Vor grellen Scheinwerfern stehen und sich der Kritik anderer stellen – Fine Bauers erster Job war kein Praktikum im Streichelzoo. Mit 18 Jahren wurde sie bereits Teil eben jener Branche, die sie als Teenie noch so gefesselt hatte und begann zu modeln nachdem sie beim Feiern von einem Fotografen entdeckt wurde.
Die Tinte unter ihrem ersten Modelvertrag war kaum getrocknet, damals noch etwa 20 Kilogramm "schlanker", wurde sie von ihrer Agentur angehalten, noch mehr Gewicht zu verlieren. Gefüttert hat das nur die Essstörung, die bereits in ihr lebte. Halten konnte und wollte sie das neue Gewicht nicht und als der unumgängliche Jojo-Effekt eintraf, passte sie nicht mehr in das "gängige Schönheitsideal", fühlte sich aber endlich gesund. Also wurde sie Plus-Size-Model, ein damals noch recht neuer Begriff.
Heute weiß sie, dass ihr Körper, so wie er heute ist, gesund ist, egal welches Label die Gesellschaft ihm geben möchte. Die Wahl-Hamburgerin lässt sich nicht mehr in eine Schublade stecken – vor allem nicht in eine zu enge. Ihr Kampf für mehr Inklusion in der Modewelt fokussiert sich dabei auf einen eigentlich banalen Grundsatz: Nicht jeder Körper kann oder soll gleich aussehen!
Aktivismus betreiben und mit gutem Beispiel voran gehen. Neben ihren Modelaufträgen verfasst Fine als Redakteurin für das Online-Magazin Très Click Artikel zu wichtigen Themen wie mehr Körperakzeptanz. Ihr Stück mit dem Titel "Wie es ist, wenn der Freund viel dünner ist, als man selbst" ging viral und das vor allem wegen ihrer Ehrlichkeit. Sie steht dazu, auch mal an sich zu zweifeln und hat keine Angst davor, die ganze Bandbreite ihrer Gefühle und Gedanken, die sie auf ihrer eigenen Reise zu mehr Selbstliebe begleiten, öffentlich zu teilen. Sie weiß, wie lang der Weg zu einem Körper, den man wirklich mag, sein kann.
Modeln, schreiben, dabei weiter aufklären und Präsenz zeigen für Körper jenseits dem, was man klassisch als "Modelmaße" verstehen würde. Dabei scheut sie sich nicht vor deutlichen Fotos. Ohne Filter und Photoshop beweist sie auf Instagram, dass eine Frau nicht Size Zero tragen muss, um schön zu sein – und dass gerade die vermeintliche "Imperfektion" spannend ist.