Die russische Regierung setzt längst nicht mehr nur auf Militärparaden und Propaganda im Fernsehen – auch auf dem digitalen Spielfeld wird gekämpft. Für Wladimir Putin spielt die ideologische Prägung der nächsten Generation eine zentrale Rolle im andauernden Krieg gegen die Ukraine.
Dabei geht es nicht nur um kurzfristige Zustimmung, sondern um die langfristige Formung eines Weltbilds: patriotisch, autoritätshörig und feindselig gegenüber der Ukraine und dem Westen. Der Kreml setzt daher schon im Kindesalter an, die russische Jugend auf Linie zu bringen.
Und auch für Jugendliche gibt es die "passenden" Angebote.
Nun hat Russland ein neues Propaganda-Instrument für den Ukraine-Krieg gefunden – und es sieht aus wie ein billiger Ego-Shooter. Das Videospiel "Squad 22: ZOV" ist seit Mai kostenlos auf Steam erhältlich. Es kommt optisch zwar aus der Ära der frühen 2000er, soll jedoch vor allem junge Spieler für den russischen Feldzug in der Ukraine gewinnen.
Im Zentrum des Spiels stehen laut dem "Kyiv Independent" russische Soldaten, die etwa besetzte Gebiete in der Ostukraine "befreien" oder verteidigen sollen. Gespielt werden unter anderem Gefechte in Mariupol oder Awdiivka, die reale und teils zerstörerische russische Angriffe nachbilden.
Statt des echten Grauens gibt es im Spiel demnach jedoch viel Pathos, Heldentum und unwahre Narrative: Die russischen Soldaten sollen Frieden bringen gegen den angeblichen Terror der Regierung in Kiew. Der ukrainische Spiele-Blogger Mykhailo Hrabar erklärte gegenüber dem "Kyiv Independent":
Produziert wurde das Spiel demnach von dem ehemaligen russischen Diplomaten Alexander Tolkach. Dieser hat laut "Kyiv Independent" in einem Interview offen zugegeben, dass das russische Verteidigungsministerium ihn Anfang 2024 mit dem Entwickeln von "Squad 22: ZOV" beauftragt hat – "um zu demonstrieren, dass wir es können".
Normalerweise würden derartige Spiele nämlich die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern voraussetzen und außerdem Sanktionen nach sich ziehen. Nach dem Release am 20. Mai 2025 habe es jedoch keine Sanktionen oder Verbote der internationalen Gaming Community gegeben.
Gaming-Expert:innen, die der "Kyiv Independent" befragt hat, glauben immerhin, dass die schlechte Qualität von "Squad 22: ZOV" dazu führt, dass es keine allzu große Fanbase bekommt.
Blogger Hrabar zufolge sei das Spiel aber ohnehin nur eine Art Test: Um westliche Gamer:innen mit ihrer Propaganda zu erreichen, würden "die Russen versuchen herauszufinden, wie weit sie mit zukünftigen, teureren, technisch überlegenen Spielen gehen können".
Steam biete für Russland dazu ideale Voraussetzungen, da die Spieleplattform nur schwache Moderationsregeln habe.
Doch natürlich geht es dem Kreml vor allem auch um die heimische Jugend. So steht laut "Kyiv Independent" sogar in der Spielbeschreibung auf Steam, dass "Squad 22: ZOV" von der russischen Armee als Material für Kadetten und Mitglieder der Yunarmiya ("Jugendarmee") empfohlen wird.
Dabei handelt es sich um eine staatlich geförderte Jugendorganisation zur ideologischen Indoktrination und militärischen Ausbildung für russische Kinder und Jugendliche.