Rasende Eichhörnchen und Python-Pakete – die erstaunlichsten Highlights des Polizei-Jahres
16.12.2018, 11:15
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Es war ein seltsames Jahr für Deutschlands
Ordnungshüter, aber auch für deren Kollegen im Ausland. Von Auto
fahrenden Schulkindern über verknotete Männer und bescheidene Räuber – bis hin zu Mäusen mit angeblicher Marihuana-Vorliebe:
Bekiffte Mäuse brachten Probleme
Polizisten sind in Argentinien in arge Erklärungsnot
geraten, nachdem beschlagnahmtes Rauschgift in ihrer Obhut in rauen
Mengen verschwunden war. Es ging um eine halbe Tonne Marihuana.
Ihre
Version: Mäuse in dem Lager in Buenos Aires hätten die Drogen
verspeist, beteuerten die Ordnungshüter im Zwielicht. Unter anderem
berichtete der britische "Guardian" über den Fall, den Nager-Experten
für – mindestens – verdächtig halten. Die beschuldigten Mäuschen
schweigen in der Sache.
Ein Umbau mit Folgen
Oh, Schreck! Nach längerer Abwesenheit besuchte ein
Hausbesitzer mal wieder seine Immobilie im sachsen-anhaltischen
Genthin. In der Zwischenzeit war dort eine professionelle
Cannabis-Plantage mit Wassertanks, Beleuchtungsanlagen und 500
Pflanzen entstanden.
Ein Schlangen-Geschenk und ein Schalersatz
"Nimm nichts von Fremden an" – Jahrzehnte lang bläuten
Eltern diesen Satz ihren Kindern ein. Der Fall eines Berliner Jungen
dürfte sie bestärken. Ende August drückte ein fremder Mann dem Jungen
im Stadtteil Lichterfelde einen Jutebeutel in die Hand und rannte
davon.
"Viel Spaß mit den Pythen", soll er im Weglaufen gerufen
haben. Tatsächlich fanden sich im Inneren des Beutels zwei
Würgeschlangen, jeweils weniger als einen Meter lang – Pythons, so
der korrekte Plural. Die vieles gewöhnte Berliner Polizei übergab die
Tiere einem Experten und twitterte gelassen: "Allet Jute ihr zwei."
Es blieb nicht der einzige Einsatz dieser Art: Im Oktober flanierte
ein 36-Jähriger mit einer artgeschützten Würgeschlange um den Hals
durch den Düsseldorfer Hauptbahnhof – und löste so einen Einsatz der
Bundespolizei aus. Das Tier wurde beschlagnahmt: Der mutmaßliche
Besitzer habe nicht nachweisen können, dass es ihm wirklich gehöre.
Auch sei das Tragen einer Boa constrictor in der Öffentlichkeit "nicht als artgerechte Haltung zu verstehen". Mit 1,80 Meter Länge
war das Reptil aus Sicht des Mannes offenbar ein prima Schalersatz.
Man kann so vieles vergessen
Dass ein Autodach als Ablagefläche wenig taugt, erfuhr die
Besatzung einer Polizeistreife auf der Ostseeinsel Usedom. Sie hatte
auf dem Dach Munition für eine Maschinenpistole abgelegt und war dann
zum nächsten Einsatz gebraust. Hätten sie sich nur vorab mit den
Leipziger Polizisten unterhalten, die 2016 auf ähnliche Weise einer
Maschinenpistole verlustig worden waren.
Wirklich so viel vergessen...
Kommt der türkische Präsident in Berlin zu Besuch, dann
kann es schon einmal unübersichtlich werden: Wo war noch gleich der
Streifenwagen? Diese Frage stellte die Hauptstadtpolizei nicht nur
sich selbst, sondern auch allen anderen Polizeidienststellen per Mail – etwa 25.000 Mitarbeiter wurden kontaktiert. Ob rein zufällig der
gesuchte Wagen bei ihnen stehe? Nicht auszudenken, was Ganoven mit
dem Fahrzeug anstellen könnten. Am Ende war alles viel simpler.
Beamte hatten den Wagen aus der Werkstatt abgeholt - und dort
vergessen, ihn aus einer Liste auszutragen.
Was da wohl los war?
Hilferufe durch den schmalen Spalt einer Wohnungstür hatten
den Einsatz ausgelöst. Im Innern fand die Polizei einen seltsamen
Anblick vor: Zwei Männer, ein fernsteuerbares Spielzeugauto und eine
als Ritter verkleidete Schaufensterpuppe – verkeilt zu einem "Knäuel" und deshalb völlig bewegungsunfähig. Die Beamten halfen dem Mieter und dessen Trinkkumpan beim Entknoten. Gedankt wurde es
ihnen nicht, eine Erklärung gab es auch nicht: Der entknotete
Bewohner beschimpfte seine Retter – und kassierte dafür noch eine
Anzeige.
Dieser Junge wusste hingegen genau, was Sache ist
Als Landkind hat man es nicht leicht. Alles ist weit
entfernt, Busse kommen – wenn überhaupt – selten. Und mal eben am
Laden um die Ecke etwas Süßes zu kaufen, ist auch nicht drin. "Dann
eben mit dem Auto", dachte sich ein Elfjähriger aus Niedersachsen im
September, als ihn der Heißhunger auf Zuckriges packte. Er machte
sich mit dem Wagen der Mutter auf in Richtung eines entfernten
Supermarkts. Nach zehn Kilometern unfallfreier Fahrt stoppte ihn eine
Streife – und der Elfjährige parkte routiniert auf dem
Seitenstreifen. Seine Fahrkenntnisse habe er beim Treckerfahren
erworben, bekamen die Beamten zu hören.
Und dieser Lastwagenfahrer hingegen gar nicht...
Neue Maßstäbe in Sachen Beratungsresistenz setzte im Juni
ein Lastwagenfahrer in Baden-Württemberg. Er wollte sich die
Umfüllung von Gas aus einem Transporter in einen Tank aus der Nähe
ansehen – und zwar mit Zigarette im Mund. Weil die Mitarbeiter des
Autohofs den Mann nicht zum Weggehen bewegen und wegen der
Brandgefahr den Tank nicht befüllen konnten, riefen sie die Polizei.
Doch auch den Beamten kaufte er zunächst nicht ab, dass
Zigarettenglut und Treibstoffe nicht gut zusammengehen. Erst nachdem
sie ihn "energisch in die Schranken" wiesen, willigte der Raucher
ein, die Szene "aus einiger Distanz" zu betrachten.
Und hier noch ein Transport, der einfach nur verboten war
Ein paar Muscheln vom Strand, eine schöne Postkarte –
einem Zoohändler aus Bayern waren solche Mitbringsel zu gewöhnlich.
Und so fuhr er mit einem Laster mit 24 Wasser-Zisternen – insgesamt
24.000 Liter Fassungsvermögen – im italienischen Urlaubsort Triest an
die Strandpromenade und begann, das Wasser aus dem Ozean zu pumpen.
Die Polizei ließ ihn das Wasser noch an Ort und Stelle zurückkippen.
1500 Euro Geldstrafe bekam der 48-Jährige – statt des Wassers für
seine Aquarien.
Wenn man schon mal aufräumt...
Mit einer funktionierenden Splittergranate erschien eine
90-Jährige in einer Leverkusener Polizeiwache. Sie wolle das "Teil
nicht mehr im Haus haben", das ihr Gatte – inzwischen verstorben –
1943 aus dem Krieg in Russland mitgebracht habe und das seither auf
dem Schreibtisch lag. Die Beamten wollten das Teil ebenfalls nicht
auf der Wache haben – und so wurde evakuiert. Nach zweieinhalb
Stunden gab der Kampfmittelräumdienst Entwarnung.
Auch "Pippilotta" bekam ihre 15 minutes of fame
Rothaarig und klein war die Verfolgerin, die einen
Mann in Karlsruhe im August zu einem verzweifelten Notruf nötigte.
Ihre Körpergröße glich sie offenbar durch Hartnäckigkeit aus. Nach
der "Festnahme" entpuppte sich die Kleine – dehydriert, schwach und
am Auge verletzt – als wenige Wochen altes Eichhörnchen-Mädchen.
Wegen ihres Überlebenswillens bekam die Kleine den Beinamen "Pippilotta" – in Anlehnung an den Vornamen der Kinderheldin Pippi
Langstrumpf.
Wohl aus purer Verzweiflung habe sie dem Mann
nachgestellt, erklärte die Wildtierstation, die sie aufnahm und nach
einigen Wochen propper und gesund wieder in die Freiheit entließ. "Sie hat einen eigenen Kopf, ist sehr selbstständig und macht, was
ihr gefällt", hieß es – ganz wie die Namenspatin.