Im Kaffee, unter Bananen, im Bauch – wie 2018 Tonnen von Kokain nach Deutschland kamen
28.12.2018, 10:51
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Die deutschen Behörden haben 2018 vermutlich weniger Kokain als im
Vorjahr abgefangen. Ein Anzeichen für ein Nachlassen des
Drogenschmuggels ist das aber nicht. Die UN und Europol warnen vor
der organisierten Rauschgiftkriminalität.
2017 haben Drogenfahnder des Zolls gut sieben Tonnen Kokain sichergestellt.
Auch 2018 gab es zahlreiche Drogenfunde.
Die Vorjahreszahlen würden diesmal aber nicht erreicht, wenn man die bisher veröffentlichten Funde addiere, sagt das Zollkriminalamt in Köln.
Mit diesen Zahlen ist das so eine Sache. Denn der Zoll erfasst nur seine eigenen
Sicherstellungen. Die Polizei macht wiederum ebenfalls Fänge im Kampf gegen Drogen. Anfang November erwischten Hamburger Fahnder fünf Männer
beim Abladen von 1,1 Tonnen Kokain aus einem Lastwagen.
Das sind bereits große Mengen, aber vermutlich bilden sie nur einen Bruchteil dessen ab, was jährlich nach Deutschland geschleust wird. Polizei und Zoll entdecken längst nicht alles,
was nach Deutschland gebracht wird.
Wie viel Prozent fangen die Fahnder ab?
Es könnten 3, 10 oder 20 Prozent sein. "Das
kann man seriös nicht sagen", erklärte Meyns. Es handele sich um eine
Dunkelziffer. Gehe man optimistisch von 25 Prozent
Sicherstellungsquote aus, so würden jährlich etwa 30 Tonnen Kokain
aus Südamerika nach Deutschland geschmuggelt.
Wie kommen die Drogen ins Land?
Der Großteil davon kommt über die Seehäfen Hamburg und Bremerhaven,
sagte die Sprecherin des Zollkriminalamts, Ruth Haliti. Die
Schifffahrtsrouten führen jedoch häufig über Spanien und Belgien.
Wenn die Behörden in diesen Ländern den Kontrolldruck erhöhten, werde
mehr abgefangen.
Im vergangenen April fand die spanische Polizei in
der Hafenstadt Algeciras knapp neun Tonnen Kokain. Es war die größte
Menge, die je in Europa in Containern entdeckt und beschlagnahmt
worden sei, erklärte Spaniens damaliger Innenminister Juan Ignacio
Zoido. Die belgische Polizei fand im August fast zwei Tonnen Kokain
im Hafen von Gent. Belgien gilt laut der EU-Beobachtungsstelle für
Drogen als wichtigstes Transitland für Kokain in Europa.
Wie läuft der Schmuggel ab?
Nach den brasilianischen Baumaschinen, die 2016 als
Rauschgiftversteck aufflogen, gingen die Schmuggler 2018 eher in
üblicher Weise vor: Sie packten ihre illegale Ware etwa in
Sporttaschen, die schnell über Bord geworfen werden können. Mehrere
solcher Taschen mit 300 Kilo Kokain fand der Zoll im Juli in der
Elbmündung bei Brunsbüttel. Oder das Koks lag in
Bananenkisten. Das Bayerische Landeskriminalamt kam im Frühjahr einer
Bande auf die Spur, die auf diese Art ,.8 Tonnen Rauschgift aus
Ecuador nach Deutschland geschmuggelt haben soll.
In Bananenkisten verstecken Schmuggler das KokainBild: E+
Auch Ananas oder Kaffee dienten den Dealern als Tarnung, wie Funde im
März in Mecklenburg und im November in Hamburg zeigten. Das Kokain
kommt jedoch nicht nur per Schiff. Kleinere Mengen werden im Auto, im
Reisebus oder im Flugzeug transportiert. Im Juni erwischten Zöllner
am Frankfurter Flughafen einen 35-Jährigen, der mit 860 Gramm
Rauschgift im Magen in São Paulo ins Flugzeug gestiegen war.
Wieviel Geld steckt im Handel?
Mit Kokain kann viel Geld verdient werden. Der Verkaufspreis liege
zwischen 50 und 70 Euro pro Gramm, sagte Meyns. Der Zoll geht davon
aus, dass reines Kokain auf die dreifache Menge gestreckt wird, bevor
es auf den Markt kommt. Die Dealer verwendeten dabei Substanzen wie
Levamisol, Rattengift und andere stimulierende, aber krebserregende
Mittel. Levamisol ist ein Tiermedikament gegen Wurmbefall.
Nebenwirkungen seien die Veränderung des Blutbildes,
Verwirrungszustände, Schüttelfrost und Infektionen im Analbereich.
Schreckt das die Konsumenten ab?
Eher nicht. Laut dem Weltdrogenbericht,
den die Vereinten Nationen im Juni in Wien vorlegten, haben noch nie
so viele Menschen auf der Welt Drogen genommen. Im Jahr 2016 hätten
rund 275 Millionen Männer und Frauen mindestens einmal illegale
Drogen konsumiert, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Die Drogenmärkte
werden größer, konstatierte der Chef der UN-Abteilung für Drogen- und
Verbrechensbekämpfung, Yury Fedotov. Die europäische Polizeibehörde
Europol warnte Anfang Dezember vor der wachsenden Macht der
organisierten Drogenbanden in Europa.