Selbstmord oder Mord? Darüber streiten sich die Gerichte im Falle des tot aufgefunden Asylbewerbers Oury Jalloh seit über einem Jahrzehnt. Jetzt sorgt ein Gutachten für neue Erkenntnisse.
Oury Jalloh aus Sierra Leone starb im Januar 2005 bei einem Feuer
in einer Gewahrsamszelle des Polizeireviers in Dessau-Roßlau. Er wurde mit
gefesselten Händen auf einer Matratze in seiner verschlossenen Zelle aufgefunden.
Die genauen Umstände, die zum Tod geführt haben, sind bis heute ungeklärt. So kurios war der Fall, dass ihm sogar der Tatort eine eigene Folge widmete.
Im ersten Verfahren 2008 wurden zwei Polizisten vor dem Dessauer Landgericht freigesprochen. Vor dem Magdeburger Landgericht wurde in einem zweiten Prozess ein Polizist zu einer Geldstrafe verurteilt.
Der Gutachter und Toxikologe Gerold Kauert hat am Montag die Ermittlungen im Fall des ungeklärten Feuer-Todes von Jalloh kritisiert. Und schließt eine Selbsstötung aus. Das sagte er dem MDR.
Bei einer solchen Selbsttötung hätte der Körper Stresshormone freisetzen müssen. Im Urin seien aber keine Anzeichen einer tödlichen Stresswirkung gefunden worden:
Gegen die Selbstmordthese spreche auch, dass Jalloh bereits vor dem Feuer bewusstlos gewesen sei.
Jalloh müsse gestorben sein, noch bevor die Brandgase in seinen Körper gelangen konnten, sagte Kauert. Damit stünden auch die Aussagen von Zeugen infrage, wonach Oury Jalloh noch nach Ausbruch des Feuers über die Gegensprechanlage mit der Leitstelle des Reviers kommuniziert haben soll.
(ts)