalition. Und auf eine Antwort auf die Frage: Übernehmen die Verursacher des Skandals – die Autobauer – die Kosten?
(per/dpa/afp)