Hausdurchsuchung nach Geiselnahme am Kölner Hauptbahnhof mit 3 Verletzten
16.10.2018, 09:1716.10.2018, 09:32
Mehr «Deutschland»
Nach der Geiselnahme am Kölner Hauptbahnhof schließen Polizei und
Staatsanwaltschaft einen Terroranschlag nicht aus. "Wir ermitteln in
alle Richtungen", erklärten die Ermittler bei einer Pressekonferenz. Vor
der Geiselnahme hatte der Mann in einer McDonalds-Filiale einen
Brandsatz gezündet, sagte Einsatzleiter Klaus Rüschenschmidt von der
Polizei Köln.
Nach Angaben der Ermittler gab es in der Folge der Geiselnahme von Montag eine Hausdurchsuchung.
Zum Ort und Zeitpunkt des Einsatzes machte die Polizei am Dienstagmorgen zunächst keine Angaben. Auch die Identität des Geiselnehmers war zunächst noch nicht zweifelsfrei geklärt.
Laut Polizei habe der Täter Passanten zufolge bei der Geiselnahme am Montag gesagt, er gehöre zur
Terrorgruppe "Daesh". Neben Brandbeschleuniger hatte er auch
Gaskartuschen bei sich, in der McDonalds-Filiale wurden weitere
Molotowcocktails gefunden, die der Mann offenbar dort zurückgelassen
hatte.
Daesh
Daesh ist eine andere Bezeichnung für den IS. Es ist ein Name, der im arabischen Raum geringschätzig für die Terrororganisation verwendet wird. IS-Anhänger lehnen diese Bezeichnung eigentlich ab, in IS-Gebieten war die Verwendung verboten.
Bei ihm könnte es sich um den Inhaber eines Ausweises handeln, den die
Polizei in der Apotheke gefunden hat. Dieser gehört einem 55 Jahre alten
Syrer, der seit 2016 in Köln lebt und eine Duldung bis 2021 erhalten
hat. Der Inhaber der Papiere sei durch Diebstähle und Körperverletzungen
polizeibekannt.
Am Mittag hatte die Polizei bestätigt:
Als Islamist sei die Person aber nicht bekannt gewesen, so der
Einsatzleiter der Polizei. Zudem sei es derzeit auch noch unklar, ob der
Täter tatsächlich die Person ist, zu der die Papiere gehören. Die
Polizei hat Hinweise, dass er eine im McDonalds zurückgelassene Tasche
und freies Geleit forderte und die Freilassung einer Tunesierin
forderte. Das gibt der Polizei auch noch Rätsel auf. Er habe nicht
einmal einen Namen genannt, so ein Sprecher zu t-online.de.
Kunde in anderer Apotheke sprach mit Geiselnehmer
Der Kontakt zum Täter lief über Telefon – über einen Kunden in einer
anderen Apotheke. Die Apotheke im Hauptbahnhof steht in Verbindung mit
der nahen Dom-Apotheke, dort war zufällig gerade ein Kunde gewesen, der
arabisch spricht. Dieser Mann wurde für die Polizei zum Draht zu dem
Geiselnehmer.
Beim Zugriff waren Explosionen zu hören. Dabei handelte es sich um
Blendgranaten der Polizei. Das bedeutet mindestens anderthalb Sekunden
Zeit, um den abgelenkten Täter zu überwältigen. Augenblicke später hatte
die Polizei auch gemeldet, der Täter sei unter Kontrolle. Sie schob
dann nach: Er wurde bei dem Zugriff schwerst verletzt und musste
wiederbelebt werden.
Eine Frau, die er in einer Apotheke als Geisel genommen hatte, überstand
das schreckliche Erlebnis mit mittelschweren Verletzungen, so ein
Sprecher der Feuerwehr. Die Feuerwehr hatte beim Eintreffen das Problem,
dass sie zunächst nicht wusste: Können Sie überhaupt Droht vielleicht
noch ganz andere Gefahr als vom Feuer? Das war beim Eintreffen bereits
erloschen.
Stewardess schilderte dramatischen Moment
Als die Geiselnahme noch lief, hatte ein TV-Sender bereits gemeldet, der
Täter habe ein Mädchen mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und
angezündet. Von der Polizei gab es dazu Antwort erst am Abend. Vorher
hieß es: "Bitte warten Sie auf offizielle Informationen und verbreiten
Sie keine Gerüchte und Spekulationen!"
Stewardess Larissa da Silva Lima (25) hatte der dpa berichtet, sie habe
vom Platz vor dem Bahnhof aus plötzlich "mehrere Schreie, sehr
hysterische Schreie" gehört. Sie habe sich umgedreht - und dann habe sie
Flammen gesehen in einem Bahnhofsrestaurant. Es ist in direkter
Nachbarschaft der Apotheke in dem Teil des Bahnhofs, der vom Dom
abgewandt ist.
Dann seien zwei Mädchen aus dem Restaurant gerannt, so die Augenzeugin.
Bei einem der Mädchen habe der Schuh gebrannt. Die Flammen hätten bis
zur Hüfte geschlagen.
da Silva Lima sagt weiter:
"Dann kam auch schon ein Passant und hat versucht,
dem Mädchen zu helfen."
Irgendwann habe der Passant es geschafft, dem
Mädchen den Schuh auszuziehen.
Es ist die 14-Jährige, von der die Polizei dann am Abend in der
Pressekonferenz berichtete. Die Polizei erklärte dort, dass der Mann in
dem Fast-Food-Restaurant Benzin vergossen und entzündet hatte, dazu eine
Schusswaffe dabei gehabt habe. Ob es eine scharfe Schusswaffe war,
konnte die Polizei zunächst nicht sagen.
Der Kölner Hauptbahnhof – direkt neben dem Dom – ist einer der größten
Bahn-Knotenpunkte der Republik. Täglich durchfahren ihn rund 1300 Züge,
bis zu 280 000 Reisende drängen sich auf den elf Gleisen. Entsprechend
groß war das Chaos. Da auch die Schnellstrecke nach Frankfurt nach dem
ICE-Brand vom Freitag gesperrt ist, stand nahezu der komplette
Bahnverkehr rund um Köln still.
Während der Einsatz lief, mahnte die Polizei in sozialen Medien: "Posten
Sie keine Fotos/Videos vom Polizeieinsatz! Streamen Sie nicht live,
damit unterstützen Sie den Täter!" Nach dem Ende des Einsatzes hofft die
Polizei nun auf Bilder, die mehr zum Ablauf beitragen könnten. Sie
hat gebeten, Videos und Bilder auf dem Hinweisportal hochzuladen.