Am 1. Mai wird in vielen Ecken in Deutschland der Maibaum aufgestellt. Im kleinen Murnau nahe München gibt es aber dieses Mal Ärger.
"Liebe die Heimat und deren Sitten, dann brauchst du nicht um Fremdes bitten", lautet der traditionelle Spruch am Baum.
Schwierig. In Zeiten, in denen nicht nur die Heimat zum politisch umkämpften Begriff geworden ist. Sondern auch der Umgang mit dem vermeintlich "anderen".
Die Murnauerin Inga Grüttner nervt der Text. Im Gegensatz zu den Maibaum-Sprüchen in der Umgebung klinge der Murnauer Spruch nach Ausgrenzung. Er sei ein "Aufruf zum Wegbleiben" und klinge "leider auch – nach fehlendem Selbstbewusstsein“, sagt Grüttner dem "Münchner Merkur".
Der Trachtenverein des Orts hält an dem Spruch fest.
Im 19. Jahrhundert ging's unter dem Maibaum nicht nur ums Tanzen und Anbandeln. Das Fest als solches war ein politischer Akt. Das berühmteste Maibaum-Fest stieg am 27. Mai 1832 in Hambach in der Pfalz. 32.000 Menschen kamen auf das alte Schloss. Ihre Forderung? Einigkeit und Recht und Freiheit.
In Berlin gibt es jetzt einen Heimatminister. Und der hat schon einmal festgestellt: "Der Islam gehört nicht zu Deutschland."
Innenminister Horst Seehofer wurde für seinen Spruch kritisiert. Sogar von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble.
Der neue Grünen-Chef Robert Habeck reklamierte die Heimat auch für die politische Linke: "Heimat ist der Raum, in dem wir leben und den wir gestalten, gleich, woher wir kommen. Heimat ist unser Zusammenleben", sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Nix von Abwertung "des Anderen" also.
Heimat ist ein Sehnsuchtsort. Ein unerfüllter. Das gilt für jene, die hier geboren sind. Und für jene, die hier zuwanderten.
Inga Grüttner hat deshalb einen eigenen Vorschlag für den Maibaum-Spruch in Murnau: