Sergej W. hat zugegeben, die Bomben gebaut und gezündet zu haben.Bild: dpa
Deutschland
Anschlag auf BVB-Bus: Attentäter muss 14 Jahre in Haft
27.11.2018, 08:5227.11.2018, 14:22
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Der Bombenanschlag auf die Mannschaft von
Borussia Dortmund erschütterte am 11. April 2017 weit über die
Fußballwelt hinaus. An Dienstagmittag, um kurz nach 14 Uhr, erging das Urteil am Dortmunder Schwurgericht:
Attentäter Sergej W. muss 14 Jahre in Haft.
Das Gericht blieb damit knapp unter der von der Staatsanwaltschaft geforderten Höchststrafe und befand den Angeklagten des Mordversuchs, des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und der gefährlichen Körperverletzung für schuldig.
Die Staatsanwaltschaft hatet für den 29-Jährigen lebenslange Haft wegen versuchten Mordes gefordert.
Staatsanwalt Carsten Dombert zeigte sich davon überzeugt, dass Sergej W. bei der Abfahrt des Mannschaftsbusses zum Champions-League-Heimspiel gegen AS Monaco drei Sprengsätze am Teamhotel des BVB zündete, um die Spieler zu töten und damit den Kurs der BVB-Aktie zum Absturz zu bringen.
Die Verteidigung hatte auf eine Strafe "deutlich im einstelligen Bereich" plädiert.
"Der Anschlag hat mein Leben verändert."
BVB-Torwart Roman Weidenfeller
Welches Motiv trieb den Attentäter aus Baden-Württemberg?
Sergej W. aus Rottenburg am Neckar im beschaulichen Baden-Württemberg hat zwar zugegeben, die Bomben
gebaut und gezündet zu haben. Der in Russland geborene Deutsche
bestreitet jedoch jede Tötungsabsicht. Es sei ihm allein darum
gegangen, Angst und Schrecken zu verbreiten, hieß es in seinem
Geständnis. Er habe mit Optionsscheinen auf einen Kurssturz der Aktie
gewettet und durch den Anschlag und die Verunsicherung an den Märkten auf einen Gewinn von "einigen Zehntausend Euro" gehofft.
Die Verteidiger Carl Heydenreich und Christos Psaltiras hatten
deshalb nur eine Haftstrafe wegen Herbeiführens einer
Sprengstoffexplosion beantragt. Diese solle "deutlich im einstelligen
Bereich" liegen.
Was hat der Anschlag mit der Mannschaft gemacht?
In dem elf Monate dauernden Prozess haben die Richter neben
Sprengstoff- und Aktiensachverständigen auch fast alle damaligen
Businsassen aus dem Team und dem Betreuerstab von Borussia Dortmund als Zeugen vernommen. Der heute für Borussia
Mönchengladbach spielende Verteidiger Matthias Ginter brach dabei in
Tränen aus.
Der damals noch für Dortmund aktive Torwart Roman Weidenfeller sagte: "Der Anschlag hat mein Leben verändert."
BVB-Torwarttrainer Wolfgang "Teddy" de Beer meinte: "Das ist eine Sache, die man nie vergisst."
"Trainer-Talent" (Süddeutsche Zeitung) Thomas Tuchel, mittlerweile beim Weltklasseverein Paris St. Germain unter Vertrag, äußerte die Vermutung, ohne den Anschlag wäre er noch weiterhin beim BVB als Coach beschäftigt. Tuchel war wegen des schlechten Abschneidens von BVB-Boss Aki Watzke aus dem laufenden Vertrag gedrängt worden. In der Nachfolge Saison folgte unter den von Watzke engagierten Trainern Peter Bosz und Peter Stöger der sportliche Absturz. Erst der Schweizer Erfolgscoach Lucien Favre konnte den BVB in dieser Saison wieder zurück in die Erfolgsspur und die Spitze der Herren-Fußballbundesliga führen.
Bei dem Anschlag war BVB-Innenverteidiger Marc Batra im
Inneren des Busses schwer am Unterarm verletzt worden – ob von einem
der in den Bomben versteckten Metallsplitter oder einer Glasscherbe,
konnten Mediziner nicht abschließend klären. Ein Polizist, der dem
Bus auf einem Motorrad vorausfahren sollte, hatte ein Knalltrauma
erlitten. Der Beamte ist bis heute dienstunfähig.