Warum du gerade keine Bahn-Spartickets per Lastschrift bezahlen kannst
20.12.2018, 08:29
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Die Deutsche Bahn verzeichnet zurzeit
"verstärkt betrügerische Aktivitäten", die dazu führen, dass die
Buchung von Tickets mit bestimmten Zahlungsmitteln eingeschränkt
wurde. "Wir haben diese Maßnahme zum Schutz unserer Kunden ergriffen
und bitten dafür um Verständnis", sagte ein Sprecher der Deutschen
Bahn der Deutschen Presse-Agentur. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran,
dass unsere Services so schnell wie möglich wieder wie gewohnt zur
Verfügung stehen werden." Einen Zeitrahmen nannte das Unternehmen
nicht.
Keine Sparpreis-Tickets mehr per Lastschrift
Bahnkunden können bis auf weiteres keine Sparpreis-Tickets per
Lastschrift bezahlen, wenn sie auf bahn.de und im DB Navigator
buchen. Bereits im November hatte die Bahn die Summe gesenkt, die per
Lastschrift abgebucht werden konnte.
Sparpreis-Tickets mit einem Wert
von mehr als 150 Euro konnten nur mit Sofortüberweisung oder
Kreditkarte unter Abfrage des 3D-Secure-Passwortes bezahlt werden. Im
Moment sind überhaupt keine Zahlungen per Lastschrift mehr für
Sparpreis-Tickets möglich, die storniert werden können.
Die Kunden sind sauer
Auf den Seiten der Bahn-Community im Internet entlädt sich der
Zorn etlicher Bahnfahrer. Bemängelt wird eine fehlende Information
für die Kunden, die zum Teil seit langer Zeit das
Lastschrift-Verfahren nutzen.
Viele verweisen darauf, dass das
3D-Secure-Verfahren nicht kurzfristig verfügbar sei, sondern erst
nach Rücksprache mit der Bank. Klar ist: Die Betrügereien sind auch
nicht wegen der Zahlungsart Lastschrift möglich geworden, sondern
wegen des von der Bahn geänderten Rückzahlungsmodus bei stornierten
Tickets.
Risikofaktor: Stornogutscheine
Bis Ende Juli fielen bei der Stornierung eines Sparpreis-Tickets
19 Euro Bearbeitungsgebühr an. Der Rest wurde zurückgezahlt - auf dem
gleichen Wege, auf dem der Kunde gezahlt hatte. Den Restbetrag bekam
man bei der Lastschrift also wieder auf sein Girokonto.
Seit dem 1.
August fallen nun noch zehn Euro Bearbeitungsgebühr an, der
Restbetrag wird allerdings als Stornogutschein ausgegeben, der für
einen erneuten Ticketkauf verwendet werden kann. Der Stornogutschein
ist ein siebenstelliger Code, der drei Jahre gültig ist und in
Reisezentren und DB-Agenturen, am Automaten oder auf bahn.de
eingelöst werden kann.
So funktionierte die Masche der Betrüger
An diesem Punkt haben die Betrüger angesetzt, so die ermittelnde
Bundespolizei. "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird davon ausgegangen,
dass bislang nicht identifizierte Täter über einen bisher unbekannten
Kanal an Kreditkartendaten und/oder Kontodaten gelangen." Diese Daten
hätten die Betrüger dann verwendet, um "Onlinetickets (OLT) im
Sparpreissegment" zu kaufen. "Bei den derzeit hier bekannten Fällen
handelt es sich auch um hochpreisige Buchungen im Wert von bis zu
2500 Euro je Fahrtstrecke", so die Bundespolizei in Potsdam auf
Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Die Masche der Betrüger: Die ergaunerten Online-Tickets
stornierten sie postwendend und ließen sich die Storno-Gutscheine per
Mail schicken. "Nach derzeitigem Sachstand werden die Gutscheine im
Anschluss zum Kauf angeboten und weiterveräußert", so die
Bundespolizei. Um die Herkunft der Gutscheine zu verschleiern,
kauften die Täter mit diesen teilweise auch neue Bahn-Tickets,
stornierten diese erneut, um einen anderen Gutschein-Code über den
Restwert zu erhalten.
Angeblich keine Kunden-Konten gehackt
Nach Angaben eines Bahn-Sprechers basieren die Betrugsfälle "auf
sogenannten Phishing-E-Mails". Offenbar hatten sich die Täter Zugang
verschafft zu Mail-Accounts, über die "Passwort vergessen"-Option auf
bahn.de sich an diese Mailadressen neue Passworte schicken lassen und
so das Login von bestehenden Kunden übernommen. Im
Lastschriftverfahren wurden von deren Konten dann zum Teil hohe
Beträge abgebucht. Die Bahn betont: "Ganz wichtig: Es sind keine
bahn.de- bzw. DB-Navigator-Konten gehackt worden."
Um wie viele Betrugsfälle es geht, ist offen. "Stellen Kunden
unberechtigte hohe Abbuchungen für Fahrkarten von ihrem Konto fest,
dann sollten sie die Lastschrift durch ihre Bank widerrufen lassen
und sich umgehend mit uns in Verbindung setzen", so die Bahn. "Wir
wollen natürlich nicht, dass den Kunden durch diese betrügerischen
Aktivitäten irgendein Schaden entsteht." Außerdem rät die Bahn zu
einer Anzeige bei der Polizei.
Bahn sieht Erfolge
Das Unternehmen sieht bereits Erfolge der eigenen Strategie:
"Durch unsere Gegenmaßnahmen sind die Betrugsfälle massiv eingedämmt
worden." Außerdem seien die ergaunerten Gutscheine "wertlos, da wir
diese gesperrt haben". An dem im August eingeführten Verfahren der
Storno-Rückzahlung will die Deutsche Bahn festhalten.
Kunden in der
Bahn-Community im Internet schlagen dagegen vor, wieder zur
Rücküberweisung des Betrags auf das Konto zurückzukehren oder andere,
sichere Verfahren zu wählen. Die Bahn betont, dass bei der
Stornierung von Flexpreis-Tickets wie früher der gesamte Betrag auf
das gewählte Zahlungsmittel zurücküberwiesen wird.